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„Abfall ist kein Müll“ - Landratsamt Breisgau-Hochschwarzwald

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4. Wertstoffe<br />

Arbeitstext 1:<br />

Ökologische und soziale Folgewirkungen der Aluminiumherstellung<br />

am Beispiel Carajas, Brasilien<br />

Durch die Abfallprodukte bei der Produktion von Aluminium kommt es zu erheblichen Umweltbelastungen.<br />

Der schwermetallhaltige Rotschlamm, von dem pro Tonne gewonnenen Aluminiums<br />

etwa 3 Tonnen mit 50 % Wassergehalt anfallen, muß deponiert werden. Bei der Verbrennung von<br />

Bauxit entstehen Kohlenmonoxid und Staub. Bei der Elektrolyse entstehen noch zusätzlich Schwefeldioxid<br />

(Mitverursacher des sauren Regens) und Fluorwasserstoff. Fluorwasserstoff <strong>ist</strong> ein stark<br />

ätzendes Gas, das bei Menschen zur Reizung von Schleimhäuten und bei chronischer Belastung<br />

zu Knochen-, Zahn-, Nieren- und Hautveränderungen führt. Aufgrund seiner ätzenden Wirkung <strong>ist</strong><br />

Fluorwasserstoff stark pflanzenschädigend. Neben den Umweltbelastungen durch den Herstellungsprozeß<br />

und dessen Abfallprodukte geht die Aluminiumproduktion mit einem hohen Landschaftsverbrauch<br />

einher.<br />

Am Beispiel des Großprojektes Carajas in Brasilien (Ostamazonien) läßt sich das Ausmaß der Landschaftszerstörung<br />

aufzeigen. Im Anbaugebiet der Sierra dos Carajas werden die Kuppen eines<br />

650 bis 800 Meter hohen Gebirges mittels Baggern abgehobelt. Dadurch kommt es zu Bodenerosionen<br />

und der Wasserhaushalt <strong>ist</strong> für immer geschädigt. Letztlich stellt der schwermetall- und<br />

schwefelhaltige Abraum für die benachbarten Gebiete eine ungeheure Belastung dar.<br />

Die Weiterverarbeitung des Bauxits erfolgt nicht direkt in Carajas sondern in der ca. 900 Kilometer<br />

entfernten Stadt Sao Louis. Um das Bauxit zu den dortigen Aluminiumhütten bringen zu können,<br />

wurde extra eine Eisenbahnlinie gebaut.<br />

Den zur Aluminiumproduktion benötigen Strom liefert das Wasserkraftwerk von Tucurui.<br />

Zur Errichtung dieses 800 Megawatt Kraftwerks wurde eine Fläche von 2.100 Quadratkilometern<br />

(die Fläche des Saarlandes) überschwemmt und ein 100 Meter hoher und 9 Kilometer langer Staudamm<br />

errichtet. Dafür sind nur etwa 10 Prozent des Baumbestandes im Überflutungsgebiet geschlagen<br />

worden. Der Rest wurde mit dioxinhaltigen Entlaubungsmitteln "entwaldet". Der Zerfall des<br />

restlichen Waldes unter Wasser zehrt Sauerstoff und setzt giftige Gase frei, wodurch das gesamte<br />

Leben im Wasser bedroht wird.<br />

Wieviele Tiere der Überflutung zum Opfer gefallen sind, weiß <strong>kein</strong>er. Es gab zwar Rettungsaktionen<br />

mit Schlauchbooten, durch die die Tiere aus dem Wasser gerettet wurden, aber wo sollen sie ihren<br />

neuen Lebensraum finden? In den Revieren der Konkurrenten der eigenen Art?<br />

Um den Strom von Tucurui-Stausee zu den Aluminiumhütten befördern zu können, schlug man eine<br />

etwa 200 Meter breite Trasse durch den Urwald. Auch hier bediente man sich der chemischen Keule<br />

und versprühte Entlaubungsgifte, wie sie auch im Vietnamkrieg eingesetzt wurden. Da die brasilianische<br />

Landbevölkerung in dem betroffenen Gebiet von der chemischen Entlaubung nicht in Kenntnis<br />

gesetzt worden war, starben viele Menschen im Regenwald. Von dem Staudammprojekt waren<br />

19 amazonische Indianervölker mit etwa 10.000 Menschen betroffen, die zwangsumgesiedelt<br />

wurden. Dies bedeutete deren physische und kulturelle Vernichtung.<br />

Wie gravierend die Eingriffe in das Leben der Naturvölker sind, zeigt das Beispiel der Assurini, die<br />

aus Verzweiflung den Pakt mit dem Tode eingingen. Sie beschlossen, ihren Stamm aussterben zu<br />

lassen, was als Konsequenz hatte, daß die Frauen systematisch jedes Kind abtrieben – und das<br />

zehn Jahre lang.<br />

aus: Dritte Welt Haus Bielefeld (Hrsg.): Müllgeschichten aus der "Einen Welt", Bielefeld 1992<br />

Kapitel 4.4 / Kopiervorlage 1

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