Berliner Zeitung 19.10.2018
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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 244 · F reitag, 19. Oktober 2018 17<br />
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Gesundheit<br />
Gefährlicher Bluthochdruck<br />
Häufiges Nasenbluten könnte ein Hinweis auf eine ernsthafte Erkrankung sein<br />
VonMichael Timm<br />
Sie müssen sich schnäuzen<br />
und greifen zum Taschentuch.<br />
Plötzlich färbt sich der<br />
Stoff rot. Nasenbluten! Oft<br />
sieht es schlimmer aus,als es ist, und<br />
in der Regel hört das Bluten auch<br />
bald wieder vonselbst auf. Doch tritt<br />
es öfter auf, könnte der Blutdruck erhöht<br />
sein.<br />
Sprays gegen Schnupfen und<br />
Allergien sind ein häufiger Grund für<br />
gelegentliches und vorübergehendes<br />
Nasenbluten. Sie trocknen die<br />
empfindlichen Schleimhäute in der<br />
Nase aus. Die kleinen Blutgefäße<br />
platzen dann leichter, wenn man<br />
sich etwas kräftiger die Nase putzt.<br />
Auch Sommergrippe, Infektionen,<br />
scharfe Fingernägel oder ein Schlag<br />
auf die Nase können schuld sein.<br />
Wenn das Phänomen jedoch mehrmals<br />
pro Woche auftritt oder länger<br />
als 20 Minuten anhält, kann auch<br />
eine ernstere Erkrankung dahinterstecken,<br />
beispielsweise ein zu hoher<br />
Blutdruck. „Deshalb sollten Sie sich<br />
in diesen Fällen vom Arzt untersuchen<br />
lassen“, rät Kardiologe Heribert<br />
Schunkert vom Deutschen Herzzentrum<br />
München.<br />
In den meisten Fällen lässt es sich<br />
allerdings nicht eindeutig klären,<br />
was genau den Druck in die Höhe<br />
treibt. Dafür kommen viele Auslöser<br />
infrage: Eine erbliche Veranlagung,<br />
aber auch Rauchen, Übergewicht,<br />
Bewegungsmangel, eine zu hohe<br />
Kochsalzzufuhr und Stress sind die<br />
häufigsten davon.<br />
„Das Gefährliche am Bluthochdruck<br />
ist, dass man lange Zeit gar<br />
nichts davon bemerkt“, warnt<br />
Schunkert. „Unruhe, ein gestörter<br />
Schlaf, Kopfschmerzen, Schwindel,<br />
Das Gefährliche am Bluthochdruck ist, dass man ihn lange Zeit gar nicht bemerkt.<br />
Erste Hilfe: Bei Nasenbluten sitzen bleiben<br />
und den Kopf nach vorn neigen. Aufkeinen Fall<br />
in den Nacken beugen oder hinlegen. Drücken<br />
Sie dann mit Daumen und Zeigefinger fünf bis<br />
zehn Minuten lang die Nasenflügel zusammen.<br />
Blutet es immer noch, erneut zehn Minuten<br />
drücken. Außerdem ein kaltes feuchtes Tuch,<br />
eine Kühlkompresse oder einen Eisbeutel in<br />
den Nacken legen, dadurch ziehen sich die Gefäße<br />
zusammen. Sportärzte legen dem Patienten<br />
ein zusammengerolltes Papiertaschentuch<br />
unter die Zunge. Das regt die Speichelbildung<br />
an, wozu der Körper Blut aus der Nase abzieht.<br />
Vorbeugen: Eine der besten Therapien gegen<br />
Hypertonie ist ein normales Körpergewicht,<br />
weil dann das Herz nicht mit so hohem Druck<br />
pumpen muss. Also abnehmen: Jedes verlorene<br />
Kilogramm Übergewicht kann den Blutdruck<br />
um ein halbes bis zwei mmHg senken.<br />
Bei einem Gewichtsverlust vonzehn Kilogramm<br />
macht das schon fünf bis zwanzig mmHg wenigeraus.<br />
Auch Sportist hier hilfreich. Fünfmal<br />
pro Woche jeweils 30 Minuten Ausdauersport<br />
wie schnelles Gehen, Joggen, Radfahren oder<br />
Schwimmen kann die Werteumzusätzliche<br />
fünf bis zehn mmHg senken.<br />
DAS KANN MAN TUN<br />
Ernährung: Verzichten Sie auf zu viel Salz und<br />
würzen Sie Ihre Speisen mit frischen Kräutern.<br />
Der Verzicht auf Bier,Wein und andere alkoholische<br />
Getränkekann den Druck um durchschnittlich<br />
drei bis vier mmHg reduzieren. Zudem<br />
sollten Sie Stress vermeiden. Bestimmte<br />
Formen vonStress treiben den Blutdruck in die<br />
Höhe und steigerndamit das Risikofür Herzerkrankungen.<br />
Erkundigen Sie sich, wo in Ihrer<br />
Gegend Seminare für eine bessere Stressbewältigung<br />
angeboten werden. Werlernt, besser<br />
mit Stress umzugehen, erlangt gleichzeitig<br />
mehr Lebensqualität.<br />
GETTY/ANDREY POPOV<br />
Behandlung: Zeigt die Umstellung auf eine<br />
gesündere Lebensweise keinen Erfolg,sind Tabletten<br />
nötig.ZuBeginn verschreibt der Arzt<br />
meist eine Kombination aus zwei Mitteln. Zur<br />
Auswahl stehen zum Beispiel entwässernde<br />
Mittel, Beta-Blocker,Kalzium-Antagonisten,<br />
ACE-Hemmer und Sartane. Die Medikamente<br />
können den Hochdruck dauerhaft senken,<br />
aber nicht heilen. Deshalb müssen sie in der<br />
Regel lebenslang eingenommen werden. Damit<br />
die Werteimmer im gesunden Bereich bleiben,<br />
sollte sie der Arzt mehrmals pro Jahr überprüfen<br />
und gegebenenfalls anpassen.<br />
Herzklopfen und Atemnot können<br />
Zeichen für einen schon länger bestehenden<br />
oder plötzlich sehr hoch<br />
ansteigenden Blutdruck sein.<br />
Manchmal platzt dann auch eine<br />
Ader in der Nase.“<br />
Am sinnvollsten ist eine mehrmalige<br />
Blutdruckmessung, die beim<br />
Arzt, aber auch zu Hause oder in einer<br />
Apotheke durchgeführt werden<br />
kann. Um genaue Wertezuerhalten,<br />
sollte der Patient dabei völlig entspannt<br />
sein. Das erreicht man, indem<br />
man vor der Messung fünf Minuten<br />
lang ruhig sitzen bleibt. Danach<br />
wirdder Druck dreimal gemessen.<br />
Liegt der obere Wert über<br />
140 mmHg, sollte man die Messung<br />
in regelmäßigen Abständen wiederholen<br />
und die Ergebnisse kontrollieren.<br />
Bleiben sie so hoch, sind der<br />
Hausarzt oder Internist gefragt, um<br />
gemeinsam mit dem Patienten den<br />
Druck dauerhaft zu senken. Beihäufigem<br />
Nasenbluten kann ein HNO-<br />
Arzt mit Hilfe eines Endoskops die<br />
Nase von innen genau betrachten<br />
und etwaige Blutungsquellen aufspüren.<br />
Ein vorliegender Bluthochdruck<br />
muss immer behandelt werden, weil<br />
sonst das Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko<br />
stark ansteigt. „Bei leichten<br />
oder mittelschweren Fällen kann ein<br />
gesunder Lebensstil oft schon allein<br />
die Werte deutlich senken“, sagt Kardiologe<br />
Schunkert. Dazu gehören<br />
Übergewicht abbauen, Bewegung<br />
und richtige Ernährung. Wenn dies<br />
nach spätestens drei bis sechs Monaten<br />
nicht gelinge, oder wenn die<br />
Werte stark erhöht seien, stünden<br />
den Patienten eineVielzahl moderner<br />
und wirkungsvoller Medikamente<br />
zurVerfügung, die der Arzt meist in einer<br />
Kombination verschreibe.<br />
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