Berliner Zeitung 19.10.2018
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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 244 · F reitag, 19. Oktober 2018 23<br />
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Feuilleton<br />
Der giftige<br />
Spaß<br />
der Welt<br />
Pigor &Eichhorn in der<br />
Bar jeder Vernunft<br />
VonIrene Bazinger<br />
Seit 1995 treten Thomas Pigor und<br />
Benedikt Eichhorn zusammen<br />
auf und haben mit ihrem formidablen<br />
Musikkabarett alle renommierten<br />
Preise der Kleinkunstbranche<br />
abgeräumt, zuletzt den „Salzburger<br />
Stier“. Ganz zu Recht, wie die beiden<br />
Großmeister der beschwingten, beherzten,<br />
sehr besonderen Satirenun<br />
in der Bar jeder Vernunft beweisen.<br />
Mit ihrem neuen Programm „Einführung<br />
für Anfänger“ machen sie<br />
einander und dem Publikum das<br />
Vergnügen, mal kurz durch die über<br />
zwanzig Jahre ihrer gemeinsamen<br />
Geschichte zu flanieren und dabei<br />
die eigenen wie die gesellschaftlichen<br />
Entwicklungen mit Witz und<br />
Vervezustreifen.<br />
In „Zigarette“ etwa aus „Volumen<br />
3“ (1999) wird energisch zum<br />
Rauchen als „Pakt gegen den Mainstream“<br />
aufgefordert, was zwar<br />
schlecht für Pigors Stimmbänder ist,<br />
jedoch gut für die Atmosphäre –<br />
denn damals durfte man im Spiegelzelt<br />
der Bar jeder Vernunft noch<br />
qualmen, und eine Schachtel Fluppen<br />
kostete nur fünf DM. Außerdem<br />
kommt Sabine Christiansen<br />
eine tragende Rolle zu, sie wird<br />
aber absichtlich als frühere ARD-<br />
Moderatorin vorgestellt, falls sie jemand<br />
vergessen haben sollte.<br />
Selbst aus Anwandlungen von Hypochondrie,<br />
aus Mutmaßungen<br />
über das Zölibat oder über die typische<br />
teilnahmslose Wurstverkäuferin<br />
(„Ich werde nicht bedient, also<br />
bin ich nicht“, fürchtet der Kunde)<br />
gelingen ihnen elegante Chansons,<br />
fiese Spötteleien und immer gepflegte<br />
musikalische Hasardspiele.<br />
Die zwei bebrillten, beleibten<br />
Herren im besten Alter,die einst den<br />
„Salon-HipHop“ erfanden und sich<br />
als radikale Vertreter des „Chanson à<br />
texte“ begreifen, ergänzen wie bereichern<br />
einander sowohl optisch als<br />
auch akustisch, hübsche Reibereien<br />
bei den Conférencen inbegriffen. Pigor<br />
mit Swing in Stimme und Beinen<br />
und meist mit Hutkokettiertein wenig<br />
mit dem Mythos Frank Sinatra,<br />
Sammeln Jahre und bleiben gut:<br />
Eichhorn(l.) und Pigor. BAR JEDER ’VERNUNFT<br />
ohne diesen überzustrapazieren. Er<br />
kann ebenso den feurigen Barden<br />
wie den leidenschaftlichen Bänkelsänger,<br />
den furchtlosen Animateur<br />
beim Karneval wie den elegischen<br />
Beschwörer von „Meck-Pomm“<br />
(„kurz hinter Magdeburg“) verkörpern.<br />
Eichhorn gibt dazu vom Klavier<br />
her den hinreißend komischen,<br />
formal gewieften, absurd-heiteren<br />
Tastensenf. Ihre Erfahrung und ihr<br />
souveräner Umgang mit dem Publikum<br />
sind beeindruckend, ohne dass<br />
sich Spuren von Routine oder irgendwelche<br />
Rostflecken zeigen würden.<br />
Ob Zahnbürste oder Lärmschutz,<br />
Heideggers Existenzphilosophie<br />
oder Shakespeares Englisch,<br />
nichts ist ihnen heilig, sondern alles<br />
ein –gerngiftiger –Spaß. DerAbend<br />
betont, wie sich Pigor &Eichhornim<br />
Lauf der Jahre ihre Qualität bewahrt<br />
haben –und wie schön und gut das<br />
ist, und wie wichtig.<br />
Pigor&Eichhorn,bis zum 21. 10., Bar jeder<br />
Vernunft, Tel.: 8831582<br />
VonTorsten Wahl<br />
Drei Jahre, nachdem der<br />
junge DDR-Kundschafter<br />
Martin Rauch (Jonas<br />
Nay) verhinderthat, dass<br />
sich die Spannungen zwischen Ost<br />
und West im Atomkrieg entladen,<br />
sitzt er in einem Kinderheim in Angola<br />
und spielt Klavier.Hier gewinnt<br />
ihn seine Stasi-Tante Lenora (Maria<br />
Schrader) für eine neue Mission.<br />
„Deutschland 83“ war vor drei<br />
Jahren weltweit ein Überraschungserfolg<br />
und wurde mit zahlreichen<br />
Preisen ausgezeichnet – doch das<br />
RTL-Publikum verschmähte die<br />
temporeiche Agenten-Serie. Deshalb<br />
haben die Erfinder Anna und<br />
Jörg Winger und die Ufa-Fiction für<br />
die Fortsetzung „Deutschland 86“<br />
mit Amazon Prime einen neuen<br />
Partner gefunden. RTLzeigt die Serie<br />
später. Die Startfolge aber mutet<br />
selbst dem Gutwilligen einiges zu<br />
und dürfte jede TV-Quote in den Keller<br />
treiben.<br />
Kurz vorder Hungersnot<br />
Martin soll Lenora helfen, eine Ladung<br />
westdeutscher Waffen im Auftrag<br />
der Stasi an das südafrikanische<br />
Apartheid-Regime zu verkaufen.<br />
Das klingt erstmal komplett abwegig,<br />
nicht nur,weil die Tante bislang<br />
als Kulturattaché in Bonn zu sehen<br />
war –auf diesem Posten war die elegante<br />
Frau besser aufgehoben. Um<br />
Martin (und den Zuschauer) vom<br />
Sinn dieser seltsamen Mission zu<br />
überzeugen, betont Lenora, wie verzweifelt<br />
die Lage 1986 in der DDR<br />
sei: Die Menschen stünden „kurz<br />
vor dem Hunger“. Ältere Zuschauer<br />
im Osten dürften sich an Mangelwirtschaft<br />
erinnern –aber an Hunger<br />
anno 1986? Wieder illegale Waffenhandel<br />
der DDR Devisen bringen<br />
soll, muss sogar ein Trickfilm<br />
mitten in der Serieerklären.<br />
Die Macher haben dazu die<br />
Doku „Comrades &Cash“ produziert,<br />
die zeigen soll, welches Verhältnis<br />
die kommunistischen Führungen<br />
zum Westgeld hatten. Andreas<br />
Förster, langjähriger Reporter<br />
der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>, erinnert an<br />
die vergebliche Suche nach Nazi-<br />
Gold. Ein Waffenhändler verrät,<br />
dass die sozialistischen Staaten<br />
Waffen lieber an die Gegner verkauften,<br />
die mit Devisen bezahlten,<br />
als an kommunistische Brüder, die<br />
mitunter gar nicht zahlten.<br />
Martin mag sich jedenfalls nicht<br />
auf die fragwürdigen Geschäfte einlassen:<br />
Er kapert die Waffen, um sie<br />
Alles für Devisen<br />
Die Agentenserie „Deutschland 86“ startet auf Amazon Prime<br />
Eine Ärztin begehrtauf: Fritzi Haberlandt in einer Szene mit Thomas Burlakov.<br />
den Freunden von der angolanischen<br />
MPLAzubringen. Zusammen<br />
mit Tante Lenoraheuertereinen abgebrühten<br />
Söldner (Jonathan Pienaar)<br />
an, der sie im Truck nach Angola<br />
fährt. Doch der Rassist verrät sie<br />
an die verfeindeten Unita-Banden,<br />
was zu Schießereien und Explosionen<br />
führt – bis das schnöde Geld<br />
über einem Berg Leichen schwebt.<br />
AMAZON<br />
Auf ganz andereWeise widerspiegeln<br />
die Szenen aus der <strong>Berliner</strong> Stasi-<br />
Zentrale die Absurdität der Devisenjagd.<br />
Die ominöse Abteilung Kommerzielle<br />
Koordinierung Koko wird<br />
hier als eine Kommission Komik vorgeführt.<br />
Wieunbefangen die Autoren<br />
mit der DDR-Geschichte spielen, demonstriert<br />
vorbildlich Anke Engelke,<br />
die als löwenmähnige Koko-Chefin<br />
die Rolle von Alexander Schalck-Golodkowski<br />
einnimmt und mit dem<br />
Tapeten-Vergleich vonKurtHager argumentiert.<br />
Putzige Auftritte hat auch<br />
Sylvester Groth als Stasi-Offizier<br />
Schweppenstette, der dem ZDF das<br />
Traumschiff abkauft, um illegale Warenzuschmuggeln<br />
−und der daheim<br />
mit einem Glasbecher an der Wand<br />
seinen amerikanischen Nachbarn<br />
belauscht. Der Regisseur Arne Feldhusen<br />
hat schon in Serien wie<br />
„Stromberg“ und„Tatortreiniger“ seinen<br />
Sinn für eigenwillige Komik bewiesen,<br />
während Florian Cossen in<br />
Südafrika zeigt, dass er auch große<br />
Action-Szenen beherrscht.<br />
Dieweiteren Deutschland-Szenen<br />
wirken trotz 80er-Sound und Kostümen<br />
recht pflichtschuldig. In West-<br />
Berlin herrscht Aids. Der schwule<br />
Alex Edel (Ludwig Trepte), der wie andere<br />
Figuren von 1983 wieder auftaucht,<br />
sitzt bei Freunden im Krankenhaus<br />
und demonstriert gegen<br />
Pharmakonzerne, die für Devisen in<br />
der DDR Medikamente testen lassen,<br />
was die Ärztin (Fritzi Haberlandt) so<br />
empört, dass sie aufbegehrt und einen<br />
Ausreiseantrag stellt.<br />
Zwischen allen Fronten<br />
Martin Rauch wirdvon Folge zu Folge<br />
immer näher an Berlin herangeführt:<br />
Nach den blutigen Abenteuern im<br />
Süden Afrikas wacht er in einem Beduinenzelt<br />
in der libyschen Wüste<br />
auf, wo ihn der BND in Gestalt der<br />
schönen Kapstädter Zahnarztgattin<br />
(Lavinia Wilson) freikauft und mit<br />
nach Parisnimmt. In den Szenen mit<br />
der deutlich reiferen Frau kann Martin<br />
seine Verführungskünste ausspielen.<br />
Aufdas Niveau von„Deutschland<br />
83“ findet die zweite Staffel erst, als<br />
Martin in Berlin wieder zwischen alle<br />
Fronten gerät, nämlich zwischen<br />
BND, Stasi und libysche Attentäter,<br />
die in Westberlin einen Bombenanschlag<br />
begehen. Hier fällt die Serie<br />
nicht mehr in Action und Comedy<br />
auseinander. Hier kann Jonas Nay<br />
auch das Gespaltensein seines Helden<br />
ausspielen –das Verstellen ist ja<br />
schauspielerisch ergiebiger als das<br />
Herumballern.<br />
Inzwischen haben UfaFiction und<br />
Amazon eine dritte Staffel „Deutschland<br />
89“ verabredet. Vermutlich wird<br />
Martin Rauch dafür sorgen, dass die<br />
Demonstrationen im Herbst 89 nicht<br />
gewaltsam beendet werden und womöglich<br />
schiebt er Günter Schabowski<br />
heimlich einen Zettel zu.<br />
Deutschland 86 zehn Folgen, DokuComrades &<br />
Cash, sind bei Amazon Prime abrufbar<br />
Die Madonnen dürfen wieder unter die Leute<br />
Mäzen aus den USA: Kriegsversehrte und vom Zahn der Zeit gezeichnete Mittelalterwerke des Bode-Museums restauriert<br />
VonIngeborg Ruthe<br />
Michel Erhardts Muttergottes von vornund hinten, 1480 SMB/SKULPTURENS./BYZANTINISCHE KUNST/ A. VOIGT<br />
Das gelbliche Lindenholz wirkt<br />
wie polierter Alabaster. Das<br />
Tonrelief wie Bronze. Und der Carrara-Marmor<br />
schimmert muschelweiß.<br />
Drei mittelalterliche Madonnendarstellungen<br />
von großer Anmut,<br />
aber auch überzogen mit einem<br />
Trauerhauch, mit der<br />
Vorahnung vom Kreuzestod des Jesukindes,<br />
wenn es zum Mann geworden<br />
ist, bereichernbald die Ständige<br />
Ausstellung im Bode-Museum.<br />
Diese zu fast wieder heilen Bildwerken<br />
zusammengefügten, sorgsam<br />
gereinigten und an den Schadstellen<br />
ergänzten Reliefs, die drei<br />
Kindfrauen-Körper, die lieblichen<br />
Gesichter,die Knäblein, waren überzogen<br />
von großen Brandflecken,<br />
Wundmalen der Bombennächte<br />
1945. DieReste der großartigen Bildwerke<br />
des 15. Jahrhunderts waren<br />
zerkratzt, löchrig, verschmutzt.<br />
Drei Muttergottes-Darstellungen<br />
der frühen Renaissance,zweiaus Italien<br />
und eins aus dem deutschen<br />
Raum, lagerten in diesem jämmerlichen<br />
Zustand im Depot der Skulpturensammlung.<br />
Zwar war ihre Odyssee<br />
– Auslagerung im Krieg, Trophäen-Transport<br />
indie UdSSR und<br />
Rückkehr 1958 auf die <strong>Berliner</strong> Museumsinsel<br />
–längst Geschichte.Aber<br />
die Restaurierung stand, mit Tausenden<br />
anderer lädierter Werke, auf einer<br />
langenWarteliste.Michel Erharts<br />
„Thronende Muttergottes mit Kind“<br />
aus Lindenholz, 1480, Antonio Rossellinos<br />
„Muttergottes mit Kind“,<br />
1460, Marmor, und die Luca della<br />
Robbia zugeschriebene bronzefarbene<br />
„Muttergottes mit Kind und<br />
zwei Engeln“, 1430/40, haben es einem<br />
Mäzen aus Übersee zu verdanken,<br />
dass sie nun wieder „unter die<br />
Leute“ dürfen –dem Publikum vor<br />
Augen, dem die Schönheit der Meisterwerke,<br />
zugleich aber auch die<br />
durchaus noch sichtbaren Spuren<br />
des Krieges und des Zahns der Zeit<br />
anzusehen sind. Sein sollen, weil gerade<br />
so die ganze Geschichte der<br />
kostbaren Werkeerzählt wird.<br />
Möglich machte die Auferstehung<br />
der drei Madonnen eine hohe<br />
fünfstellige Summe der US-Bank of<br />
America Merril Lynch, die sich<br />
schon in der Obama-Ära die Rettung<br />
von Weltkulturerbe auf die<br />
Fahne geschrieben hat. Welche<br />
Geste aus dem Trump-Land: „Kulturbrücken<br />
bauen statt einzureißen“,<br />
so betont es bei der Vorstellung<br />
der restaurierten Madonnen<br />
am Mittwoch Merril-Lynch-Vertreter<br />
Armin vonFalkenhayn.<br />
Zwei Jahre lang haben Restauratorenteams<br />
des Bode-Museums<br />
akribische Arbeit geleistet, dabei mit<br />
Kunsthistorikern die Bildwerke, die<br />
einst im 19. Jahrhundert für die Königlichen<br />
Sammlungen angekauft<br />
worden waren, tiefer erforscht, als<br />
bisher bekannt war. Und so weiß<br />
man jetzt, dass das Fläschchen der<br />
Erhart-Madonna im 19. Jahrhundert<br />
hinzugefügt wurde. Zuvor hielt die<br />
Heilige wahrscheinlich einen Granatapfel<br />
in der Hand: Symbol des Lebens<br />
und der Liebe.<br />
Weit weg<br />
ist der<br />
Krieg<br />
Der Rias-Kammerchor<br />
feiert 70. Geburtstag<br />
VonClemens Haustein<br />
Der 15. Oktober 1948 gilt als Gründungstag<br />
des Rias-Kammerchores.<br />
Fast auf den Taggenau 70 Jahre<br />
später erinnerte das Ensemble am<br />
Mittwochabend im Kammermusiksaal<br />
der Philharmonie an das Jubliäum,<br />
dabei gleich noch einen weiterenJahrestag<br />
einbeziehend: das Ende<br />
des ersten Weltkrieges vor100 Jahren.<br />
DieeigenartigeVerschränkung hat ihren<br />
Reiz, weil sie ins Blickfeld rückt,<br />
dass auch in den ersten Jahren des<br />
Chores Nachkriegszeit herrschte und<br />
der Rias-Kammerchor im Spannungsfeld<br />
von Krieg und Frieden gegründet<br />
wurde.Und seine damals ungewöhnliche<br />
Größe von nur 35 Mitgliedern<br />
lässt sich auch als unmittelbare,<br />
radikale Antwort verstehen auf<br />
die Massenbewegung zuvor im nationalsozialistischen<br />
Deutschland.<br />
Der Chefdirigent Justin Doyle<br />
brachte am Jubiläumsabend in Erinnerung,<br />
mit welchem Repertoiresein<br />
Ensemble in der Vergangenheit besonders<br />
auf sich aufmerksam gemacht<br />
hat: Bach, Musik der Spätromantik<br />
und Neue Musik, deren Pflege<br />
−wie bei allen Rundfunk-KlangkörperninDeutschland<br />
−von Anfang an<br />
zur Kernaufgabe zählte. Bachs Motette<br />
„Jesu, meine Freude“ zu Beginn<br />
zeigt vorallem die enorme Kultiviertheit<br />
des Chores. Doyle geht es hier<br />
weniger um deklamatorische Deutlichkeit<br />
als um klangliche Unangestrengtheit<br />
und Eleganz.<br />
Keine einfache Sache<br />
Angenehm weit entfernt ist das von<br />
allem Dogmatischen, wie es Aufführungen<br />
Alter Musik gern mit sich<br />
bringen. Dass dabei auch Beliebigkeit<br />
droht, ist im Anschluss bei Arnold<br />
Schönbergs spätromantischer<br />
Hymne „Friede auf Erden“ vergessen.<br />
DieZurückhaltung ist über Bord<br />
geworfen, Doyle baut gewaltige<br />
Spannungsbögen, aus Eleganz heraus<br />
entwickelt sich klangliche<br />
Wucht, die verzweigte Harmonik im<br />
Ohr, ahnt man, dass es mit dem Frieden<br />
zur Zeit der Entstehung des Stückes,1907,<br />
keine einfache Sache war.<br />
Dass der britische Sänger und<br />
Komponist Roderick Williams mit<br />
„World Without End −VonEwigkeit<br />
zu Ewigkeit“ ein recht einfach tönendes<br />
Stück auf Texte zum Ersten Weltkrieg<br />
beisteuerte, mag in dieser Hinsicht<br />
beruhigen. Die Erfahrung von<br />
Krieg scheint ihm −gottlob −soweit<br />
entfernt, dass Williams nur ein recht<br />
überschaubar inspiriertes Auftragswerk<br />
gelang. Anrührende Tagebuchtexte<br />
vonHelen Thomas,indenen es<br />
um den Abschied von ihrem Mann,<br />
dem Dichter Edward Thomas, geht,<br />
setzt er in apart hamonisiertes Parlando,<br />
Georg Trakls Gedicht „Im Osten“<br />
wird recht sorglos von Klängen<br />
heftigen Windsausens fortgeblasen<br />
(das Sheridan Ensemble beteiligt sich<br />
instrumental), Andrea Frahms „Zu<br />
Hause“, in der sie vonder Scham der<br />
Daheimgebliebenen klagt, löst Williams<br />
in einem lustigen Tango-Lied<br />
auf. Weit weg ist der Krieg, möge es<br />
noch lange so bleiben.<br />
TOP 10<br />
Mittwoch, 17. Oktober<br />
1 Bares für Rares ZDF 5,21 17 %<br />
2 Tagesschau ARD 4,32 15 %<br />
3 heute-journal ZDF 4,12 15 %<br />
4 heute ZDF 3,97 17 %<br />
5 Frankfurt... ARD 3,60 12 %<br />
6 SOKOWismar ZDF 3,44 19 %<br />
7 RTL aktuell RTL 3,32 16 %<br />
8 GZSZ RTL 3,13 11 %<br />
9 Die Spezialisten ZDF 3,10 11 %<br />
10 Ein starkes Team ZDFneo 2,60 8%<br />
ZUSCHAUER IN MIO/MARKTANTEIL IN %