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Beschaffung aktuell 10.2019

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MAGAZIN<br />

Rohstoff des Monats: Kupfer<br />

Das rote Gold<br />

Ab diesem Heft stellen wir Ihnen jeden Monat einen Rohstoff, dessen Märkte und<br />

Aussichten vor. Wir beginnen mit dem Metall, das der Mensch als erstes nutzte –<br />

und heute das meistgehandelte Industriemetall der Welt ist: Kupfer.<br />

Kupfer zählt wie Gold und Silber zu den<br />

Edelmetallen und kommt in der Erde<br />

relativ häufig vor. Es besitzt eine hohe<br />

Leitfähigkeit für Wärme und Strom. Dementsprechend<br />

verbraucht die Kabel- und Elektroindustrie<br />

in Deutschland 57 Prozent des<br />

Gesamtvolumens. Die Baubranche benötigt<br />

15 Prozent des Kupfers, die Automobilindustrie<br />

neun Prozent und die Maschinenbaubranche<br />

acht Prozent. Der Rest geht in den<br />

Handel. Weltweit steigt der Kupferverbrauch<br />

kontinuierlich an: Lag er 2011 noch bei rund<br />

20 Mio. Tonnen, waren es 2018 insgesamt<br />

24 Mio. Tonnen. Der deutsche Anteil am Weltmarkt<br />

beträgt sechs Prozent.<br />

Kupfer wird im Tagebau oder in unterirdischen<br />

Minen in Form von Kupfererz gewonnen.<br />

Hauptproduzent von Erzen und Kupferkonzentraten<br />

ist Chile mit über einem Drittel<br />

der Weltproduktion. Die dortigen terrassenförmigen<br />

Kupfertagebaue sind die größten<br />

Erzgruben der Welt. In Deutschland gab 1990<br />

der letzte Kupferschieferbergbau im Mansfelder<br />

Revier auf; wir sind damit hundertprozentig<br />

auf Importe angewiesen. Zwischen 2007<br />

bis 2017 wurden weltweit 192 Mio. Tonnen<br />

Kupfer gefördert. Im gleichen Zeitraum sind<br />

die Reserven um 300 Mio. Tonnen gewachsen<br />

und reichen damit bei gleichbleibendem Verbrauch<br />

43 Jahre. Die bereits entdeckten Vorkommen<br />

werden für 190 Jahre reichen. Diese<br />

Werte sind seit Jahrzehnten stabil. Aber: Die<br />

heute geförderten Erze enthalten oft weniger<br />

als ein Prozent reines Metall – 1990 lag dieser<br />

Wert global betrachtet noch bei durchschnittlich<br />

1,6 Prozent. Das heißt: Für die<br />

gleiche Menge Metall muss immer mehr Erde<br />

bewegt oder höherwertige Bergbautechnologie<br />

eingesetzt werden.<br />

Der Markt<br />

Die geförderten Roherze werden durch<br />

Schwimmaufbereitung (Flotation) zu einem<br />

Konzentrat mit einem Kupfergehalt von rund<br />

30 Prozent aufbereitet, das anschließend verhüttet<br />

wird. Dabei wird ein Reinheitsgrad von<br />

99,5 Prozent erreicht. Reinstes Kupfer (99,99)<br />

entsteht durch Elektrolyse. Die Recyclingfähigkeit<br />

von Kupfer ist ausgezeichnet und<br />

ohne Qualitätsverlust möglich. 80 Prozent<br />

der jemals geförderten Kupfermenge sind<br />

heute noch im Umlauf. Fast die Hälfte des<br />

europäischen Kupferbedarfs wird durch<br />

Recyclingmaterial gedeckt, das hauptsächlich<br />

aus alten Motoren, Transformatoren und<br />

Kabeln stammt.<br />

Die geopolitischen Risiken des Kupfermarktes<br />

sind nach Einschätzung der Europäischen<br />

Kommission im Vergleich zu anderen Metallen<br />

nicht kritisch. Der Markt wird <strong>aktuell</strong> allerdings<br />

durch mehrere zum Teil gegenläufige<br />

Faktoren beeinflusst. Die Rohstoff-Experten<br />

von UBS estimates erwarten, dass bis zum<br />

Jahr 2035 weltweit 200 Minen schließen<br />

werden, der Trend hat bereits eingesetzt.<br />

Entweder wie in Indien durch schärfere<br />

Umweltschutzvorgaben oder durch die derzeit<br />

niedrigen Spot-Schmelzlöhne, die zum<br />

Beispiel chinesische Betriebe mit veralteter<br />

Technik treffen. Zweitens verbraucht die<br />

zunehmende Elektromobilität viel Kupfer. In<br />

einem Elektroauto steckt viermal mehr von<br />

dem Metall als in Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor.<br />

Dabei gilt: je größer die Batterieleistung,<br />

desto höher der Kupferanteil.<br />

Aktuell verbaut Tesla im Modell S knapp<br />

50 kg Kupfer. Dazu kommt die notwendige<br />

Infrastruktur für die Ladepunkte. Das<br />

Forschungsunternehmen Wood Mackenzie<br />

hat errechnet, dass allein der Bau der notwendigen<br />

Stromtankstellen den <strong>aktuell</strong>en<br />

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