Beschaffung aktuell 10.2019
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MANAGEMENT<br />
Personalwechsel – Generationenwechsel<br />
Wenn die Know-how-Träger gehen<br />
Eher als man glaubt, gehen die Babyboomer in Rente. Damit verlassen auch viele Know-how- Träger den<br />
Einkauf. Für die Übergabe ist ein systematischer Wissenstransfer wichtig. Oft werden implizites und Erfahrungswissen<br />
beim Onboarding der Nachfolger jedoch völlig übersehen. Was kann man beim Generationen -<br />
wechsel besser machen?<br />
Bild: Racle Fotodesign/Fotolia<br />
Auch wenn man es ihnen<br />
noch nicht ansieht:<br />
Die Babyboomer-Generation<br />
steht vor einem<br />
Wechsel in einen neuen<br />
Lebensabschnitt. Die<br />
älteren Mitarbeiter<br />
konnten sich über die<br />
Jahre hinweg ein breit<br />
gefächertes firmen -<br />
internes Fachwissen<br />
aneignen , welches ohne<br />
Dokumentation oder<br />
Transfer zu jüngeren<br />
Mitarbeitern einfach<br />
verloren geht.<br />
Die Babyboomer nähern sich dem<br />
Rentenalter. Viele wollen zudem früh<br />
aussteigen. Fast ein Drittel plant, so<br />
eine <strong>aktuell</strong>e Erhebung, bereits mit 60 Jahren<br />
in Rente zu gehen. Auch im Einkauf steht der<br />
Generationswechsel an. Die Sorge, dass dadurch<br />
Know-how verloren geht, ist berechtigt.<br />
Nicht alles, worauf es im <strong>Beschaffung</strong>sprozess,<br />
in der Zusammenarbeit mit Lieferanten<br />
und Fachbereichen ankommt, ist schließlich<br />
so festgehalten, dass jeder damit auf Anhieb<br />
etwas anfangen kann. „Vernachlässigt<br />
wird sehr oft das Erfahrungswissen, das<br />
meist überhaupt nicht erfasst ist“, beschreibt<br />
Susanne Beckmann, faktor4 GmbH, Spezialistin<br />
für die Übertragung von Know-how beim<br />
Personalwechsel, die Herausforderung.<br />
Welches Wissen ist entscheidend?<br />
Ein Warengruppenmanager, der seinen Verantwortungsbereich<br />
seit Jahren im Griff hat,<br />
weiß oft gar nicht, welches Wissen für seinen<br />
Nachfolger entscheidend ist. Welche Details<br />
er oder sie vermitteln soll und auf welche verzichten.<br />
Besonders wenn es eine Fülle an Alltagswissen<br />
gibt, ist es für die Beteiligten<br />
schwierig, dieses Wissen zu strukturieren.<br />
Das gilt auch für flüchtiges, <strong>aktuell</strong>es Wissen<br />
(z. B. Sonderregelungen während der Krankheit<br />
eines Kollegen), das nur eine kurze Halbwertzeit<br />
hat. Auch solche auf den ersten Blick<br />
wenig relevanten Informationen brauchen<br />
neue Mitarbeiter, um effektiv und gut starten<br />
zu können.<br />
Oft geht die Übergabe schief<br />
Die Nachfolge für Mitarbeiter und Führungskräfte,<br />
die in den Ruhestand gehen, lässt sich<br />
eigentlich gut planen. Trotzdem läuft das Onboarding<br />
neuer Kollegen selten ideal. Dabei<br />
bekommen 30 Prozent spätestens nach vier<br />
Wochen Verantwortung für eigene Projekte.<br />
Damit das klappt, müssen neue Mitarbeiter<br />
gut in bestehende Prozesse und Strukturen<br />
eingebunden werden. „Meist werden in Unkenntnis<br />
die falschen oder kaum Fragen gestellt.<br />
Auch das unsystematische Zuschütten<br />
mit Informationen hilft nicht weiter“, sagt<br />
Wissensspezialistin<br />
Susanne Beckmann.<br />
Ähnlich ergeht es<br />
erfahrenen Kollegen,<br />
die von organisatorischen<br />
Veränderungen<br />
betroffen sind.<br />
„Neue Mitarbeiter<br />
an ihren ersten Tagen<br />
im Unternehmen oder auch langjährige<br />
Mitarbeiter nach größeren Umstrukturierungen<br />
müssen eine Menge Anpassungsarbeit<br />
leisten“, erklärt Pia Breidenbach von der Bonner<br />
amc Group, die die Einarbeitung neuer<br />
Teammitglieder im Einkauf auch nach Umstrukturierungen<br />
begleitet. So ergeben sich<br />
eine Menge Fragen:<br />
• Wie ist die Unternehmenskultur?<br />
• Welche Ziele verfolgt das Unternehmen ?<br />
• Welche Ziele verfolgt die Abteilung ?<br />
• Welche persönlichen Ziele sind mit der<br />
Führungsebene vereinbart?<br />
• Wie können Mitarbeiter das Unternehmen<br />
angemessen repräsentieren?<br />
• Wer ist für welche Themen ansprechbar?<br />
„Besonders bei Führungskräften<br />
gilt es als selbstverständlich,<br />
dass sie sich ohne Hilfestellung<br />
zurechtfinden.“<br />
Susanne Beckmann<br />
Susanne Beckmann, faktor4 talentund<br />
wissensmanagement GmbH.<br />
Bild: faktor4<br />
38 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2019 10