Beschaffung aktuell 10.2019
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MANAGEMENT<br />
finden. Welche Kriterien dieser erfüllen muss,<br />
das kann jedes Unternehmen selbst festlegen.<br />
Die Investition in dafür geeignete Systeme<br />
zahlt sich für sie rasch aus. Neulich sagte<br />
ein Kunde zu mir: „Mit Ihrer Lösung und Ihrer<br />
Beratung zur Optimierung unserer Prozesse<br />
sparen wir im Bereich des E-Procurement<br />
rund 50 Euro pro Bestellung allein an Prozesskosten.“<br />
Nun darf jeder den Taschenrechner<br />
rausholen, wie sich das auf das eigene Unternehmensergebnis<br />
auswirken würde.<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Wer nicht so im Thema<br />
ist, könnte meinen, dass sich die digitale<br />
Transformation einfach durch die Installation<br />
von fertiger Software bewerkstelligen ließe.<br />
Dabei geht es doch in der Regel darum, erst<br />
einmal die Abläufe im Unternehmen zu analysieren<br />
und die Grundlagen für die Implementierung<br />
zu schaffen, für die dann eine<br />
sehr individuelle Software entwickelt werden<br />
muss. Könnten Sie diese Schritte bitte einmal<br />
beschreiben?<br />
Schmiedehaus: Aus einem elektronischen<br />
statt einem analogen Katalog zu bestellen,<br />
bringt – isoliert betrachtet – noch kein nennenswertes<br />
Effizienzplus. Damit ist es nicht<br />
getan. Erst wenn sich dieser Vorgang in die<br />
gesamte Kette der <strong>Beschaffung</strong> eines Unternehmens<br />
eingliedert, können wir das Potenzial<br />
des E-Procurements ausschöpfen und<br />
spürbaren Nutzen daraus ziehen. Dazu muss<br />
man das Unternehmen und den bestehenden<br />
Workflow analysieren und verstehen.<br />
Unsere Aufgabe ist dann, die Einkaufsplattform<br />
so zu konfigurieren, dass sie den besonderen<br />
Anforderungen des Kunden gerecht<br />
wird. Hinzu kommen Software-Anbindungen<br />
mittels Schnittstellen zu vorhandenen Systemen<br />
wie der Finanzbuchhaltung, dem Enterprise<br />
Resource Planning (ERP) oder dem Dokumentenmanagement-System<br />
(DMS). Zu<br />
beachten ist ebenfalls, dass auch die Lieferanten<br />
unterschiedliche Anforderungen an<br />
den Datenverkehr stellen.<br />
Aus all diesen Gründen gibt es keinen Standard.<br />
Die Plattform muss auf das Unternehmen<br />
individuell<br />
zugeschnitten<br />
werden. Unser<br />
Anspruch ist es,<br />
„Unsere Aufgabe ist dann, die<br />
Einkaufsplattform so zu<br />
konfigurieren , dass sie den<br />
besonderen Anforderungen des<br />
Kunden gerecht wird. “<br />
aufwendige und<br />
kostspielige Entwicklungsleistungen<br />
dabei möglichst<br />
gering zu<br />
halten. Damit die<br />
Vorteile der elektronischen<br />
<strong>Beschaffung</strong> letztlich zum Tragen<br />
kommen können, ist parallel dazu meist ein<br />
Change-Management-Prozess innerhalb des<br />
Unternehmens notwendig.<br />
Patrick Schmiedehaus<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Könnten Sie dieses Vorgehen<br />
bitte mal anhand eines konkreten Beispiels<br />
erläutern?<br />
Schmiedehaus: Das kann ich gern machen.<br />
Wir hatten folgende Ausgangsposition: Bei<br />
dem Kunden ermittelten Mitarbeiter in unregelmäßigen<br />
Abständen den Bedarf aus verschiedenen<br />
Warengruppen, notierten dies –<br />
zumeist analog – und gaben die Listen an den<br />
Einkauf weiter, der sich um die <strong>Beschaffung</strong><br />
kümmerte. Der Einkäufer musste dann bei<br />
den verschiedenen Lieferanten in deren verfügbaren<br />
Katalogen die Artikel suchen, sichten<br />
und bestellen. Das erfolgte online, per Telefon<br />
oder E-Mail. Weil nicht alle Waren aus<br />
den Listen von einem einzigen Lieferanten<br />
bezogen werden konnten, gab es eine Vielzahl<br />
an Bestellvorgängen, die dann alle separat<br />
abgeheftet werden mussten. Den Status<br />
der Bestellung, also Auftragsbestätigung und<br />
Lieferavis, bekam der Kunde von den diversen<br />
Lieferanten, wenn überhaupt, auf unterschiedlichen<br />
Kommunikationswegen. Das alles<br />
machte die <strong>Beschaffung</strong> mühselig und<br />
barg Potenzial für Fehler und unkontrollierte<br />
Vorgänge.<br />
Der Einkäufer informierte den jeweiligen Mitarbeiter,<br />
der die Ware angefordert hatte, darüber,<br />
wann sie geliefert wird. Traf die Ware<br />
schließlich ein, musste der Mitarbeiter dem<br />
Einkäufer dies bestätigen. Der nahm die<br />
Rechnung des Lieferanten entgegen, prüfte<br />
sie, zeichnete sie ab und überstellte sie an die<br />
Finanzbuchhaltung zur Zahlung. Ein kräftezehrendes<br />
hin und her, bei dem man schnell<br />
die Übersicht verlieren konnte.<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Und wie ist der <strong>Beschaffung</strong>sprozess<br />
des Kunden heute geregelt?<br />
Schmiedehaus: Die Einkaufsabteilung und<br />
die Lieferanten importieren die Katalogdaten,<br />
die bereits mit Informationen zu Preis und<br />
Lieferzeit individualisiert<br />
sind, in unsere<br />
Plattform. Mitarbeiter<br />
können über ihren Rechnerzugang<br />
selbst Bestellungen<br />
aus den Katalogen<br />
auslösen. Im System<br />
ist hinterlegt, wer dazu<br />
berechtigt ist und wie<br />
hoch jeweils die Freigrenzen<br />
sind. Soll erst<br />
noch ein weiterer Mitarbeiter, zum Beispiel<br />
aus dem Einkauf, die Bestellung genehmigen,<br />
wird dieser innerhalb der Plattform dafür administriert.<br />
Nach Bestätigung erfolgt automatisch<br />
die Kommunikation mit den entsprechenden<br />
Lieferanten. Die Warenliste wird dabei<br />
nicht, wie vorher, auseinandergepflückt<br />
und in einzelne Bestellungen aufgeteilt, son-<br />
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