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ezepte / PASTETEN<br />
EINE GUTE PASTETE VEREINT<br />
GLEICH DREI KÜNSTE IN SICH,<br />
JENE DES BÄCKERMEISTERS,<br />
DES KOCHS UND DES<br />
FLEISCHERS.<br />
Die neuen (alten) Pastetenstars: Gilles<br />
Vérot und sein Sohn Nicolas sind die wohl<br />
berühmtesten Charcutiers von Paris (u.),<br />
Karen Torosyan vom Restaurant »Bozar«<br />
(2.v.r.u.) sorgt gerade international mit<br />
seiner Pâté en Croûte für Furore.<br />
Das Burgund mag vor<br />
allem für seine Winzer<br />
weltberühmt sein, seine<br />
Fleischer haben es<br />
aber mindestens ebenso<br />
drauf: Wer durch<br />
Beaune oder Lyon spaziert,<br />
kommt an unzähligen Läden mit<br />
prächtigen Vitrinen vorbei: Zart glänzende<br />
Kuppeln von Jambon Persillé, wabernde<br />
Schweinsfüße in Aspik, üppig rustikale<br />
Pâtés de Campagne oder goldgelb gebackene<br />
Pâtés en Croûte stehen da wie Geschmeide<br />
in einer Juweliersvitrine. Manche sind<br />
noch ganz, andere schon angeschnitten,<br />
sodass die Kunden grüne Pistazien, bernsteinfarbenes<br />
Aspik, weiße Haselnüsse oder<br />
rosa Gänseleber leuchten sehen. Neben<br />
Schwein und Kalb werden stets auch saisonale<br />
Delikatessen wie Wildhase und Fasan<br />
verarbeitet.<br />
Außerhalb solcher traditioneller Hochburgen<br />
hat es die Pastetenkunst allerdings<br />
in den vergangenen Jahrzehnten schwer<br />
gehabt. Pâtés und Terrinen galten als altmodisch,<br />
zu fett und schwer. So out waren sie,<br />
dass fast alle schon vergessen hatten, wie<br />
großartig sie sein können. Aber nur fast.<br />
Seit Kurzem erlebt die Welt nämlich eine<br />
glückliche Pasteten-Renaissance.<br />
In ihrem Heimatland Frankreich gründen<br />
junge, talentierte Menschen derzeit nicht nur<br />
Start-ups, sondern auch wieder Pastetenmanufakturen,<br />
vor den erfolgreichen, etwa<br />
dem »Lastre sans Apostrophe« in Paris, stehen<br />
die Kunden regelmäßig Schlange. Alte<br />
Hasen wie das berühmte Pariser Charcuterie-Unternehmen<br />
»Maison Vérot« freuen<br />
sich plötzlich wieder über wachsende<br />
Umsätze und Tausende Instagram-Follower,<br />
die ihre prächtigen Kreationen bewundern.<br />
Und gleich über der Grenze, in Belgien, ist<br />
Karen Torosyan vom Restaurant »Bozar«<br />
vor allem dank seiner Pâté en Croûte zum<br />
Starkoch avanciert. So gut ist sie, dass der<br />
Gault Millau bei seiner jährlichen Preisverleihung<br />
eigens die Kategorie »Artisan of the<br />
Year« eingeführt hat, um ihn auszuzeichnen.<br />
Der Pasteten-Boom ist bei Weitem nicht<br />
nur auf ihr traditionelles Kernland<br />
beschränkt: In London hat mit »The Pie<br />
Room« ein höchst edler Shop eröffnet, der<br />
ganz dem Meat Pie, dem englischen Cousin<br />
der Pastete, huldigt. Und bei Isetan in<br />
Tokio, dem wahrscheinlich tollsten Shoppingtempel<br />
der Welt, liegen neben Sushi,<br />
Sashimi und Kobe-Rind in den Vitrinen<br />
auch prächtige Fleischkuchen, groß wie<br />
Wagenräder, kunstvolle, wie Perlmutt<br />
schimmernde Sulzen oder zierlich gebackene<br />
Pâtés. So begeistert sind die perfektionistischen<br />
Japaner von der Pastetenkunst, dass<br />
bei der letzten Pâté-en-Croûte-Weltmeisterschaft<br />
(natürlich ausgetragen in Frankreich)<br />
die drei ersten Plätze an Japaner gingen.<br />
Wer einmal eine gute Pastete gekostet hat,<br />
versteht, warum sie Menschen begeistert: Sie<br />
verbindet das Beste aus vielen Welten. Die<br />
berühmte Pâté en Croûte, die Pastete im<br />
Teigmantel (und Königsklasse des Gewerbes),<br />
vereinigt gleich drei Künste, jene des<br />
Fleisches, des Kochs und des Bäckers in<br />
ihrem köstlich-prächtigen Laib. Aber auch<br />
weniger aufwendige Charcuterie-Produkte<br />
haben ihren zeitgemäßen Reiz: In ihnen wird<br />
auf wunderbare Weise Fleisch jenseits ><br />
Fotos: Richard Haughton, Miclotte Gaetan, beigestellt<br />
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