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Falstaff Rezepte 4/2019

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ezepte / PASTETEN<br />

EINE GUTE PASTETE VEREINT<br />

GLEICH DREI KÜNSTE IN SICH,<br />

JENE DES BÄCKERMEISTERS,<br />

DES KOCHS UND DES<br />

FLEISCHERS.<br />

Die neuen (alten) Pastetenstars: Gilles<br />

Vérot und sein Sohn Nicolas sind die wohl<br />

berühmtesten Charcutiers von Paris (u.),<br />

Karen Torosyan vom Restaurant »Bozar«<br />

(2.v.r.u.) sorgt gerade international mit<br />

seiner Pâté en Croûte für Furore.<br />

Das Burgund mag vor<br />

allem für seine Winzer<br />

weltberühmt sein, seine<br />

Fleischer haben es<br />

aber mindestens ebenso<br />

drauf: Wer durch<br />

Beaune oder Lyon spaziert,<br />

kommt an unzähligen Läden mit<br />

prächtigen Vitrinen vorbei: Zart glänzende<br />

Kuppeln von Jambon Persillé, wabernde<br />

Schweinsfüße in Aspik, üppig rustikale<br />

Pâtés de Campagne oder goldgelb gebackene<br />

Pâtés en Croûte stehen da wie Geschmeide<br />

in einer Juweliersvitrine. Manche sind<br />

noch ganz, andere schon angeschnitten,<br />

sodass die Kunden grüne Pistazien, bernsteinfarbenes<br />

Aspik, weiße Haselnüsse oder<br />

rosa Gänseleber leuchten sehen. Neben<br />

Schwein und Kalb werden stets auch saisonale<br />

Delikatessen wie Wildhase und Fasan<br />

verarbeitet.<br />

Außerhalb solcher traditioneller Hochburgen<br />

hat es die Pastetenkunst allerdings<br />

in den vergangenen Jahrzehnten schwer<br />

gehabt. Pâtés und Terrinen galten als altmodisch,<br />

zu fett und schwer. So out waren sie,<br />

dass fast alle schon vergessen hatten, wie<br />

großartig sie sein können. Aber nur fast.<br />

Seit Kurzem erlebt die Welt nämlich eine<br />

glückliche Pasteten-Renaissance.<br />

In ihrem Heimatland Frankreich gründen<br />

junge, talentierte Menschen derzeit nicht nur<br />

Start-ups, sondern auch wieder Pastetenmanufakturen,<br />

vor den erfolgreichen, etwa<br />

dem »Lastre sans Apostrophe« in Paris, stehen<br />

die Kunden regelmäßig Schlange. Alte<br />

Hasen wie das berühmte Pariser Charcuterie-Unternehmen<br />

»Maison Vérot« freuen<br />

sich plötzlich wieder über wachsende<br />

Umsätze und Tausende Instagram-Follower,<br />

die ihre prächtigen Kreationen bewundern.<br />

Und gleich über der Grenze, in Belgien, ist<br />

Karen Torosyan vom Restaurant »Bozar«<br />

vor allem dank seiner Pâté en Croûte zum<br />

Starkoch avanciert. So gut ist sie, dass der<br />

Gault Millau bei seiner jährlichen Preisverleihung<br />

eigens die Kategorie »Artisan of the<br />

Year« eingeführt hat, um ihn auszuzeichnen.<br />

Der Pasteten-Boom ist bei Weitem nicht<br />

nur auf ihr traditionelles Kernland<br />

beschränkt: In London hat mit »The Pie<br />

Room« ein höchst edler Shop eröffnet, der<br />

ganz dem Meat Pie, dem englischen Cousin<br />

der Pastete, huldigt. Und bei Isetan in<br />

Tokio, dem wahrscheinlich tollsten Shoppingtempel<br />

der Welt, liegen neben Sushi,<br />

Sashimi und Kobe-Rind in den Vitrinen<br />

auch prächtige Fleischkuchen, groß wie<br />

Wagenräder, kunstvolle, wie Perlmutt<br />

schimmernde Sulzen oder zierlich gebackene<br />

Pâtés. So begeistert sind die perfektionistischen<br />

Japaner von der Pastetenkunst, dass<br />

bei der letzten Pâté-en-Croûte-Weltmeisterschaft<br />

(natürlich ausgetragen in Frankreich)<br />

die drei ersten Plätze an Japaner gingen.<br />

Wer einmal eine gute Pastete gekostet hat,<br />

versteht, warum sie Menschen begeistert: Sie<br />

verbindet das Beste aus vielen Welten. Die<br />

berühmte Pâté en Croûte, die Pastete im<br />

Teigmantel (und Königsklasse des Gewerbes),<br />

vereinigt gleich drei Künste, jene des<br />

Fleisches, des Kochs und des Bäckers in<br />

ihrem köstlich-prächtigen Laib. Aber auch<br />

weniger aufwendige Charcuterie-Produkte<br />

haben ihren zeitgemäßen Reiz: In ihnen wird<br />

auf wunderbare Weise Fleisch jenseits ><br />

Fotos: Richard Haughton, Miclotte Gaetan, beigestellt<br />

82 falstaff

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