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Märchengut

Märchen, deutsch, englisch, Grimm, Andersen

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Da ging der Wolf fort zu einem Krämer und kaufte sich ein großes Stück

Kreide; die aß er und machte damit seine Stimme fein. Dann kam er

zurück, klopfte an die Haustür und rief: „Macht auf, ihr lieben Kinder,

eure Mutter ist da und hat jedem von euch etwas mitgebracht!“ Aber

der Wolf hatte seine schwarze Pfote in das Fenster gelegt, das sahen die

Kinder und riefen: „Wir machen nicht auf, unsere Mutter hat keinen

schwarzen Fuß wie du; du bist der Wolf!“

Then the wolf went away to a shopkeeper and bought himself a

great lump of chalk, ate this and made his voice soft with it. Then

he came back, knocked at the door of the house, and called: ‘Open

the door, dear children; your mother is here and has brought

something for each one of you.’ But the wolf laid his black paws

inside the window, and the children saw them and cried out, ‘We

will not open the door, our mother does not have black feet like

you: you are the wolf!’

So the wolf ran to a baker and said, ‘I have hurt my feet, rub

some dough over them for me.’ And when the baker had rubbed his

feet over, he ran to the miller and said, ‘Sprinkle some white flour

over my feet for me.’ The miller thought to himself: ‘The wolf wants

to deceive someone,’ and refused; but the wolf said: ‘If you will not

do it, I will devour you.’ Then the miller was afraid, and made his

paws white for him. Yes, that is the way of mankind.

Da lief der Wolf zu einem Bäcker und sprach: „Ich habe mir an den Fuß

gestoßen, streich mir Teig darüber.“ Als ihm der Bäcker die Pfote bestri-

chen hatte, so lief er zum Müller und sprach: „Streu mir weißes Mehl auf

meine Pfote.“ Der Müller dachte: „Der Wolf will einen betrügen“, und

weigerte sich, aber der Wolf sprach: „Wenn du es nicht tust, so fresse ich

dich!“ Da fürchtete sich der Müller und machte ihm die Pfote weiß. Ja, so

sind die Menschen!

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Nun ging der Bösewicht zum dritten Mal zu der Haustüre, klopfte an und

sprach: „Macht mir auf, Kinder, euer liebes Mütterchen ist heimgekommen

und hat jedem von euch etwas aus dem Walde mitgebracht!“ Die

Geißlein riefen: „Zeig uns erst deine Pfote, damit wir wissen, dass du unser

liebes Mütterchen bist.“ Da legte er die Pfote ins Fenster, und als sie

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sahen, dass sie weiß war, so glaubten sie, es wäre alles wahr, was er sagte,

und machten die Türe auf. Wer aber hereinkam, war der Wolf. Die Geißlein

erschraken und wollten sich verstecken.

So now the wretch went for the third time to the house-door,

knocked at it and said, ‘Open the door for me, children; your dear

little mother has come home, and has brought every one of you

something from the woods.’ The little kids cried: ‘First show us your

paws that we may know if you are our dear little mother.’ Then

he put his paws in through the window, and when the kids saw

that they were white, they believed that all he said was true, and

opened the door. But who should come in but the wolf! They were

terrified and wanted to hide themselves.

Das eine sprang unter den Tisch, das zweite ins Bett, das dritte in den Ofen,

das vierte in die Küche, das fünfte in den Schrank, das sechste unter die

Waschschüssel, das siebente in den Kasten der Wanduhr. Aber der Wolf

fand sie alle und machte nicht langes Federlesen. Eins nach dem andern

schluckte er in seinen Rachen; nur das jüngste in dem Uhrkasten, das fand

er nicht. Als der Wolf seine Lust gebüßt hatte, trollte er sich fort, legte sich

draußen auf der grünen Wiese unter einen Baum und fing an zu schlafen.

One sprang under the table, the second into the bed, the third

into the stove, the fourth into the kitchen, the fifth into the cup-

board, the sixth under the washing-bowl, and the seventh into the

clock-case. But the wolf found them all, and used no great cerem-

ony; one after the other he swallowed them down his throat. The

youngest, who was in the clock-case, was the only one he did not

find. When the wolf had satisfied his appetite he took himself off,

laid himself down under a tree in the green meadow outside, and

began to sleep.

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Nicht lange danach kam die alte Geiß aus dem Walde wieder heim. Ach,

was musste sie da erblicken! Die Haustüre stand sperrweit auf: Tisch,

Stühle und Bänke waren umgeworfen, die Waschschüssel lag in Scherben,

Decke und Kissen waren aus dem Bett gezogen. Sie suchte ihre Kinder,

aber nirgends waren sie zu finden. Sie rief sie nacheinander beim Namen,

aber niemand antwortete. Endlich, als sie an das jüngste kam, da rief eine

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