packaging journal 1_2020

EDITORIAL
2020 wird spannend
Braucht die Avocado eine zweite Haut, fragte man sich bei der Meldung, dass Rewe
und Edeka jetzt die fettreichen Früchte mit einer essbaren, geruchsneutralen und
unsichtbaren Schutzschicht überziehen, um sie länger haltbar zu machen. Doch
mit dem Coating-Verfahren testen die Handelsunternehmen gerade eine Lösung
zwischen Plastikverzicht und Lebensmittelverschwendung. Das Dilemma: Ohne
Kunststofffolie verderben viele Früchte viel zu schnell; Verbraucher wollen aber
die haltbarkeitsverlängernden Folien nicht mehr.
Das neue Jahr verspricht, spannend zu werden. In Zeiten von Klimakrise und
Plastikmülldebatte stehen Verpackungen weiterhin im Fokus – weniger Kunststoff,
umweltfreundlichere Materialien, recycelbare Produkte. Glaubt man
einer aktuellen Studie von Nielsen, dann zahlt sich mehr Nachhaltigkeit für die
Hersteller aus: Im Jahr 2021 könnten die auf Nachhaltigkeit bedachten US-Käufer
bis zu 150 Milliarden Dollar für nachhaltige Güter ausgeben.
Auch hierzulande punkten Hersteller, wenn sie Verpackungen umstellen. Gerade
verkündete Tiefkühlkosthersteller Frost den Abschied vom Kunststoffbeutel; alle
Produkte sollen bis Ende 2020 nur noch in den tiefkühltauglichen Papierbeutel
kommen. Der ist ungebleicht, ungestrichen, kommt aus nachhaltiger, FSC-zertifizierter
Forstwirtschaft, ist mit wasserbasierten Farben bedruckt und braucht obendrein
weder Kunststoffbeschichtung noch Folie. Mehr Nachhaltigkeit geht fast nicht.
Illustration: Ermak Oksana/shutterstock.com, EgudinKa/shutterstock.com
Daneben gibt es aber auch andere spannende Zukunftsthemen, die uns 2020
weiter beschäftigen werden. Künstliche Intelligenz gehört dazu, die Einzug in Produktion,
Lager und Transport halten wird und vielen Menschen noch Angst macht.
Es könnte schon bald zum Alltag gehören, dass Drohnen Pakete transportieren
oder Roboter Seite an Seite mit ihren menschlichen Kollegen arbeiten.
Themen wie diese finden sich natürlich auch auf den aktuellen Messen wieder:
Auf der LogiMAT beschäftigen Digitalisierung, fahrerlose Transportsysteme
und die Schnittstelle Mensch-Maschine Aussteller und Besucher. Und auch die
Münchner Lopec wird für die Verpackungsbranche immer interessanter, denn
die gedruckte Elektronik birgt großes Potenzial. So können die flexiblen, extrem
dünnen gedruckten Sensoren Kühlketten überwachen, Sendungen tracken und
Fälschungen entlarven. Wir werden darüber berichten.
Und vielleicht ist es Ihnen schon aufgefallen: Das packaging journal hat sich mit
der ersten Ausgabe im neuen Jahr gleich einer Frischzellenkur unterzogen und
erscheint nun mit neuem Logo und frischerem Layout. Ich wünsche viel Spaß
beim Blättern und Lesen.
Ihre Doris Bünnagel
01 | 2020