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Haus+Mensch 2/2019

Das Magazin Haus + Mensch hat sich ganz den Themen Wohngesundheit, Nachhaltigkeit und Ökologie verschrieben. Die Leserinnen und Leser werden gezielt informiert, welche Alternativen sich für den Neubau, die Renovierung und den Innenausbau ihres Wohnraums eignen. Der Fokus liegt auf wohngesunden, schadstofffreien oder schadstoffarmen, klimaverträglichen und naturnahen Materialien.

Das Magazin Haus + Mensch hat sich ganz den Themen Wohngesundheit, Nachhaltigkeit und Ökologie verschrieben. Die Leserinnen und Leser werden gezielt informiert, welche Alternativen sich für den Neubau, die Renovierung und den Innenausbau ihres Wohnraums eignen. Der Fokus liegt auf wohngesunden, schadstofffreien oder schadstoffarmen, klimaverträglichen und naturnahen Materialien.

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Der passende Begriff dazu heißt Nachhaltigkeit.<br />

Der Rat für Nachhaltige<br />

Entwicklung definiert: „Nachhaltige<br />

Entwicklung heißt, Umweltgesichtspunkte<br />

gleichberechtigt mit sozialen und wirtschaftlichen<br />

Gesichtspunkten zu berücksichtigen.<br />

Wir müssen unseren Kindern und<br />

Enkelkindern ein intaktes ökologisches,<br />

soziales und ökonomisches Gefüge hinterlassen.“<br />

In überschaubarerem Rahmen<br />

gedacht hat noch Hans Carl von<br />

Carlowitz, der als der „Erfinder“<br />

des Konzeptes gilt. Im Jahre 1713<br />

bemerkte er in seinem Buch<br />

zur Forstwirtschaft, dass man<br />

sich hüten solle, mehr Holz<br />

einzuschlagen und zu verbrauchen,<br />

als im gleichen<br />

Zeitraum nachwachsen<br />

könne.<br />

Vom Ende her<br />

Auch Hausbau kann<br />

Raubbau sein. Das<br />

Baumaterial muss<br />

energieaufwendig<br />

hergestellt und<br />

transportiert werden, das Gebäude<br />

versiegelt wichtige Sickerfläche,<br />

der Bau selber verschlingt<br />

Energie, und anschließend sind es<br />

die Bewohner, die Energie verbrauchen.<br />

Und eines Tages, wenn es renoviert oder<br />

abgerissen wird, kann eine Menge Schutt<br />

anfallen. Wer es ernst meint mit der Nachhaltigkeit,<br />

muss über sein Haus hinaus denken,<br />

oder es „vom Ende her denken“, wie<br />

es Reimund Stewen vom Verband Privater<br />

Bauherren e.V. (VPB) ausdrückt. „Das wirklich<br />

nachhaltige Haus lässt sich zum Schluss<br />

wieder in seine Bestandteile zerlegen ...“,<br />

so Stewen, Holz oder Stahl würde er daher<br />

den Verbundstoffen vorziehen.<br />

CO 2<br />

-Fußabdruck<br />

Neben der Recyclingfähigkeit gibt es jedoch<br />

so einige weitere Kriterien, die eine<br />

Rolle spielen. 40 kennt die DGNB, die<br />

Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges<br />

Bauen, und zertifiziert nach ihnen Gebäude,<br />

auch Einfamilienhäuser, verleiht nach<br />

Prüfung dem Ergebnis entsprechend ihre<br />

Zertifikate, in Bronze, Silber, Gold und neuerdings<br />

in Platin. Logisch, dass die<br />

Energiebilanz in der Zeit der Nutzung<br />

dazugehört. Hier haben die<br />

Passivhäuser, Null-Energie- und<br />

natürlich die Plus-Energie-Häuser<br />

gute Chancen. Letztere, mit Photovoltaikanlagen<br />

und Batteriespeichern<br />

versehen, können theoretisch ihren<br />

CO 2<br />

-Fußabdruck auslöschen, ihr schon vor<br />

der Einweihung belastetes Emissionskonto<br />

bereinigen. Je nach Baustoff sind ja mit der<br />

Herstellung kleinere oder größere Mengen<br />

an Kohlendioxid-Emissionen entstanden.<br />

In der Sonne<br />

Auf einem verschatteten Grundstück kann<br />

die beste Solartechnik nichts ausrichten,<br />

und die so bedeutenden „passiven solaren<br />

Gewinne“, die Wärmegewinne durch<br />

Sonneneinstrahlung über die Fenster,<br />

entfallen oder sie fallen mager aus. Liegt<br />

andererseits das Haus draußen auf dem<br />

Land, umgeben von sattem Grün,<br />

und noch dazu in der Sonne, kann<br />

das trotzdem zu Punktabzug<br />

führen, weil die Bewohner eventuell<br />

nur mit ihren PKWs Schule,<br />

Ärzte, Lebensmittelladen erreichen.<br />

Andererseits fließt auch<br />

eventueller Verkehrslärm oder Lärm<br />

aus einer sonstigen Quelle, etwa einer<br />

Fabrik, negativ in die Bewertung mit ein.<br />

Denn er kann die Wohnqualität erheblich<br />

mindern.<br />

Wohngesundheit<br />

Nicht nur aus Gründen der Energieersparnis<br />

muss für eine gute Dämmung gesorgt sein.<br />

Sie ist ebenso wichtig für die Behaglichkeit,<br />

die es nur bei warmen Innenseiten der<br />

Außenwände geben kann. Es sollten<br />

grundsätzlich nur unbedenkliche<br />

und allergenfreie Materialien<br />

eingesetzt werden, am besten<br />

Lehm, Kalkputz oder andere<br />

mineralische Baustoffe. Denn<br />

Wohngesundheit ist untrennbarer<br />

Bestandteil der Nachhaltigkeit, hat im<br />

Zweifelsfall Vorfahrt vor anderen Aspekten.<br />

Wenn ein Material zwar aus nachhaltiger<br />

Produktion stammt, aber ein Allergen enthält,<br />

auf das einer der Bewohner reagiert,<br />

kommt es nicht infrage.<br />

Weichenstellung<br />

Unsere heutige Lebensweise ist das Gegenteil<br />

von nachhaltig, so viel dürfte klar sein,<br />

und es sehen immer mehr Menschen die<br />

Notwendigkeit ein, etwas dagegen zu tun.<br />

Schließlich ist jeder von uns Verbraucher,<br />

Käufer, Konsument und kann mit jeder<br />

einzelnen seiner Entscheidungen etwas<br />

Gutes bewirken. Irgendwann allerdings<br />

steht vielleicht eine Entscheidung an, mit<br />

der man sich für Jahrzehnte auf einen bestimmten<br />

Lebensstil festlegt. In den eigenen<br />

vier Wänden. Die sollte man mehr als<br />

alle anderen mit Bedacht treffen. n<br />

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