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Haus+Mensch 2/2019

Das Magazin Haus + Mensch hat sich ganz den Themen Wohngesundheit, Nachhaltigkeit und Ökologie verschrieben. Die Leserinnen und Leser werden gezielt informiert, welche Alternativen sich für den Neubau, die Renovierung und den Innenausbau ihres Wohnraums eignen. Der Fokus liegt auf wohngesunden, schadstofffreien oder schadstoffarmen, klimaverträglichen und naturnahen Materialien.

Das Magazin Haus + Mensch hat sich ganz den Themen Wohngesundheit, Nachhaltigkeit und Ökologie verschrieben. Die Leserinnen und Leser werden gezielt informiert, welche Alternativen sich für den Neubau, die Renovierung und den Innenausbau ihres Wohnraums eignen. Der Fokus liegt auf wohngesunden, schadstofffreien oder schadstoffarmen, klimaverträglichen und naturnahen Materialien.

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Fotos: Getty/rkankaro<br />

Bei der Sanierung von Wänden und<br />

Böden gehen die Handwerker schrittweise<br />

vor. Schutzbrille und Staubmaske<br />

gehören zu den wichtigen<br />

Arbeitsschutzmaßnahmen.<br />

DIE KULISSE<br />

Bauchemische Hinterlassenschaften<br />

vergangener Jahrzehnte können die<br />

Freude über das frisch erworbene Eigentum<br />

aus zweiter Hand deutlich trüben.<br />

Oft unbemerkt verbergen sich Substanzen<br />

wie Asbest, Formaldehyd oder nervengiftige<br />

Holzschutzmittel in den Bauteilen.<br />

Betroffen sind vor allem Gebäude, die in<br />

den 1950er- bis 1980er-Jahren errichtet<br />

wurden. Häuser aus der Vorkriegszeit sind<br />

meist weniger betroffen, da die gesundheitsschädlichen<br />

Produkte damals noch gar<br />

nicht verwendet wurden. Durch nachträgliche<br />

Umbauten oder Modernisierungen<br />

können aber auch in diesen Jahrgängen<br />

Schadstoffprobleme auftreten.<br />

Pauschalurteile verbieten sich. Vielmehr<br />

sollten Interessenten für ein Haus vor der<br />

Unterschrift auf dem Kaufvertrag genau<br />

hinschauen lassen. Das ist nur mit Einverständnis<br />

des Eigentümers möglich. Dieser<br />

muss übrigens auf ihm bekannte Schadstoffquellen<br />

hinweisen, sonst haftet er<br />

nachträglich für eine Wertminderung oder<br />

Sanierungskosten. Potenzielle Käufer tun<br />

gut daran, das Thema offen anzusprechen.<br />

Gefahr für die Gesundheit<br />

Denn die Substanzen und Gesundheitsgefahren,<br />

um die es geht, könnten auch<br />

aus einem Endzeit-Thriller stammen. Einige<br />

Beispiele: PCB, Lindan und DDT in<br />

Holzschutzmitteln, die oft aus dekorativen<br />

Gründen auch im Innenraum verwendet<br />

wurden, und die Unwohlsein, Allergien<br />

sowie schwere Nervenschädigungen und<br />

Krebs zur Folge haben können. Krebserregende<br />

polyaromatische Kohlenwasserstoffe<br />

(PAK) sind zum Beispiel in bitumenhaltigen,<br />

schwarzen Parkettklebern aus den 1950er-<br />

Jahren enthalten. Asbest findet sich in<br />

Rohr- und Deckenverkleidungen sowie<br />

Nachtspeicheröfen, aber auch in Spachtelmassen,<br />

Fußbodenbelägen oder faserverstärkten<br />

Klebern. Formaldehyd steckt zum<br />

Beispiel in Holzwerkstoffen und kann auch<br />

noch nach Jahrzehnten durch Feuchtigkeit<br />

aktiviert werden. Mineralfaserdämmungen,<br />

die bis 1996 produziert wurden, stehen unter<br />

dem Verdacht, auf lange Sicht Lungenkrebs<br />

zu verursachen. Und dann natürlich<br />

Schimmel, der in jeder Form und in jeder<br />

Ecke vorkommen kann. Neben dem muffigen<br />

Geruch belasten seine Sporen und Ausdünstungen<br />

die Atemwege und führen zu<br />

Allergien wie Asthma oder verstärken diese.<br />

Das finanzielle Risiko ist hoch<br />

Mit einer möglichen Schadstoffbelastung<br />

ist es wie immer beim Bauen: Wer rechtzeitig<br />

überlegt, prüft und entscheidet, spart<br />

im Zweifelsfall viel Geld. Denn im Zuge sowieso<br />

notwendiger Sanierungen können<br />

belastete Bauteile mit ausgebaut werden,<br />

wenn auch unter teilweise teuren Vorsichtsmaßnahmen.<br />

Noch teurer und zeitaufwendiger<br />

ist es, gar nichts zu tun. Eine frisch<br />

sanierte oder renovierte Wohnung wieder<br />

rückzubauen, um Schadstoffe zu beseitigen,<br />

zieht so manchem Projekt zeitlich und<br />

finanziell den Stecker.<br />

Empfehlenswert ist ein schrittweises Vorgehen:<br />

Eine erste Einschätzung anhand von<br />

Bauplänen und alten Rechnungen ohne<br />

Vor-Ort-Termin kostet etwa 400 Euro. Ergibt<br />

sich daraus eine mögliche Gefährdung,<br />

folgt eine Begehung durch einen Experten,<br />

bei der gezielt Proben genommen werden.<br />

Das kostet etwa 1.000 Euro inklusive einer<br />

Raumluftprobe auf flüchtige organische<br />

Verbindungen (VOC) und Formaldehyd. Zusätzliche<br />

Staub- oder Materialproben, etwa<br />

von Dachbalken, die mit Holzschutzmitteln<br />

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