UNDERDOG #63
UNDERDOG #63 Punk und Subkultur in Südostasien Punk wurde oft als provokante Inszenierung von Unordnung und Widerstand beschrieben, ein rebellisches jugendliches Verhalten, der die autoritäre Hierarchie und Disziplin herausfordert. Während Punk an seinen Herkunftsorten verwässert sein mag, hat er sich anderswo auf der Welt – von Indonesien, den Philippinen und Myanmar – als relevante und sehr lebendige Ausdrucksform etabliert.
UNDERDOG #63
Punk und Subkultur in Südostasien
Punk wurde oft als provokante Inszenierung von Unordnung und Widerstand beschrieben, ein rebellisches jugendliches Verhalten, der die autoritäre Hierarchie und Disziplin herausfordert. Während Punk an seinen Herkunftsorten verwässert sein mag, hat er sich anderswo auf der Welt – von Indonesien, den Philippinen und Myanmar – als relevante und sehr lebendige Ausdrucksform etabliert.
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wenn ein Haufen Kakerlaken in einer
fantastischen Anzahl zu Ihnen nach
Hause kommt? Treten Sie mit den
Füßen auf einen von uns und der Rest
der Miliz wird Sie ausflippen. ‚Miliz‘
und ‚Militär‘ ist nicht dasselbe Wort.
Miliz bezieht sich auf eine Gruppe von
Menschen (oder Kakerlaken!), die sich
spontan organisiert und bewaffnet
haben, mit dem Hauptzweck, ihr Leben
zu verteidigen (Familie, Land, Quelle
usw.), während Militär sich auf eine
Gruppe gut ausgebildeter Menschen
bezieht, die organisiert sind, um die
Interessen des Staates zu verteidigen.
Das Militär stützt seine Aktion auf das
Kommando des Führers, die Miliz
jedoch auf Solidarität. Das ist also die
Geschichte hinter unserem Namen.“
Punk Islam
Der Begriff ‚islamischer Punk‘ oder
‚Punk-Islam‘ wird insbesondere aus der
linken politischen Strömung abgelehnt,
da Punk nicht mit einer religiösen
Subkultur vereinbar ist, weil sie linke
Ideen, LGBT-Communties und
Minderheiten wie bspw. schiitische und
Ahmadiyya-Gemeinschaften
ausgrenzt/unterdrückt.
Der Begriff ‚islamischer Punk‘ wurde
zum ersten Mal in dem 2003
erschienenen Debütroman ‚The
Taqwacores‘ des amerikanischen
Schriftstellers Michael Muhammad
Knight verwendet – ein fiktiver Bericht
über das Leben in einer islamischen
Punk-WG im vorstädtischen Amerika.
Taqwacore ist ein Kunstwort, das sich
aus „Taqwa“, dem arabischen Wort für
Frömmigkeit, und „Core“ wie in
Hardcore zusammensetzt.
Der Roman beschreibt das Leben in
einer fiktiven muslimischen Punk-WG in
Buffalo, New York, in der viel gebetet
und noch mehr gefeiert wird. Die
Bewohner leben ihre eigene Lesart des
Islam: Sie kiffen, schmökern im Koran
oder tragen beim Sex eine Burka, es
treten auch schwule Muslime und ein
weiblicher Imam auf.
Einen Vorläufer hatte diese Bewegung
in den 90er Jahren in Gestalt der
britischen Band Fun-Da-Mental mit
ihrem pakistanischstämmigen
Frontmann Aki Nawaz. Anders als es
der Name suggeriert, handelt es sich
bei Fun-Da-Metal nicht um islamische
Fundamentalisten. Vielmehr setzte die
Band schon früh mit lärmendem
Elektro-Fusion-Sound auf plakative
antirassistische Botschaften,
Schockeffekte und das Spiel mit
Stereotypen. Vor allem ihr bislang
letztes Album, „All is war“, das 2006
erschien, sorgte in Großbritannien für
Schlagzeilen. Weil Fun-Da-Mental
darauf die Unmoral des Westens im
„Krieg gegen den Terror“ anprangerte
und Bin Laden mit Che Guevara
verglich, bezeichneten britische
Boulevardblätter sie als „musikalische
Selbstmordattentäter“.
Mensch kann „Taqwacore“ als
literarische Utopie, als Dokument einer
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