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UNDERDOG #63

UNDERDOG #63 Punk und Subkultur in Südostasien Punk wurde oft als provokante Inszenierung von Unordnung und Widerstand beschrieben, ein rebellisches jugendliches Verhalten, der die autoritäre Hierarchie und Disziplin herausfordert. Während Punk an seinen Herkunftsorten verwässert sein mag, hat er sich anderswo auf der Welt – von Indonesien, den Philippinen und Myanmar – als relevante und sehr lebendige Ausdrucksform etabliert.

UNDERDOG #63
Punk und Subkultur in Südostasien
Punk wurde oft als provokante Inszenierung von Unordnung und Widerstand beschrieben, ein rebellisches jugendliches Verhalten, der die autoritäre Hierarchie und Disziplin herausfordert. Während Punk an seinen Herkunftsorten verwässert sein mag, hat er sich anderswo auf der Welt – von Indonesien, den Philippinen und Myanmar – als relevante und sehr lebendige Ausdrucksform etabliert.

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A GLOBAL MESS – Eine SubkulTOUR durch Südostasien

Was waren eure Überlegungen und

Beweggründe, die ‚echte‘

Subversivität in Südostasien

kennenlernen zu wollen?

Diana: Felix und mich verbindet

eine Punkrockjugend, die wir als

Teenager zur selben Zeit an

unterschiedlichen Orten ausgelebt

haben. Und als wir uns vor neun Jahren

bei der Arbeit für ein kleines Plattenlabel

kennenlernten, wurde eben diese Punk-

Sozialisation zur Basis unserer

Freundschaft. Beruflich haben wir uns

über die Jahre dann in verschiedene

Richtungen entwickelt, bis wir uns

irgendwann beide in Jobs

wiedergefunden haben, in denen es uns

gegen Ende an Herzblut fehlte. Vor zwei

Jahren kündigten wir dann unabhängig

voneinander und trafen uns kurz darauf

auf einem Knochenfabrik-Konzert, um auf

das neue Kapitel anstoßen. In dieser

Nacht entstand die Grundidee zu „A

Global Mess“. Es klingt pathetisch, aber

wir wollten zurück zu unseren Wurzeln

und noch mal was von der Rebellion

spüren, die hierzulande vor allem

kommerzialisierungsbedingt erloschen

ist.

Was war vor Ort die besondere

Herausforderung, sich auf die

Spuren der Punk- und Hip Hop-

Subkultur zu begeben, um relevante

Underground-Orte zu finden?

Felix: Die Szenen sind gut

organisiert und es fällt eigentlich nicht

schwer, einen Einstieg zu finden.

Vorausgesetzt natürlich, man weiß, wie

sich Gruppen dieser Art organisieren.

Klar, in manchen Städten gibt es

Punkrock-Bars, die sogar bei Google

Maps eingetragen sind. Doch es gibt

auch andere, die ihre Veranstaltungen

ausschließlich in privaten Chats

ankündigen. Letztere waren für uns

natürlich schwerer ausfindig zu machen.

Doch die eigentliche Herausforderung

war es, immer wieder entscheiden zu

müssen, mit welchen Akteur*innen man

seine begrenzte Zeit verbringen und

Interviews führen möchte. Denn eine

Verabredung bedeutete auch immer, eine

andere dafür nicht wahrnehmen zu

können.

Wo ist deiner Meinung nach mit der

„A Global Mess“-Doku das Subversive

in Punk sichtbar geworden?

Diana: Die Doku zeigt ja bloß

einen kleinen Ausschnitt der Eindrücke,

die wir unterwegs gesammelt haben.

Daher muss ich unbedingt auch auf unser

Buch verweisen, in dem neben vielen

Fotos u. a. auch alle ungekürzten

Interviews mit den Szeneakteur*innen

vor Ort zu finden sind. Es gab

verschiedene Momente, in denen die

Auflehnung junger Menschen deutlich

geworden ist. Felix hat in Indonesien zum

Beispiel verschiedene Leute aus der

Punkszene kennengelernt, die sich für

den Umweltschutz stark machen und

dafür auch auf die Straße gehen. In

Kuala Lumpur haben wir ein

selbstverwaltetes Zentrum besucht, in

dem eine Gruppe junger Menschen

Konzerte und Podiumsdiskussionen

organisiert. Sie wollen den staatlichen

Repressionen etwas entgegensetzen und

solidarische Strukturen schaffen, in

denen alle willkommen sind. Einer der

Mitinitiatoren hat uns von einem Gig

unter dem Motto „Party tonight,

revolution tomorrow“ berichtet, der nach

den Protesten gegen einen neuen

Highway stattfand, bei dem über 100

Konzertbesucher*innen von der Polizei

verhaftet wurden. Die davongekommen

waren, errichteten in den Tagen darauf

ein Solidaritätscamp und bereiteten mit

einigen hilfsbereiten Anwälten eine

Sammelklage vor. Allein diese Geschichte

zeigt deutlich, dass sich Punks in

Malaysia der Konsequenzen ihres

Handelns bewusst sein müssen.

Wie unterscheiden sich Emotionen,

Kreativität und Aktionen in den

jeweiligen Communities, bezogen auf

Punk und Hip Hop, in den von euch

bereisten Ländern?

Felix: Das kann ich so pauschal

überhaupt nicht beantworten, da sich

alle bereisten Städte voneinander

unterscheiden. Allerdings ist uns

aufgefallen, dass die einzelnen

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