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UNDERDOG #63

UNDERDOG #63 Punk und Subkultur in Südostasien Punk wurde oft als provokante Inszenierung von Unordnung und Widerstand beschrieben, ein rebellisches jugendliches Verhalten, der die autoritäre Hierarchie und Disziplin herausfordert. Während Punk an seinen Herkunftsorten verwässert sein mag, hat er sich anderswo auf der Welt – von Indonesien, den Philippinen und Myanmar – als relevante und sehr lebendige Ausdrucksform etabliert.

UNDERDOG #63
Punk und Subkultur in Südostasien
Punk wurde oft als provokante Inszenierung von Unordnung und Widerstand beschrieben, ein rebellisches jugendliches Verhalten, der die autoritäre Hierarchie und Disziplin herausfordert. Während Punk an seinen Herkunftsorten verwässert sein mag, hat er sich anderswo auf der Welt – von Indonesien, den Philippinen und Myanmar – als relevante und sehr lebendige Ausdrucksform etabliert.

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entschuldigend und provokativ ist – und

verkörpert sie in Form und Inhalt. Es

sollte jedoch beachtet werden, dass

Subchaos sich auf jedem Zine-Cover als

„aufgeschlossenes Medium durch

Offenbarung“ bezeichnet.

87,2 Prozent der indonesischen

Bevölkerung sind Muslime. Die

Bandbreite reicht von strenggläubig bis

moderat. Familie und Traditionen

werden in vielen Regionen Indonesiens

großgeschrieben. In einem Land, in

dem es keine oder nur wenig staatliche

Unterstützung gibt, ist man bei

Krankheit und Alter auf den Nächsten

angewiesen.

Die Punks reagieren mit

Solidaritätsbekundungen mit der

Bevölkerung. Man will nicht nur

anecken oder provozieren, sondern

bemüht sich um einen gemeinsamen

Konsens.

Ein Punkkonzert zu unterbrechen, um

die Gebetsstunde nicht zu stören,

geschieht aus Respekt und

Rücksichtnahme. Viele der

Bandmitglieder und Fans sind selbst

praktizierende Muslime und sehen

keinen Widerspruch. Im Gegenteil – zu

seinem Glauben zu stehen ist für viele

AnhängerInnen der alternativen

Musikszene Ausdruck ihrer

Unabhängigkeit vom „westlichen

antireligiösen Diktat“.

Frauen* werden diskriminiert

Frauen* leiden weiterhin unter

Formen von Diskriminierung, sexueller

Belästigung und dem fremdefiniertem

Urteilsvermögen männlicher Kollegen

innerhalb der Punkszene und in

verschiedenen Bereichen der

Underground-Musikgemeinschaft. Das

soll nicht heißen, dass Frauen* in der

Punkszene von Java fehlen: Im

Gegenteil, es gibt verschiedene

Beispiele für Punkmusikerinnen,

Tätowiererinnen, Zine-Macherinnen und

Mosh-Pit-Tänzerinnen, ganz zu

schweigen von einer Handvoll

feministischer Anarcho-Punk-Kollektive.

Ein Beispiel dafür ist die Band Voice of

Baceprot, übersetzt „Laute Stimme“,

dreier Teenagerinnen aus Westjava.

Harte Riffs, dröhnende Gitarren und ein

gnadenloses Schlagzeugspiel stehen im

starken Kontrast zu den drei

Musliminnen. Im Song ‚The Enemy on

Earth Is You‘ scheuen sie nicht vor

Gesellschaftskritik zurück, stolz tragen

sie ihren Hijab auf der Bühne.

Trotzdem werden maskuline Normen in

Punk-Räumen reproduziert und

verstärkt, wodurch die Szene für

Frauen* immer wieder problematisch –

und manchmal unsicher – ist. Dieses

Problem geht weit über Indonesien

hinaus, da viele Frauen* im Punk

weltweit gezwungen sind, um einen

Platz in der Szene zu kämpfen. Der

soziale Druck in Indonesien, kulturelle

und religiöse Standards

aufrechtzuerhalten, ist für junge

Frauen* wohl restriktiver und trägt

möglicherweise zur Unzugänglichkeit

des Punk bei. Von ihnen wird erwartet,

dass sie islamische Tugenden wie

Bescheidenheit verkörpern: Die

Teilnahme an der Punkszene würde

einer solchen Tugend widersprechen.

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