WOLL Magazin 2020.4 Winter I Warstein, Möhnesee, Rüthen
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Wästertal, wo man sowohl Nägel als auch andere Eisenteile<br />
herstellte, arbeiteten im 19. Jahrhundert Arbeiter aus Allagen<br />
und Niederbergheim. Sie nutzten den Weg durch den Wald<br />
und über den heute so genannten „Nagelpfad“.<br />
Der Weg der Wanderhändler<br />
Um ihre Waren weiter abzusetzen, führte der Weg der<br />
Wanderhändler zunächst durch die <strong>Warstein</strong>er Ortsteile.<br />
Bestimmt werden sie auch in Allagen Rast gemacht haben,<br />
um ihre Waren anzubieten, vielleicht auch Eisenwaren der<br />
<strong>Warstein</strong>er Schmieden aufzukaufen – und natürlich, um<br />
Neuigkeiten auszutauschen. Hinter Allagen, in Westendorf,<br />
ging für die Händler die Haar hinauf, auf Brüllingsen zu und<br />
dann auf dem „Frankfurter Weg“ über Elfsen in die Bördestadt<br />
Soest.<br />
In älterer Zeit führte der Handelsweg <strong>Warstein</strong>-Soest wohl<br />
fast ausschließlich über den Sichtigvorer Loermund (<strong>Warstein</strong>er<br />
Weg), wie der kundige Soester Wegeforscher Horst<br />
Brauckmann auf unsere Nachfrage anmerkte. Der Nagelpfad,<br />
so Brauckmann, wurde vermutlich erst im 19. Jahrhundert mit<br />
der aufkommenden Kleinindustrie im Sauerland entdeckt und<br />
genutzt.<br />
Schöne Häuser und ein solides Leben<br />
Ebenso wie viele Arbeitsmigraten wollten auch die Wanderhändler<br />
bei ihrer Rückkehr in ein schönes Zuhause kommen.<br />
Deshalb investierten sie viel Geld in den Bau neuer, gediegener<br />
Häuser. Meist waren ihre Häuser<br />
die schönsten im Ort, denn<br />
das Wanderhandelssystem war<br />
äußert gewinnbringend. Auch<br />
zählten sie oft zu den Ersten im<br />
Ort, die im Besitz eines Autos<br />
oder Motorrades waren. Allerdings<br />
wurden von den Händlern<br />
auch ein solider Lebenswandelt<br />
erwartet. So erfuhr der Autor<br />
des Buches „Heimat und<br />
Fremde. Wanderhändler<br />
des oberen Sauerlandes“,<br />
Peter Höher,<br />
bei einem seiner<br />
Interviews:<br />
„Wenn einmal ein<br />
Handelsmann aus<br />
der Art schlug und in<br />
der Fremde die Mädels<br />
zu gern hatte und ein unsolides<br />
Leben führte, dann<br />
wurde er mehr oder weniger<br />
ausgestoßen. So streng war<br />
hier die Erziehung früher;<br />
so einen nahm man zu Hause<br />
nicht mehr auf.“ ■<br />
Im niederdeutschen Sprachgebiet zwischen Sauerland und Hamburg wurden<br />
die Wanderhändler auch Kiepenkerle genannt.<br />
142 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020