WOLL Magazin 2020.4 Winter I Warstein, Möhnesee, Rüthen
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Die inneren Werte zählen<br />
Für Gertrud Siebers war immer entscheidend, ihren Kindern<br />
ein gemütliches Nest zu geben und sie in Liebe und Freiheit<br />
aufwachsen zu lassen. „Man muss sie einfach gedeihen<br />
lassen und jeder wird anders. Hauptsache war immer, dass sie<br />
glücklich werden. Ich bin es ja sowieso schon. Wir haben oft<br />
zusammen gelacht und waren eine große, fröhliche Familie,“<br />
erinnert sie sich an die Zeit, als alle noch im Hause waren.<br />
„So einfach waren die Zeiten natürlich nicht. Mein verstorbener<br />
Mann war als selbstständiger Malermeister nicht<br />
gerade ein Großverdiener und ich war im Hause ganz schön<br />
ausgelastet.“ Gertrud Siebers blickt für uns zurück. „Mein<br />
Mann, der übrigens noch elf Geschwister hatte, war im Krieg<br />
Flieger und kam erst mit dreißig aus der Kriegsgefangenschaft<br />
zurück. Er las immer Hefte über Sternenkunde und<br />
Technik und das faszinierte unsere Kinder früh und weckte<br />
ihre Begeisterung für Technik und Wissenschaft. Wir haben<br />
sie gerne so gut es ging unterstützt und waren natürlich froh,<br />
dass es durch Bafög die Möglichkeit gab, ihnen ein Studium<br />
zu ermöglichen.“<br />
Schnell will sie wieder auf ein anderes Thema kommen, denn<br />
sie möchte nicht ansatzweise prahlen von den Titeln ihrer<br />
Kinder. „Sie haben auch hart dafür gearbeitet“, weiß sie. „Es<br />
sind ihre inneren Werte, auf die ich wirklich stolz bin.“<br />
Hier war immer was los!<br />
Alle Kinder kommen gerne zu Familientreffen nach Madfeld.<br />
„Inzwischen sind wir aber so viele, dass wir uns nur<br />
ganz selten alle zusammen hier sehen können,“ so Tochter<br />
Tina. „Wir lachen dann immer viel und erzählen von den<br />
vielen kleinen Streichen damals“, fährt sie fort. „Da wurde<br />
kurzerhand mal das Wohnzimmer zum Turnraum umfunktioniert<br />
und Mama gab den Prellbock, an dem wir Bocksprung,<br />
Handstand und anderes üben konnten.“<br />
„Oder der Wettbewerb, wer es schafft den Apfelpfannkuchen<br />
beim Wenden so hoch zu schleudern, dass er an der<br />
Decke kleben bleibt. Oder die „Schlüssel-Krankheit“ meines<br />
Bruders, der kurzerhand alle Schlüssel im Haus abzog und<br />
gut versteckte. Jahre später haben wir sie im Garten beim<br />
Umgraben gefunden“, schmunzelt sie.<br />
„Was ich aber ganz besonders an meiner Mutter schätze“, so<br />
Tina weiter: „Sie ist so hilfsbereit und immer für alle da! Sie<br />
geht offen auf Menschen zu, ohne jegliche Vorurteile.“<br />
Das Schlusswort überlassen wir aber Gertrud Siebers selbst:<br />
„Ein schlechter Tag ist ein Tag, an dem es nichts zu tun gibt.<br />
Aber das kommt nie vor“, stellt sie verschmitzt fest. ■<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 85