WOLL Magazin 2020.4 Winter I Warstein, Möhnesee, Rüthen
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Horst Rellecke:<br />
„Kunst ist wie alle<br />
kulturellen Dinge<br />
auch ein Lebensmittel.“<br />
Monika Loerchner<br />
S. Droste<br />
Horst Rellecke hat so ziemlich alles gemacht, was<br />
man als Künstler machen kann: zahlreiche Bilder<br />
gemalt, Lichtinstallationen kreiert, Skulpturen<br />
erschaffen, Lasershows veranstaltet, einen Klangwald<br />
konzipiert. Als Architekt ist er vor allem für den Glaselefanten<br />
im Maximilianpark Hamm bekannt. Und über all<br />
das hat er auch noch Bücher geschrieben. Ob da noch Fragen<br />
offen sind? Oh ja – und wir haben sie gestellt!<br />
<strong>WOLL</strong>: Herr Rellecke, wann haben Sie entdeckt, dass Sie<br />
ein Künstler sind?<br />
Horst Rellecke: Ich war vier Jahre alt, da malte ich das Haus<br />
unserer Nachbarn und bekam dafür eine Tüte Kirschen. Seitdem<br />
bin ich Profi. (Lacht) Natürlich wurde das später in der<br />
Schule noch weiter gefördert.<br />
<strong>WOLL</strong>: Sie hatten über 150 Einzelausstellungen im Inund<br />
Ausland. Wie ging das los?<br />
Horst Rellecke: Mit 21 Jahren hatte ich meine erste Ausstellung<br />
in Kamen. Ich bat die Galerie Klein in Hamm, mir dafür<br />
Rahmen zu leihen. Als ich sie zurückgab, waren meine Bilder<br />
noch darin, angeblich aus Zeitnot. Ich versprach, sie in der<br />
nächsten Woche rauszunehmen. So standen meine Bilder eine<br />
Woche da rum und konnten den Leuten auffallen. Als ich<br />
zurückkam, sagte der Galerist: „Nee, lassen Sie die mal hier.“<br />
Der Galerie Klein bin ich noch bis heute verbunden.<br />
<strong>WOLL</strong>: Raffiniert! Ein Jahr später, 1972, nahmen Sie Ihr<br />
Architekturstudium in Stuttgart auf. Hängt das mit der<br />
Malerei zusammen?<br />
Horst Rellecke: Natürlich. In Stuttgart wurde großer Wert<br />
auf künstlerische Inhalte gelegt, da waren auch Malerei und<br />
Materiallehre Inhalte des Architekturstudiums.<br />
<strong>WOLL</strong>: Wie hat es Sie und Ihre Frau Marlies an den <strong>Möhnesee</strong><br />
verschlagen?<br />
Horst Rellecke: 1975 bekam ich ein heiß begehrtes Stipendium<br />
für die Druckerei Kätelhön am <strong>Möhnesee</strong>. Von da an<br />
war ich dort mehrfach im Jahr zu Gast. Als meine Frau und<br />
ich Zwillinge bekamen, kamen wir dann hierher und bauten<br />
das Haus.<br />
<strong>WOLL</strong>: Arbeiten Sie auch hier?<br />
Horst Rellecke: Ja, auch wenn mein Atelier früher größer<br />
war. Mein Sohn ist mit seiner Familie aus Berlin hier ins<br />
Haupthaus hergezogen, da hatten wir umgebaut. Außerdem<br />
habe ich eine Metallwerkstatt im Lippetal.<br />
<strong>WOLL</strong>: Wie wirkt sich die aktuelle Situation auf Ihre<br />
Arbeit aus?<br />
Horst Rellecke: Als die ganzen Ausstellungen absagt wurden,<br />
war es für mich schwierig, mich zu motivieren. Ich will ja keine<br />
Bilder für die Halde malen! Aus lauter Verzweiflung, weil<br />
man so viel Zeit hat, habe ich dann ein Video kreiert.<br />
<strong>WOLL</strong>: Sie meinen „Scoorillo“? Das habe ich auf YouTube<br />
gesehen. Dort kann man auch einen Rundgang durch ein<br />
virtuelles Museum mit Ihren Werken unternehmen. Was<br />
sollen Ihre Bilder eigentlich bedeuten?<br />
Horst Rellecke: Was soll Mozarts „Kleine Nachtmusik“ be-<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 143