bull_05_01_Aufbruch
Credit Suisse bulletin, 2005/01
Credit Suisse bulletin, 2005/01
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CREDIT SUISSE<br />
Bulletin_1.<strong>05</strong><br />
Editorial 03<br />
Foto: Pia Zanetti<br />
Selbst Flint, Michigan, kann zur Chance werden<br />
Nach dem <strong>Aufbruch</strong> ist vor dem <strong>Aufbruch</strong>. Eigentlich<br />
wandte der deutsche Nationaltrainer<br />
Sepp Herberger die Redewendung auf das Leben<br />
von Fussballern zwischen den Spielen an.<br />
Doch ersetzt man Spiel durch <strong>Aufbruch</strong>, so beschreibt<br />
es für mich perfekt das Leben aller<br />
Menschen. Wir sind getrieben von mehr oder<br />
weniger drastischen Aufbrüchen. Das fängt<br />
brutal bei der Geburt an. Es folgt der erste Tag<br />
im Kindergarten, der Eintritt in die Schule, der<br />
<strong>Aufbruch</strong> in die Berufswelt, der Schritt in den<br />
Ruhestand. Der Mensch muss ständig aus vertraut<br />
gewordenen Umgebungen aufbrechen<br />
und sich Neuem stellen. Für die einen ist das<br />
spannend, für die anderen beängstigend. Doch<br />
für alle gilt: Jeder <strong>Aufbruch</strong> birgt Risiken, aber<br />
auch Chancen.<br />
Momente des <strong>Aufbruch</strong>s meisseln sich fest<br />
ins Gedächtnis ein. Bei mir gehört ein Montag<br />
im August 1981 dazu, als ich als 17-Jähriger in<br />
einen Flieger stieg, um in den USA ein Jahr als<br />
Austauschstudent zu verbringen. Mein zugewiesenes<br />
Ziel: Flushing, ein kleiner, braver<br />
Vorort von Flint, Michigan. Die einst boomende<br />
Autostadt gelangte in den letzten Jahren zu<br />
zweifelhaftem Weltruhm, weil sie dem DokumentarÞ<br />
lmer Michael Moore eine Fülle von Anschauungsmaterial<br />
für seine beängstigenden<br />
Realsatiren lieferte. Flint war 1981 bereits auf<br />
einem ersten Höhepunkt seines Niedergangs<br />
angelangt, und der Mittlere Westen entsprach<br />
so gar nicht den Bildern, die mir das Fernsehen<br />
vom amerikanischen Traum vermittelt hatte.<br />
Doch bald war die Sprache keine allzu grosse<br />
Hemmschwelle mehr, erste Bekanntschaften<br />
geschlossen, das fremde Schul- und Dating-<br />
System einigermassen verstanden. – «Dating»<br />
ist das seltsam strikt geregelte Balzsystem der<br />
amerikanischen Highschool-Kids. Und selbst<br />
Flint konnte ich ein paar gute Seiten abgewinnen.<br />
Entscheidend für mein allgemeines WohlbeÞ<br />
nden war aber auch nicht das alles andere<br />
als pittoreske Umfeld, sondern vor allem die<br />
Gastfamilie, die sich als Glücksfall entpuppte.<br />
Kurzum: Das Risiko dieses <strong>Aufbruch</strong>s in eine<br />
fremde, neue Welt hat sich für mich gelohnt<br />
und mein späteres Leben nachhaltig geprägt.<br />
Wir leben in einer Zeit, in der die Zahnräder<br />
des Weltgeschehens immer schneller drehen.<br />
Der Mut zum <strong>Aufbruch</strong> ist wichtig, um in diesen<br />
Zeiten neben den allgegenwärtigen Risiken<br />
auch die Chancen zu sehen und sie, wenn immer<br />
möglich, zu packen.<br />
Das Bulletin-Team hat sich <strong>Aufbruch</strong> nicht<br />
nur zum Schwerpunktthema genommen, sondern<br />
auch zum Konzept. Wir haben dem mitt lerweile<br />
110 Jahre alten Magazin der Credit Suisse<br />
einen frischeren und leserfreundlicheren Auftritt<br />
verpasst. Dabei haben unsere GraÞ ker mit<br />
viel Liebe zum Detail nach Mitteln und Wegen<br />
gesucht, um die Leser schneller und einfacher<br />
durchs Heft zu führen. Auch haben wir den einstigen,<br />
blauen Anlageteil zu einem eigenständigen<br />
Heft-im-Heft ausgebaut mit noch mehr<br />
Information und Analysen seitens des Credit<br />
Suisse Research. Uns macht <strong>Aufbruch</strong> Spass,<br />
Ihnen hoffentlich auch.<br />
Daniel Huber, Chefredaktor Bulletin