bull_05_01_Aufbruch
Credit Suisse bulletin, 2005/01
Credit Suisse bulletin, 2005/01
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CREDIT SUISSE<br />
Bulletin_1.<strong>05</strong><br />
44<br />
Text: Monika Engler und Thomas Enz, Economic Research<br />
Mit dem Ausland geschickt verß ochten<br />
Die Schweiz ist einer der aktivsten Investoren auf dem globalen Kapitalmarkt. Letztlich nützt der Mittelabß uss<br />
ins Ausland auch dem heimischen Standort.<br />
Monika Engler und Thomas Enz<br />
monika.engler@credit-suisse.com<br />
thomas.enz@credit-suisse.com<br />
«Die Schweiz ist an den internationalen<br />
Kapitalströmen stark beteiligt.»<br />
Grenzüberschreitende Kapitalinvestitionen und<br />
ihr beträchtliches Wachstum sind ein wesentliches<br />
Merkmal der Globalisierung. Täglich<br />
fliessen Finanzströme in Form von Portfoliound<br />
Direktinvestitionen von netto rund 3,5<br />
Milliarden Dollar um den Erdball. Seit 1990<br />
sind diese internationalen Kapitalflüsse doppelt<br />
so schnell gewachsen wie der Welthandel<br />
und viermal so schnell wie das globale Bruttoinlandprodukt<br />
(BIP).<br />
Ende 2002 belief sich der weltweite<br />
Gesamtbestand an Portfolioanlagen im Ausland<br />
auf 13 716 Milliarden Dollar. Der Direktinvestitionsbestand<br />
betrug im Vergleich dazu<br />
rund die Hälfte. Auch die Schweiz ist an den<br />
internationalen Kapitalströmen stark beteiligt.<br />
Sowohl als Portfolioinvestor wie als Direktinvestor<br />
gehört sie weltweit zu den grössten<br />
Kapitalexporteuren (siehe Grafiken auf den<br />
Seiten 46 und 47).<br />
Wie ist der Export von Kapital aus Schweizer<br />
Sicht zu beurteilen? Ist er als Zeichen der<br />
Stärke des schweizerischen Wirtschaftsstandorts<br />
zu werten? Wenn ja, welchen Nutzen wirft<br />
er für die hiesigen wirtschaftlichen Akteure<br />
ab? Oder handelt es sich im Gegenteil aus<br />
gesamtwirtschaftlicher Perspektive um einen<br />
unvorteilhaften Abfluss von finanziellen Mitteln,<br />
die inländischen Kapitalsuchenden nicht<br />
mehr zur Verfügung stehen?<br />
Portfolioinvestitionen steigen<br />
2003 entfiel mit 813 Milliarden Franken etwa<br />
ein Drittel des gesamten Schweizer Auslandvermögens<br />
auf die Wertpapieranlagen im Ausland.<br />
Gegenüber 1985 – als erstmals der grenzüberschreitende<br />
Kapitalverkehr der Schweiz<br />
mit dem Ausland vollständig erfasst wurde –<br />
vervierfachte sich das schweizerische Portfoliovermögen<br />
im Ausland. Der grösste Teil<br />
davon stammt von den laufend gestiegenen,<br />
in der 2. und 3. Säule der Altersvorsorge<br />
ersparten Vermögen, die von Banken, Versicherungen,<br />
Investmentgesellschaften und Pensionskassen<br />
diversifiziert und rentabel angelegt<br />
werden wollen.<br />
Die Vorteile von Auslandanlagen liegen in<br />
der Risikodiversifikation und Renditeoptimierung.<br />
Die Streuung von Anlagerisiken über<br />
verschiedene Länder und Währungen reduziert<br />
das Portfoliorisiko, indem Anlagen kombiniert<br />
werden, deren Risiken möglichst wenig<br />
untereinander korrelieren. Aus Renditesicht<br />
lohnt es sich, in ausländische Wertschriften zu<br />
investieren, die höhere Erträge als heimische<br />
Titel erwarten lassen. Gerade für kleine Länder<br />
wie die Schweiz, wo die Möglichkeiten der<br />
Streuung von Anlagen und die Auswahl an<br />
Wertpapieren aufgrund der Grösse des inländischen<br />
Kapitalmarktes begrenzt sind, ist die<br />
Wertschriftenanlage im Ausland von grosser<br />
Bedeutung. In den USA und in Japan beispielsweise<br />
sind die Auslandinvestitionen wegen<br />
des grossen Heimkapitalmarktes weit weniger<br />
wichtig. Im Vergleich mit grossen Ländern<br />
sind deshalb in der Schweiz die Wertpapieranlagen<br />
im Ausland gemessen am Bruttoinlandprodukt<br />
auch besonders hoch. Nur gerade<br />
Luxemburg und Irland weisen im Verhältnis<br />
zur nationalen Wirtschaftskraft ein höheres<br />
Wert papiervermögen im Ausland auf als die<br />
Schweiz.<br />
><br />
Foto: Pia Zanetti