bull_05_01_Aufbruch
Credit Suisse bulletin, 2005/01
Credit Suisse bulletin, 2005/01
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
CREDIT SUISSE<br />
Bulletin_1.<strong>05</strong><br />
54<br />
Text: Uwe Neumann, Equity Sector Research<br />
«Auf Wiedersehen» ersetzt «Auf Wiederhören»<br />
Der Mobilfunk boomt. Trotzdem suchen die Telekomdienstleister nach neuen Wachstumsfeldern.<br />
Neue Netzwerke sollen auch in Zukunft die Kassen klingeln lassen.<br />
Uwe Neumann<br />
uwe.neumann@credit-suisse.com<br />
«Die Telekombranche hat nach wie vor<br />
ausgezeichnetes Wachstumspotenzial.»<br />
Im vergangenen Jahr gingen weltweit rund<br />
630 Millionen Handys über die Ladentische.<br />
Das sind 25 Prozent mehr als 2003. Für das<br />
laufende Geschäftsjahr wird nach Schätzung<br />
der Industrie sogar der Verkauf von über 700<br />
Millionen Handys erwartet (siehe Abbildung<br />
Seite 55). 20<strong>05</strong> soll das Jahr des Durchbruchs<br />
für UMTS-fähige Handys werden. In<br />
der Tat ist die noch im Aktienboomjahr 2000<br />
verkaufte Fiktion eines Handys, welches die<br />
Funktionen von PC, TV, Zeitung, Kre ditkarte,<br />
Videorekorder, Radio und CD-Spie ler in einem<br />
Gerät vereint, mittlerweile greifbar nahe.<br />
Die seit September 2004 eingeführten neuen,<br />
UMTS-fähigen Han dys mögen zwar von<br />
Form und Handhabbarkeit her noch nicht so<br />
futur istisch und bequem anmuten wie einst<br />
erhofft, doch gemessen an den Funktionen<br />
kommen sie der angesprochenen Vision bereits<br />
sehr nahe.<br />
Der Glaube an diese Vision und die damit<br />
verbundenen Gewinnerwartungen waren ausschlaggebend<br />
für die Milliardenbeträge (in<br />
Europa 110 Milliarden Euro), die die Telekomdienstleister<br />
für den Erwerb der UMTS-Netzlizenzen<br />
im Rahmen der staatlichen Versteigerungen<br />
seinerzeit ausgegeben haben. Die schillernde<br />
Fiktion ist jedoch längst harter Realität<br />
gewichen. So zog sich die Einführung der Netze<br />
der dritten Generation (so genannte 3G-<br />
Netze) unerwartet lange hin, sowohl in ökonomischer<br />
wie auch in technischer Hinsicht.<br />
Öffentlichkeit und Industrie haben dafür viele<br />
Begründungen. Die fehlende Möglichkeit<br />
der Zusammenarbeit von Netzwerken und<br />
Endgeräten, der hohe Ener gieverbrauch der<br />
3G-Geräte und die daraus resultierende zu<br />
schwa che Batterieleistung sowie die fehlende<br />
so ge nannte Killerapplikation mobiler Breitband<br />
dienste sind drei davon. In den letz ten<br />
Jahren hat der teure Mobilfunkstandard den<br />
Telekomdienstleistern dementsprechend nur<br />
negative Schlagzeilen beschert.<br />
Es überrascht daher nicht, dass in Europa von<br />
der Öffentlichkeit nahezu unbemerkt 50<br />
UMTS-Mobilfunknetze der dritten Generation<br />
in Betrieb genommen wurden. Das magische<br />
Kürzel UMTS (siehe auch Box Seite 56) wird<br />
auch zunehmend mit Leben gefüllt. Als Technologieführer<br />
will NTT DoCoMo bereits im<br />
Frühjahr 2006 eine neue, mit Wasserstoff<br />
betriebene Handybatterie vorstellen, die das<br />
Prob lem der «schwachen» Batterie lösen soll.<br />
Führende europäische Telekomdienstleister<br />
haben sich zu einer Allianz gefunden, die die<br />
Lösung für eine Zusammenarbeit unter schiedlicher<br />
Netze vorantreiben soll. Wurde der<br />
Markt eintritt von Hutchison Whampoa mit der<br />
«Dien s te-Marke ‹3›» 2004 noch belächelt,<br />
sprechen heute sechs Millionen gewonnene<br />
Kun den für einen sich verschärfenden Wettbewerb.<br />
Obwohl trotz des neuen Wettbewerbers<br />
im euro päischen Mobilfunkmarkt unverändert<br />
eine zumeist starre oligopolistische<br />
Struktur herrscht, beginnt sich das Verhalten<br />
der Akteure zu ändern. Letzteres sehen wir als<br />
Hauptgrund für den zu erwartenden Durchbruch<br />
der mobilen Breitbandtechnologie.<br />
Die Serviceanbieter rüsten auf<br />
Die Telekomdienstleister sind auf der Suche<br />
nach neuen Wachstumsfeldern. Angesichts<br />
der grösseren Marktdurchdringung lässt der<br />
Kundenzuwachs im Mobilfunk nach und der<br />
harte Wettbewerb im Festnetzgeschäft drückt<br />
die Preise und erhöht die Wechselbereitschaft<br />
der Kunden. Neue Einnah mequellen erhoffen<br />
sich die Telekomunter nehmen von einer stärkeren<br />
Nutzung ihrer Netz werke. Endgeräte<br />
wie Handys, PDAs, Notebooks, PCs oder<br />
Laptops sind längst auf die schnelle Verarbeitung<br />
hoher Datenmen gen eingestellt. Einzig<br />
der Zugang zum Kunden lässt noch Wünsche<br />
offen. Neben den In vestitionen in die breitbandigeren<br />
UMTS-Mobilfunknetze wird gleichzeitig<br />
auch die Struk tur im Festnetz aufge- ><br />
Fotos: Martin Stollenwerk, Brad Rickerby/Stone