Schriftenreihe des Instituts für Transportwirtschaft und Logistik Nr. 2
Schriftenreihe des Instituts für Transportwirtschaft und Logistik Nr. 2
Schriftenreihe des Instituts für Transportwirtschaft und Logistik Nr. 2
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
2. Militärlogistik im Überblick Seite 11<br />
Regel nicht zu den logistischen Aufgaben gezählt, der Begriff ist hier also enger<br />
gefasst. 27<br />
Logistische Entscheidungen werden im militärischen Bereich auf der Gr<strong>und</strong>lage<br />
politisch-militärischer Zielsetzungen getroffen. Ursache da<strong>für</strong> sind insbesondere die<br />
gesetzlich festgelegten Aufgaben <strong>des</strong> Militärs. 28 In Österreich finden sich diese vor<br />
allem im Bun<strong>des</strong>-Verfassungsgesetz Art. 9a (Umfassende Lan<strong>des</strong>verteidigung), Art.<br />
10 Abs. 1 Z. 15 (militärische Angelegenheiten), Art. 23f (GASP der EU), Art. 79<br />
(Aufgaben <strong>des</strong> ÖBH) <strong>und</strong> im Bun<strong>des</strong>verfassungsgesetz über die Neutralität Österreichs<br />
(Neutralitätsgesetz).<br />
Im zivilen wirtschaftlichen Bereich sind derartige Entscheidungen an Zielsetzungen<br />
orientiert, die technologisch, ökonomisch, ökologisch <strong>und</strong> sozial motiviert sind. 29<br />
Selbstverständlich ist auch die Wirtschaft an gesetzliche Normen geb<strong>und</strong>en, wie<br />
z.B. Umweltverträglichkeitsprüfungsgesetz, Einkommenssteuergesetz, Allgemeines<br />
Sozialversicherungsgesetz <strong>und</strong> letztlich natürlich auch an das ökonomische Prinzip.<br />
Trotz wesentlicher Unterschiede im Anwendungsgebiet <strong>und</strong> in der Motivation logistischer<br />
Entscheidungen unterliegen militärische <strong>und</strong> zivil-wirtschaftliche <strong>Logistik</strong>prozesse<br />
ähnlichen Rahmenbedingungen hinsichtlich verfügbarer Technik, begrenzter<br />
Kapazitäten <strong>und</strong> knapper Zeit.<br />
Abschließend soll auch noch anhand Leontes VI. (866 – 911) militärischer Definition<br />
der <strong>Logistik</strong> gezeigt werden, wie weitsichtig <strong>und</strong> umfassend diese bereits damals<br />
war, <strong>und</strong> dass sie mit geringfügigen Adaptionen eine brauchbare, moderne Definition<br />
erlaubt: „Sache der <strong>Logistik</strong> ist es, das Heer (die Mitarbeiter) zu besolden, sachgemäß<br />
zu bewaffnen (auszurüsten) <strong>und</strong> zu gliedern, es (sie) mit Geschütz <strong>und</strong><br />
Kriegsgeräten (Ware) auszustatten, rechtzeitig <strong>für</strong> seine (ihre) Bedürfnisse zu sorgen<br />
<strong>und</strong> jeden Akt <strong>des</strong> Feldzuges (jede Strategie) entsprechend vorzubereiten, das<br />
heißt Raum (Servicegrad) <strong>und</strong> Zeit (Lieferzeit) zu berechnen, das Gelände (den<br />
Markt) in Bezug auf Heeresbewegungen sowie <strong>des</strong> Gegners Widerstandskraft (die<br />
Konkurrenz) richtig einzuschätzen, <strong>und</strong> dieser Funktionen gemäß die Bewegung<br />
<strong>und</strong> Verteilung der eigenen Streitkräfte (Mitarbeiter) zu regeln <strong>und</strong> zu ordnen, mit<br />
einem Wort: zu disponieren“. 30<br />
27 Vgl. Pfohl (2000) , S. 11<br />
28 Vgl. von Gleich (2002), S. 10<br />
29 Vgl. von Gleich (2002), S. 10<br />
30 Vgl. Blom/Harlander (2000), S. 4