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Kunstbulletin Oktober 2022

Unsere Oktober Ausgabe für 2022 mit Beiträgen zu Nora Toratu, Monica Bonvicini, F+F Schule für Kunst und Design, Klodin Erb, uvm.

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Monica Bonvicinis Zeichnungen der Serie ‹Hurricanes and Other Catastrophes›, die<br />

in den letzten 14 Jahren entstanden ist, schreiben sich ein in die Bilderflut unserer<br />

postkapitalistischen Medienwelt und kommentieren diese oftmals sensationslüsternen<br />

Bilder überaus kritisch. All diese Zeichnungen beziehen sich nämlich auf<br />

Medienbilder, vor allem auf Aufnahmen aus den Print- und TV-Medien, die anlässlich<br />

von Natur- und Umweltkatastrophen, wie etwa dem Hurrikan ‹Katrina›, der 2005 besonders<br />

die Armenviertel von New Orleans zerstörte, entstanden sind. Diese erschreckenden<br />

Bilder werden von der Künstlerin übersetzt in grossformatige, expressive<br />

schwarz-weisse Darstellungen, welche die medialen Konstruktionen zugleich individualisieren<br />

und emotionalisieren. Bonvicini selbst beschreibt dies so: «Die Zeichnungen<br />

müssen schwarz sein, konfrontativ und gross. Da ist Ärger und Wut in den<br />

Zeichnungen, denn das ist, was ich in New Orleans gesehen habe, als ich Menschen<br />

traf, die alles verloren haben. Und das auf Grund von Rassismus und politischen Entscheidungen,<br />

die bestimmte Stadtteile gegenüber anderen Stadtteilen bevorzugt<br />

behandelt haben. Da ist Schmerz in den Zeichnungen, da ist Liebe in den Details und<br />

eine Dringlichkeit der schnellen Striche, denn genau so trifft dich eine Katastrophe.»<br />

Die Gestalt der Zerstörung<br />

Zu sehen also sind auf den berührenden und zugleich aufrüttelnden Blättern unter<br />

Naturkatastrophen kollabierte Gebäude. In nicht enden wollender Reihung geben<br />

sie Auskunft über das Ausmass an Zerstörungen, für welche die Klimakatastrophe<br />

schon jetzt verantwortlich ist. Um welche Häuser es sich handelt und in welchen<br />

Ländern – meist der USA – sie standen, wird in den Titeln der Zeichnungen nicht<br />

deutlich gemacht, so gewinnen diese Darstellungen einen gleichsam modellhaften<br />

Charakter. Gezeichnet sind die ‹Hurricanes and Other Catastrophes› von Bonvicini<br />

mit Temperafarbe gemischt mit schwarzer Sprayfarbe, einem längst klassischen<br />

Medium der Street Art. Die vermeintliche Präzision der fotografischen Vorlagen wird<br />

Monica Bonvicini (* 1965, Venedig) lebt in Berlin<br />

Studium an der HdK Berlin und am CalArts, Los Angeles<br />

Seit 2003 Professur an der Akademie der Bildenden Künste, Wien<br />

Seit 2017 Professorin an der UdK Berlin<br />

Einzelausstellungen (Auswahl)<br />

<strong>2022</strong> ‹Monica Bonvicini›, Neue Nationalgalerie, Berlin; ‹I Don’t Like You Very Much›, Kunsthaus Graz<br />

2021 ‹Power Joy Humor Resistance›, Italian Cultural Institute, Stockholm<br />

2019 ‹I Cannot Hide My Anger›, Belvedere 21, Wien<br />

2013 ‹Wall Works›, Hamburger Bahnhof, Berlin<br />

Biennale-Beteiligungen (Auswahl)<br />

2020 Busan Biennale<br />

2017, 2003 Istanbul Biennale<br />

2015, 2011, 2005, 2001, 1999 Biennale Venedig<br />

2014, 2003, 1998 Berlin Biennale<br />

40 <strong>Kunstbulletin</strong> 10/<strong>2022</strong>

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