Kunstbulletin Oktober 2022
Unsere Oktober Ausgabe für 2022 mit Beiträgen zu Nora Toratu, Monica Bonvicini, F+F Schule für Kunst und Design, Klodin Erb, uvm.
Unsere Oktober Ausgabe für 2022 mit Beiträgen zu Nora Toratu, Monica Bonvicini, F+F Schule für Kunst und Design, Klodin Erb, uvm.
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zeigt sich die grosse Vielfalt. Ana Strika addiert<br />
die Dinge nicht einfach oder konstruiert eine<br />
Aufzählung, sondern arbeitet mit ihnen wie mit<br />
Morphemen, Wörtern und Wortgruppen einer<br />
Sprache: Sie lassen sich immer wieder neu und<br />
nahezu unendlich kombinieren. Sie müssen<br />
keinem Zweck genügen und entfalten gemeinsam<br />
umso grössere poetische Kraft. KS<br />
Wolfgang Schneider<br />
Basel — Bei Müller Palermo präsentiert der<br />
Wiener Künstler Wolfgang Schneider (*1970)<br />
eine kleine feine Ausstellung mit Zeichnungen,<br />
Druckgrafik und dem mehrfach prämierten<br />
Künstlerbuch ‹Company› (Zusammenarbeit mit<br />
Beatrix Zobl). Schneider war 2021 mit einem Stipendium<br />
für das Kloster Dornach in die Schweiz<br />
gereist. Der geschichtsträchtige Ort stellte<br />
sich als künstlerisch fruchtbares Feld heraus.<br />
Neben Recherchen in der alten Bibliothek fand<br />
der Künstler im Klostergemäuer auch menschliche<br />
Schädel, mit Spuren von Verletzungen.<br />
Sie stammen aus der Schlacht bei Dornach von<br />
1499, bei der die Eidgenossen sieghaft gegen<br />
die Schwaben angetreten waren. Unzimperlich<br />
hatten sie alles kurz und klein geschlagen, eine<br />
tödliche Spur vom sogenannten Bluthügel bis<br />
zur Ruine Dorneck gelegt. Heute ist dieser Ort<br />
vom geistig spirituellen Ambiente der Anthroposophen<br />
erfüllt – welch ein krasser Gegensatz!<br />
Aus der Beschäftigung entsteht eine 100-teilige<br />
Zeichnungsserie. Auf Papieren, Schachteln,<br />
Sporttip- und Swisslos-Scheinen malt Schneider<br />
in kleine Kompartimente verteilt versehrte<br />
Schädel, Knochen, Arme und Beine in Rot und<br />
Schwarz. Zeichenhaft abstrahiert, mit locker geführtem<br />
Pinsel sehen die Schädel aus, als lägen<br />
sie in Nischen. Mit hintersinniger Ironie wagt<br />
sich Schneider an ein Motiv, das ein Memento<br />
mori mit persönlicher Sinnsuche verbindet. IK<br />
Ana Strika · Taktzeit, <strong>2022</strong>, Ausstellungsansichten<br />
Kunsthalle Arbon. Foto: Ladina Bischof<br />
→ Kunsthalle Arbon, bis 2.10.<br />
↗ www.kunsthallearbon.ch<br />
Wolfgang Schneider · Die Schlacht von Dornach,<br />
2021/22 (Serie), Tusche und Gouache auf<br />
Papier, 75 x 110 cm © ProLitteris<br />
→ Müller Palermo, bis 15.10.<br />
↗ muellerpalermo ch<br />
HINWEISE // ANIMATION / ARBON / BASEL<br />
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