Manifesta 14 — Die Kunst des Aussersaisonalen Während hundert Tagen bringen hundert Künstlerinnen und Künstler im Rahmen der 14. Manifesta viel Leben nach Pristina. Die Ausstellung findet an gut zwei Dutzend Orten rund um das historische Grand Hotel statt, beschäftigt sich auf vielfältige Weise mit dem Kosovo und ist auf jeden Fall eine Reise wert. Pristina — ‹Off Season› heisst das Projekt eines Künstlerkollektivs, das touristische Hot Spots ausserhalb der Saison erforscht. Pristina ist 365 Tage im Jahr off season, und das, obwohl Edelweiss Air uns bequem in zwei Stunden in die kleine Metropole fliegt. Doch diese hat ausser einem schlechten Ruf als Hauptstadt der Raser nicht viel zu bieten, was Tourist:innen anlocken könnte. In den gut zwanzig Jahren seit dem Krieg haben sich alle, die rücksichtslos genug waren, von der Stadt genommen, was sie konnten, und man sieht hier mehr kapitalistische Experimente als irgendwo sonst. Im Gegenzug sind viele öffentliche Strukturen von einst heute nur noch Ruinen. Im Moment allerdings gibt es guten Grund, nach Pristina zu reisen, denn die europäische Wanderbiennale Manifesta macht in der Hauptstadt des Kosovo Station. Ihr Zentrum ist das ehemalige Grand Hotel, ein Bau aus den 1970ern mit einer ebenso glanzvollen wie düsteren Geschichte. Auf neun Etagen ist hier eine kluge und hervorragend vermittelte Kunstausstellung zu sehen, die fast durchgängig mehr oder weniger direkt mit der kleinen Republik, ihrer Hauptstadt und ihren zahlreichen Problemen zu tun hat: Neben politisch engagierten, städtebaulich versierten, historisch informierten oder psychologisch chargierten Arbeiten finden sich auch sehr poetische Werke wie etwa die Videos von Driant Zeneli, der mit seinen elektrifizierten Puppen in den Ruinen von Pristina Märchen erzählt. Wer weiter ausschweifen möchte, wird im Untergeschoss des Hotels bei ‹Off Season› auf seine Reisekosten kommen. Neben dem Grand Hotel haben Kuratorin Catherine Nichols und Carlo Ratti, der ihr als Städteforscher zur Seite stand, zwei Dutzend weitere Orte ausgewählt, um sie mittels der Kunst zugänglicher zu machen. So lässt etwa Lee Bul im ehemaligen Sportpalast einen silbernen Zeppelin schweben. Und Ugo Rondinone hat das Denkmal für die jugoslawische Brüderschaft auf dem Adem Jashari in violette Alufolie gepackt, wodurch es sich ikonografisch an die Eisdielen in der Gegend anschmiegt. Laut Präsidentin Hedwig Fijen will die Manifesta den Menschen in Pristina helfen, sich den öffentlichen Raum zurückerobern. Da kann man nur die Daumen drücken: Im Moment sind es vor allem die Autofahrer, die sich den Stadtraum mit ihren geparkten Fahrzeugen untertan gemacht haben. Raser allerdings habe ich nur zwei gesehen. Dafür aber bietet Pristina mehr Cafés pro Quadratmeter als jede andere Stadt, die ich kenne. Und überall begegnet man ebenso höflichen wie freundlichen Menschen, 365 Tage pro Jahr. Samuel Herzog → ‹Manifesta 14 – Prishtina <strong>2022</strong>›, Grand Hotel und weitere Orte, bis 30.10. ↗ www.manifesta14.org 92 <strong>Kunstbulletin</strong> 10/<strong>2022</strong>
Dardan Zhegrova · Your enthusiasm to tell a story (pink), 2016, Mischtechnik, Ton, Masse variabel Lee Bul · Willing to be Vulnerable, Metalized Balloon V4, 2015/2020, Mischtechnik, Luftgebläse BESPRECHUNGEN // PRISTINA 93
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Oktober 2022 Fr. 10.- / € 8.-
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Editorial — Das leere Versprechen
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Der König der Tiere - ein Werk des
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Monica Ursina Jäger LIQUID TERRITO
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TERRITORIES OF 14.09.2022- 08.01.20
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