Reinickendorf

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Die Hürden für und die Freude auf einen Kleingarten
Endlich ackern und ernten
Am Ende ging es schnell. 2019 hatten wir beim
Bezirksverband der Kleingärtner unser Interesse
an einem Garten angemeldet. Nach zweieinhalb
Jahren kamen die ersten Angebote. Wir haben
mehrere Gärten besichtigt und abgelehnt, einen
direkt an der Autobahnzufahrt, einen anderen
mit Hütte ohne Dach, dafür mit Wasserschaden.
Weitere fanden wir gut, aber die haben wir nicht
bekommen. Weil andere vor uns auf der Liste
standen. Denn jedes Parzellenangebot geht an
zehn Interessierte. Dann gab es noch eine Besichtigung.
Die Lage des Gartens gefiel uns, auch
wenn außer ein paar Sträuchern dort Mitte Juni
nicht viel zu wachsen schien.
Der ehrenamtliche Vorstand sagte uns nach einer
Woche zu und wir trafen uns gemeinsam
mit dem bisherigen Pächter zum Übernahmegespräch.
Und sagten zu, alle Auflagen des Vorpächters
zu überehmen. Vor allem ein großer
Pflaumenbaum ist zu fällen, was wir – außerhalb
der Vogelbrutzeit – im Winter erledigten.
Einen Nachmittag dauerte allein das Entfernen
und Zerkleinern der Äste. Der Stamm innen war
morsch und fiel daher nicht ganz wie geplant.
Aber: Geschafft war geschafft.
Den Vertrag wollte ich gemeinsam mit meinem
erwachsenen Sohn abschließen. Gemeinsame
Pächter dürfen aber nur Lebenspartner mit gemeinsamer
Adresse sein. So wurde doch mein
Partner zum Mit-Pächter.
Zwei Wochen nach der Gartenübernahme war die
jährliche Gartenbesichtigung. Die kleingärtnerische
Nutzung war unser Ziel und Wollen, aber
Ende Juni war es für vieles schon zu spät. Und
das schnell noch Gesäte zeigte sich auch noch
nicht. Wir standen stattdessen erstmal in anderen
Gärten und schachteten Wassergräben aus.
Der Verein hatte beschlossen, die Wasserleitung
neu zu verlegen – und wir haben Stunden für
den Verein zu leisten. Ein Kuchen zum Sommerfest
brachte später auch eine Stunde dafür ein.
Die Haare des Eichenprozessionsspinners an der
nahen Eiche am Straßenrand sorgten für ersten
Ausschlag. Ich meldete es beim Bezirksamt und
war froh, dass dort schnell gehandelt wurde.
Wir bauten ein Hochbeet, pflanzten zwei Bäume,
Himbeeren und eine Hecke zur Straße und
eine Abgrenzung zwischen unserem und dem
Nachbarhäuschen. Die Spitzkohlpflanzen gediehen
gut – und boten vor allem Schnecken ein
geschütztes, schmackhaftes Zuhause. Ein Erdbeerbeet
wurde angelegt. Den Grünkohlsamen
der Nachbarin hätte ich gleich komplett aussäen
sollen. Immerhin: Wir konnten kosten und hatten
eine reiche Beeren- und Bohnenernte, wovon
wir dank Gefrierfach noch eine Weile zehren
konnten. Im Frühjahr erfreuten uns überall die
Frühblüher. Der Baum muss noch zerlegt werden.
Die Hütte ist zu streichen. Die Samentüten liegen
bereit. Das neue Gartenjahr kann kommen.
BIRGIT NÖSSLER
© Pasko Maksim/AdobeStock