Neukölln: Interkulturell · innovativ · inspirierend

WIRTSCHAFT | (AUS)BILDUNG | KARRIERE
Programmierschule „42 Berlin“ in Neukölln eröffnet
Von Level zu Level zum Programmierer
Modernes Schwarz wechselt mit seichten
Pastelltönen, überall Pflanzen, ein großzügiger
Küchenbereich mit Kaffee und Tee,
entspannter Musik. Junge Leute unterhalten
sich an Tischen und Werkbänken in Englisch
und Deutsch – das ist mein erster Eindruck,
den ich von der neuen Programmierschule
„42 Berlin“ in der Harzer Straße 42 bekomme.
An der Wand neben dem Kühlschrank
hängen gerahmte Schriften u. a. zu Integration
und Partizipation, die von der Offenheit
gegenüber Geschlecht, Herkunft und Alter
erzählen. „In der letzten Piscine waren 37
Nationen vertreten.“, erzählt mir Betriebsleiterin
Viola Sommer. Damit verweist sie auf
eine vierwöchige Phase im Bewerbungsprozess,
in der erste Erfahrungen im Programmieren
gesammelt werden können.
Lehrer*innen gibt es nicht, dafür pädagogische
Leiter, die aber nicht dafür da sind, den
Studierenden Antworten zu geben, sondern
ein Umfeld zu schaffen, in dem sie sich ihre
Antworten im Rahmen des Peer Learning
Konzeptes (wechselseitiges Lernen untereinander)
selbst erarbeiten können. „Das
ist dem echten Arbeitsleben in der IT nachempfunden.“,
sagt sie. „Es gibt keine finale
Prüfung oder den Stress des Scheiterns. Wir
verfolgen den Ansatz des Gamifizierens:
Wie bei einem Videospiel arbeiten sich
die Studierenden Level für Level hoch. Und
wenn ein Level nicht geschafft wird, dann
wiederholen sie es eben.“ Schwerpunkte
sind dabei Cyber Security, künstliche Intelligenz
und Health Tech. Das Hauptziel sei
kein Abschluss, sondern die Einstellbarkeit.
„Unsere Absolvent*innen sind sehr beliebt,
da sie sehr praxisnah gelernt haben. Die
Einstellrate von unseren anderen Stand orten
liegt bei 98 Prozent.“
Im April 2022 eröffnete der Neuköllner
Standort. Die vier Etagen in den ehemaligen
Geyer-Werken befinden sich noch im
Umbau, doch bereits jetzt stehen den Studierenden
modern eingerichtete Computerräume,
Sofasitzecken, ein Auditorium, Küchenbereiche
und eine Dusche zur Verfügung.
Bald kommen hinzu: eine Bibliothek,
ein Meditationsraum, ein Ruhe raum
mit Betten. Dabei fallen keinerlei Studiengebühren
an. Ebenso richten sich einige der
kostenlosen Angebote auch an die ganze
Nachbarschaft. So z. B. das FabLab, eine
High-Tech Werkstatt mit 3D-Drucker, Laser
Cutter uvm. In der Zukunft sind außerdem
gemeinsame Aktivitäten im Harzer Kiez
mit den Anwohnenden geplant, wie z. B.
Aufräum aktionen oder Workshops, die Teilnahme
an Vortragsreihen. Diese kostenfreien
Angebote sind durch Spenden möglich,
die größtenteils von namhaften Partnerunternehmen
wie Volkswagen, Bayer und
Microsoft stammen.
Und die 42 im Namen?, frage ich mich.
Hat sie etwas mit Douglas Adams Science-
Fiction Roman „Per Anhalter durch die
Galaxis“ zu tun, indem die 42 die Antwort
auf die Frage nach dem Sinn des Lebens ist?
Viola Sommer lächelt und bejaht. „Dass unsere
Hausnummer ebenfalls die 42 wurde,
ist ein lustiger Zufall. Eigentlich haben wir
die Hausnummer 39, aber im Grundbuch
steht: 39 bis 42.“
V Selina Lux
www.42berlin.de
Die Studierenden von „42 Berlin“ arbeiten
selbstständig, ganz ohne Lehrer
© S. Lux / aperçu (2)
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Sofas, Sessel und bald auch Betten
stehen in der Programmierschule
für die Studierenden bereit, um sich
zwischendurch ausruhen zu können