Sozialarbeit und/oder virtuelle Welten? - E-Beratungsjournal
Sozialarbeit und/oder virtuelle Welten? - E-Beratungsjournal
Sozialarbeit und/oder virtuelle Welten? - E-Beratungsjournal
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
2.0 Virtuelle <strong>Welten</strong><br />
2.1 Was sind <strong>virtuelle</strong> <strong>Welten</strong>?<br />
Beim Versuch <strong>virtuelle</strong> <strong>Welten</strong> zu definieren, trifft man auf die unterschiedlichsten<br />
Blickwinkel. Oft werden <strong>virtuelle</strong> Orte auf die wohl bekanntesten <strong>virtuelle</strong>n <strong>Welten</strong>, das<br />
Fernsehen (TV) <strong>und</strong> das World Wide Web, reduziert. Tatsächlich gibt es jedoch eine<br />
Vielfalt <strong>virtuelle</strong>r Realitäten, wenngleich sie nicht auf den ersten Blick – <strong>und</strong> dem<br />
herkömmlichen Denken nach – als solche erkannt bzw. gesehen werden.<br />
„Wenn ich in den Spiegel schaue, sehe ich eine <strong>virtuelle</strong> Abbildung von mir, denn ich bin<br />
ja nicht „wirklich“ hinter dem Spiegel“. Schindler (2005: 26) verdeutlicht mit dieser<br />
Aussage, dass wir <strong>virtuelle</strong>n <strong>Welten</strong> in alltäglichen Situationen begegnen <strong>und</strong> diese, was<br />
vielleicht angesichts der Neuen Medien durchaus befremdend anmutet, auch ohne<br />
Computer existieren. In <strong>virtuelle</strong>n <strong>Welten</strong> bewegen sich also nicht nur, wie oft<br />
angenommen wird, die ‚jungen Generationen’, sondern jedeR wird damit bewusst <strong>oder</strong><br />
unbewusst konfrontiert. Somit sind auch die (post)m<strong>oder</strong>nen <strong>virtuelle</strong>n <strong>Welten</strong> wie Second<br />
Life keine völlig fremde Form.<br />
Die Tatsache, dass Menschen schon im Mittelalter mit Virtualität konfrontiert waren,<br />
zeigen unter anderem einige Gemälde des italienischen Malers Giotto. Der Künstler<br />
verstand es in seinen Gemälden eine Illusion im architektonischen Raum zu schaffen,<br />
wodurch er die BetrachterInnen quasi in jene 'versteckten' Räume hinter die Bildebene<br />
führte, welche es eigentlich gar nicht gibt. Ganz in diesem Sinne sind <strong>virtuelle</strong> <strong>Welten</strong><br />
auch heute noch zu verstehen (vgl. Benke 2005: 4).<br />
Maler wie der Franziskanermönch Roger Bacon, <strong>oder</strong> der bereits genannte Giotto di<br />
Bondone, erfanden 'quasi' dreidimensionale Bilder, indem sie erstmals eine dritte<br />
Dimension erschaffen haben. Diese zeigen aber nicht nur eine künstlerische Entwicklung,<br />
sondern symbolisieren auch gleichzeitig ein im Umbruch begriffenes, schwer verändertes<br />
Weltbild, in welchem die „dritte Dimension“ weniger metaphysisch als vielmehr über die<br />
physischen Beziehungen eine Rolle spielen (vgl. Benke & Schwarz 2007: 5).<br />
Ein weiteres Beispiel für einen quasi prä-m<strong>oder</strong>nen existierenden <strong>virtuelle</strong>n Raum ist die<br />
Basilika San Francesco in Assisi. Die Kathedrale zeigt den BetrachterInnen Szenen aus<br />
10