Sozialarbeit und/oder virtuelle Welten? - E-Beratungsjournal
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dass sowohl Frauen als auch Männer daran interessiert sind, wie das andere Geschlecht<br />
denkt, fühlt <strong>und</strong> handelt. Die <strong>virtuelle</strong> Identität bietet die Möglichkeit, sich zum Beispiel<br />
als Frau in die Rolle eines Mannes zu begeben. Somit kann mit den gegengeschlechtlichen<br />
Anteilen gespielt <strong>und</strong> jongliert werden, sie können getestet <strong>und</strong> ausprobiert werden ohne<br />
dabei bestraft zu werden. Findet der/die UserIn gefallen daran, können diese ausprobierten<br />
Anteile auch ins reale Leben integriert werden.<br />
Die Option des Geschlechterwechsels in <strong>virtuelle</strong>n <strong>Welten</strong> kann laut Knatz dazu beitragen,<br />
dass sich Frauen <strong>und</strong> Männer mit mehr Verständnis begegnen. Weiters kann das gender-<br />
switching auch als ein Versuch gesehen werden, die eigene sexuelle Orientierung besser zu<br />
verstehen <strong>und</strong> unter sicheren, anonymen Bedingungen damit zu experimentieren.<br />
Viele UserInnen vollziehen allerdings nie, <strong>oder</strong> allenfalls nur sporadisch um dies einmal<br />
auszuprobieren, einen Geschlechtertausch. Permanent <strong>oder</strong> regelmäßig wird der<br />
Rollenwechsel nur von einer Minderheit der UserInnen genutzt (vgl. Döring 2003: 380).<br />
3.3.3 Alterswechsel<br />
Wesentlich weiter verbreitet als der Geschlechterwechsel ist der Alterswechsel. 4 Beim<br />
Alterswechsel wird das tatsächliche Alter nach oben <strong>oder</strong> unten ‚manipuliert’. Jugendliche<br />
machen sich in ihrer Online-Identität gerne älter, um von Erwachsenen in Chats respektiert<br />
<strong>und</strong> anerkannt zu werden. Ändert einE JugendlicheR sein/ihr Alter <strong>und</strong> wird dadurch in<br />
seiner/ihrer Online-Selbstdarstellung von Erwachsenen sozial anerkannt, so muss dies<br />
nicht zwingend nur als Täuschung angesehen werden, zumal sich dadurch ihm/ihr auch die<br />
Möglichkeit eröffnet, dass sie sich anerkannt fühlen <strong>und</strong> ihre Aspekte vorurteilsfrei zur<br />
Geltung bringen können <strong>und</strong> somit auch gehört werden.<br />
Ein Alterswechsel im Internet <strong>und</strong> die dadurch neu konstruierte Online-Altersidentität<br />
kann oftmals authentischer sein als die reale körperbezogene Identität. „Fühlt sich ein 50-<br />
Jähriger so jung wie ein 30-Jähriger <strong>und</strong> gibt sich im Internet als 30-Jähriger aus, so<br />
stimmt seine subjektive Realität mit der intersubjektiv wahrnehmbaren Realität im Online-<br />
4 Während den Geschlechterwechsel nur ein Prozent häufig <strong>und</strong> vier Prozent gelegentlich durchführen, sind<br />
es beim Alterswechsel schon 20 Prozent, die dies gelegentlich tun <strong>und</strong> 48 Prozent, die häufig mit ihrem Alter<br />
jonglieren.<br />
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