Sozialarbeit und/oder virtuelle Welten? - E-Beratungsjournal
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immer öfter damit konfrontiert sehen, sich auf sich selbst verlassen zu müssen. Die<br />
Entwicklung, dass nun ein vielfältigeres Bild von Lebensmodellen vorhanden ist, wird teils<br />
sehr kritisch im Sinne einer wachsenden Orientierungslosigkeit, Überforderung,<br />
Wertezerfall <strong>und</strong> Gesellschafts-Zersplitterung beurteilt. Andere interpretieren diese neu<br />
gewonnene Vielfalt positiv, indem Sie die Überwindung eines im Gr<strong>und</strong>e<br />
menschenfeindlichen Zwangs zur Einheitlichkeit anführen (vgl. Döring 1999: 27ff).<br />
In der Sozialwissenschaft sind Informatisierung <strong>und</strong> Individualisierung seit vielen Jahren<br />
wichtige Themen. Für Schm<strong>und</strong>t (vgl. 1996: 3) ist es dementsprechend kein W<strong>und</strong>er, dass<br />
Einschätzungen über die gesellschaftliche Bedeutung des Internets meistens auf folgende<br />
Diskurse hinauslaufen: Einmal erscheint das Internet als Gr<strong>und</strong>pfeiler einer sich günstig<br />
entwickelnden Informationsgesellschaft, das andere Mal werden Globalisierung <strong>und</strong><br />
fortschreitende Informatisierung als Bedrohung für die nationale Wirtschaft <strong>und</strong><br />
insbesonders ihrer Arbeitsmärkte betrachtet. „Mal wird der Cyberspace als fiktive<br />
Scheinwelt kritisiert, in die sich der desorientierte, bindungslose m<strong>oder</strong>ne Mensch flüchtet<br />
<strong>und</strong> seinen ohnehin übersteigerten Individualsimus kultiviert, dann wieder wird die Vielfalt<br />
der Kontakt- <strong>und</strong> Entfaltungsmöglichkeiten im Netz als Übungs- <strong>und</strong> Darstellungsfeld<br />
unterschiedlicher Identitäten gewürdigt <strong>und</strong> die medienbedingte Auflösung herkömmlicher<br />
Vorstellungen vom ‚Realen’ <strong>und</strong> ‚Simulierten’ als instruktiv <strong>und</strong> sozial bereichernd<br />
begrüßt (Döring 1999: 29) <strong>und</strong> Schm<strong>und</strong>t (1996: 3) resümiert: „Das Netz ist nicht<br />
Entweder-Oder, sondern Und-Und-Und“.<br />
Virtuelle <strong>Welten</strong> haben also trotz ihrer Vielfalt <strong>und</strong> Andersartigkeit positive wie negative<br />
Auswirkungen. Der Zugang zu Informationen wird durch das Internet wesentlich<br />
einfacher, auch wenn nicht alle gleich davon profitieren. Auch Bankgeschäfte <strong>und</strong><br />
Einkäufe können großteils bequem am Computer von zu Hause aus erledigt werden. Dies<br />
erspart einerseits Zeit <strong>und</strong> kann auch für nicht mobile Menschen ein angenehmer Vorteil<br />
sein. Andererseits liest man immer häufiger von Menschen, die in der <strong>virtuelle</strong>n Welt<br />
vereinsamen <strong>und</strong> sich von ihren realen Kontakten immer weiter distanzieren.<br />
Immer wieder sehen sich <strong>virtuelle</strong> <strong>Welten</strong> mit Lobpreisung wie gleichwohl mit Kritik<br />
konfrontiert. Realität ist jedoch, dass unser Lebensalltag zusehends von <strong>virtuelle</strong>n <strong>Welten</strong><br />
geprägt ist <strong>und</strong> es ist auch nicht davon auszugehen, dass sich dies in naher Zukunft ändern<br />
wird. Die Tendenz geht eher in Richtung Ausbau <strong>und</strong> Erweiterung <strong>virtuelle</strong>r <strong>Welten</strong>,<br />
wodurch ein immer größeres Angebot an Möglichkeiten entsteht <strong>und</strong> sie dadurch<br />
wiederum mehr <strong>und</strong> mehr zum fixen Bestandteil unseres Alltags werden.<br />
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