Roethlein B. Das Innerste der Dinge.. Einfuehrung in - tiera.ru
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dr<strong>in</strong>gende Strahlung« bezeichnet wurde. Wir wissen heute,<br />
daß die Alphastrahlung aus Heliumkernen besteht, das heißt,<br />
sie ist e<strong>in</strong>e Partikelstrahlung. Jedes Alphateilchen besteht aus<br />
zwei Protonen und zwei Neutronen und ist deshalb zweifach<br />
positiv geladen. Da diese Teilchen verhältnismäßig schwer<br />
s<strong>in</strong>d, können sie leicht abgeschirmt werden. Sie können bereits<br />
Papier o<strong>der</strong> Stoff nur noch schlecht durchdr<strong>in</strong>gen; <strong>in</strong> Luft beträgt<br />
ihre Reichweite nur wenige Zentimeter. Rutherford hatte diese<br />
Teilchen als Heliumkerne identifiziert, <strong>in</strong>dem er Radium, e<strong>in</strong>en<br />
Alphastrahler, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Glasröhrchen zerfallen ließ und danach<br />
den Inhalt des Röhrchens analysierte. Er fand heraus, daß sich<br />
Helium gebildet hatte. Der Forscher benutzte die Alphateilchen<br />
für viele Experimente, unter an<strong>der</strong>em auch für se<strong>in</strong><br />
weltberühmtes Streuexperiment, bei dem er den Atomkern<br />
entdeckte.<br />
Betastrahlen bestehen aus Elektronen. Diese s<strong>in</strong>d wesentlich<br />
leichter und kle<strong>in</strong>er und können deshalb Materie besser<br />
durchdr<strong>in</strong>gen. Um sie abzuschirmen, muss man relativ dicke<br />
Wände benutzen.<br />
Gammastrahlen schließlich stellten sich als elektromagnetische<br />
Strahlung heraus. Sie ähneln <strong>in</strong> ihrer Natur den Röntgenstrahlen,<br />
s<strong>in</strong>d aber noch energiereicher. Sie abzuschirmen<br />
ist schwierig, nur dicke Blei- o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Schwermetallplatten<br />
vermögen vor Gammastrahlen e<strong>in</strong>en gewissen Schutz zu bieten.<br />
Viele radioaktive Stoffe senden alle drei Strahlungsarten<br />
geme<strong>in</strong>sam aus, so auch Uran.<br />
Bei e<strong>in</strong>em weiteren radioaktiven Gas, das Rutherford entdeckte,<br />
<strong>der</strong> so genannten Thoriumemanation, die heute Radon<br />
heißt, fiel ihm auf, daß dessen Aktivität nach kurzer Zeit nachließ.<br />
Selbstverständlich g<strong>in</strong>g er auch diesem Phänomen systematisch<br />
auf den G<strong>ru</strong>nd, und so konnte er 1906 berichten: »In<br />
den ersten 54 Sekunden ist die Aktivität auf den halben Wert<br />
zurückgegangen; <strong>in</strong> <strong>der</strong> doppelten Zeit, das heißt <strong>in</strong> 108 Sekunden,<br />
ist die Aktivität auf e<strong>in</strong> Viertel ihres Wertes zurück-<br />
gegangen, <strong>in</strong> 162 Sekunden auf e<strong>in</strong> Achtel ihres Wertes und so<br />
weiter. Dieses Nachlassen <strong>der</strong> Aktivität <strong>der</strong> Thoriumemanation<br />
ist e<strong>in</strong> charakteristisches Merkmal und dient als sicheres<br />
physikalisches Verfahren zum Unterscheiden <strong>der</strong> Thoriumemanation<br />
von <strong>der</strong> des Radiums o<strong>der</strong> Akt<strong>in</strong>iums «<br />
Die mathematische Analyse e<strong>in</strong>es <strong>der</strong>artigen Verhaltens<br />
zeigt, daß es immer dann zu erwarten ist, wenn das Nachlassen<br />
<strong>der</strong> Aktivität zu jedem Zeitpunkt genau proportional <strong>der</strong> Aktivität<br />
und damit proportional <strong>der</strong> noch vorhandenen radioaktiven<br />
Atome ist.<br />
Die Abnahme <strong>der</strong> Strahlungs<strong>in</strong>tensität folgt damit e<strong>in</strong>em<br />
Exponentialgesetz. Die Zeit, <strong>in</strong> <strong>der</strong> unter diesen Umständen<br />
die Aktivität auf die Hälfte fällt, ist immer gleich, und man<br />
nennt sie Halbwertszeit. Sie hat für jede Substanz e<strong>in</strong>en charakteristischen<br />
Wert, <strong>der</strong> zwischen Sekundenb<strong>ru</strong>chteilen und<br />
Milliarden von Jahren liegen kann. Die Halbwertszeit für Thorium<br />
und Uran liegt beispielsweise <strong>in</strong> <strong>der</strong> Größenordnung von<br />
Hun<strong>der</strong>ten von Millionen Jahren.<br />
Zusammen mit dem sechs Jahre jüngeren Chemiker Fre<strong>der</strong>ick<br />
Soddy arbeitete Rutherford <strong>in</strong>tensiv an <strong>der</strong> Erforschung<br />
<strong>der</strong> Radioaktivität, und geme<strong>in</strong>sam gelangen ihnen E<strong>in</strong>sichten,<br />
die e<strong>in</strong>e Revolution <strong>der</strong> bis dah<strong>in</strong> bestehenden Vorstellungen<br />
von <strong>der</strong> Natur <strong>der</strong> Atome ve<strong>ru</strong>rsachten. Die beiden Forscher<br />
legten ihre Erkenntnisse <strong>in</strong> zwei Arbeiten nie<strong>der</strong>, die mit dem<br />
Titel >Die Ursache und Natur <strong>der</strong> Radioaktivität überschrieben<br />
waren. Schon <strong>in</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>leitung sagten die Verfasser:<br />
»Es wurde gezeigt, daß Radioaktivität von elektrischen Verän<strong>der</strong>ungen<br />
begleitet ist, bei denen fortlaufend neue Arten von<br />
Materie erzeugt werden.« Diese Idee war umstürzlerisch, hatte<br />
man doch bis zu diesem Zeitpunkt daran geglaubt, daß seit dem<br />
Schöpfungstag ke<strong>in</strong>e neuen Arten von Materie entstanden<br />
waren.<br />
Die beiden Forscher waren durch die Beobachtung von<br />
Thorium zu ihren Erkenntnissen geführt worden: Sie fanden