Roethlein B. Das Innerste der Dinge.. Einfuehrung in - tiera.ru
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Nachdem Fermi <strong>in</strong> Chicago bewiesen hatte, dass e<strong>in</strong> Reaktor<br />
realisierbar ist, wurde <strong>in</strong> Hanford im US-Bundesstaat Wash<strong>in</strong>gton<br />
e<strong>in</strong>e Geheimstadt mit mehr als 45 000 Arbeitern<br />
aufgebaut. Dort errichtete man <strong>in</strong>nerhalb kürzester Zeit drei<br />
B<strong>ru</strong>treaktoren, die Plutonium erzeugen sollten, und im September<br />
1944 nahmen die Anlagen ihre Arbeit auf.<br />
Neben <strong>der</strong> Beschaffung des Spaltstoffes gab es aber weitere<br />
technisch-physikalische Probleme, die man beim Bau <strong>der</strong><br />
Atombombe noch lösen musste. Da viele Neutronen durch die<br />
Oberfläche des Spaltstoffes entweichen und dann nicht mehr<br />
für weitere Spaltungen zur Verfügung stehen, kümmerte man<br />
sich ferner da<strong>ru</strong>m, Anordnungen zu erf<strong>in</strong>den, bei denen die<br />
Oberfläche möglichst ger<strong>in</strong>g ist im Vergleich zum Volumen.<br />
Logischerweise gelangte man damit zur Kugelform. Je größer<br />
die Kugel ist, desto weniger Neutronen verliert man nach<br />
außen. Man nannte nun die Menge Spaltstoff, die so groß war,<br />
daß gerade genügend Neutronen im Inneren blieben, um e<strong>in</strong>e<br />
Zündung auszulösen, die »kritische Masse«. Da aber die Bombe<br />
nicht von alle<strong>in</strong> explodieren sollte, son<strong>der</strong>n erst im Augenblick<br />
des Abwurfs, mußte man das Material so anordnen, daß es<br />
zunächst nicht die kritische Masse überschritt. Man teilte es<br />
deshalb <strong>in</strong> mehrere Kugelsegmente, die im richtigen Augenblick<br />
durch konventionelle Sprengladungen so<br />
zusammengepresst wurden, daß sie e<strong>in</strong>e Kugel ergaben, die<br />
nun die kritische Masse überschritt und von selbst zündete.<br />
Da auch unterhalb <strong>der</strong> kritischen Masse ständig Spaltungen<br />
geschehen, benötigte man e<strong>in</strong>e Substanz, die Neutronen<br />
absorbieren konnte, um den Neutronenüberschuss abzufangen.<br />
Nur so war man <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage, mit dem spaltbaren Material<br />
e<strong>in</strong>igermaßen sicher zu hantieren. E<strong>in</strong> Element mit den gewünschten<br />
Eigenschaften ist das Cadmium, das man nun als<br />
Neutronenfänger e<strong>in</strong>setzte.<br />
Dem Manhattan-Projekt war trauriger Erfolg beschieden:<br />
Am 16. Juli 1945 explodierte die erste Testatombombe <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Wüste von New Mexiko, am 6. August 1945 wurde die<br />
japanischen Stadt Hiroshima, zwei Tage später Nagasaki von<br />
amerikanischen Atombomben zerstört. Über die sowjetische Entwicklung<br />
auf diesem Gebiet ist längst nicht soviel bekannt.<br />
Ansche<strong>in</strong>end begannen dort die Anstrengungen erst nach dem<br />
Zweiten Weltkrieg. Im Dezember 1947 wurde <strong>der</strong> erste Reaktor<br />
kritisch, im August 1949 zündeten die Sowjets ihre erste<br />
Atombombe.<br />
Die friedliche Nutzung <strong>der</strong> Kernenergie wurde seit Ende <strong>der</strong><br />
fünfziger Jahre ernsthaft vorangetrieben. In allen<br />
Industrielän<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Welt, zum Teil auch <strong>in</strong><br />
Entwicklungslän<strong>der</strong>n, entstanden Reaktoren zunehmen<strong>der</strong><br />
Größe. Während <strong>in</strong> <strong>der</strong> westlichen Welt auf Sicherheitsfaktoren<br />
beson<strong>der</strong>er Wert gelegt wurde, stand offenbar im Osten <strong>der</strong> leichte<br />
Zugriff auf das Brennmaterial <strong>in</strong>nerhalb des Reaktors im<br />
Vor<strong>der</strong>g<strong>ru</strong>nd.<br />
Trotz e<strong>in</strong>er ganzen Reihe von Unfällen <strong>in</strong> Ost und West i<br />
und trotz <strong>der</strong> zunehmenden Proteste besorgter Bürger wurde <strong>der</strong><br />
Anteil <strong>der</strong> Kernenergie an <strong>der</strong> Stromerzeugung ständig erhöht.<br />
Erst die Katastrophe von Tschernobyl am 26. April 1986, bei<br />
<strong>der</strong> e<strong>in</strong> Reaktorblock »durchg<strong>in</strong>g« und explodierte, rüttelte die<br />
Weltöffentlichkeit auf. Mehr als zehntausend Quadratkilometer,<br />
vor allem im Norden und Nordwesten <strong>der</strong> Unglücksstelle,<br />
wurden massiv verstrahlt.<br />
Während die Kernspaltung bereits kurze Zeit nach ihrer<br />
Entdeckung zu technischen Anwendungen führte, dauerte dies<br />
beim umgekehrten Prozess, <strong>der</strong> Kernverschmelzung, länger.<br />
Aber auch hier war wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Bombe - mit noch größerer<br />
Zerstö<strong>ru</strong>ngskraft — <strong>der</strong> Anstoß zu ihrer Nutzung. Daß die<br />
Entdeckung <strong>der</strong> so genannten Kernfusion sofort für militärische<br />
Zwecke verwendet wurde, war <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hauptsache Edward<br />
Tellers Idee, <strong>der</strong> als <strong>der</strong> »Vater <strong>der</strong> Wasserstoffbombe«<br />
gilt. Allerd<strong>in</strong>gs haben schon seit dem Zweiten Weltkrieg Wissenschaftler<br />
versucht, die Kernfusion auch für die friedliche<br />
Energiegew<strong>in</strong>nung auf <strong>der</strong> Erde zu nutzen, denn <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sonne