Roethlein B. Das Innerste der Dinge.. Einfuehrung in - tiera.ru
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stabil ist. E<strong>in</strong> schwieriges Unterfangen, denn die theoretischen<br />
Vorhersagen haben ergeben, daß die Lebensdauer des Protons<br />
etwa l0 30 Jahre se<strong>in</strong> müsste, e<strong>in</strong>e Zeit, die das Alter des Universums<br />
(cirka 10 10 Jahre) um viele Größenordnungen übersteigt.<br />
Man kann e<strong>in</strong>e gültige Aussage aber dann erreichen,<br />
wenn man sehr viele Protonen gleichzeitig beobachtet. Bei<br />
l0 30 Protonen müsste dann nach den Gesetzen <strong>der</strong> Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit<br />
im Mittel jedes Jahr e<strong>in</strong>es zerfallen. Genau dies<br />
überprüft man <strong>in</strong> mehreren Experimenten <strong>in</strong> Europa, den<br />
USA, Indien und Japan. Dort beg<strong>in</strong>nt zur Zeit das größte <strong>der</strong>artige<br />
Unterfangen mit dem Namen »Superkamiokande«.<br />
Bisher konnte aber noch ke<strong>in</strong> H<strong>in</strong>weis gefunden werden, daß<br />
das Proton <strong>in</strong>stabil ist.<br />
Beschleuniger und Speicherr<strong>in</strong>ge s<strong>in</strong>d Hilfsmittel, die geladene<br />
Teilchen auf hohe Energien br<strong>in</strong>gen können. Weit subtiler<br />
ist <strong>der</strong> Umgang mit Neutronen, die ja ke<strong>in</strong>e elektrische<br />
Ladung tragen. Aber auch sie haben die Experimentatoren<br />
<strong>in</strong>zwischen »gezähmt« und für viele Zwecke genutzt, denn<br />
gerade ihre Neutralität ist e<strong>in</strong>e Eigenschaft, die sie geeignet<br />
macht für Untersuchungen, bei denen die Ladung nur stören<br />
würde. <strong>Das</strong> Neutron kann, da es vom geladenen Atomkern<br />
und ebenso von <strong>der</strong> Elektronenhülle nicht elektrisch abgelenkt<br />
wird, fast ungeh<strong>in</strong><strong>der</strong>t durch Materie h<strong>in</strong>durchfließen und<br />
wird lediglich dann bee<strong>in</strong>flusst, wenn es mechanisch abgelenkt<br />
wird. Damit gibt es dem Physiker die Möglichkeit, Objekte zu<br />
durchleuchten, frei vom störenden E<strong>in</strong>fluss elektrischer o<strong>der</strong><br />
magnetischer Fel<strong>der</strong>.<br />
In großen Mengen erhält man Neutronen <strong>in</strong> Kernreaktoren,<br />
wo sie bei den Spaltprozessen frei werden und nach allen Seiten<br />
davonfliegen, für gezielte Untersuchungen benötigt man aber<br />
meist e<strong>in</strong>en geordneten Strahl, bei dem alle Teilchen <strong>in</strong> die<br />
gleiche Richtung fliegen und möglichst auch noch die gleiche<br />
Geschw<strong>in</strong>digkeit haben. Um dies zu erreichen, s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e ganze<br />
Reihe von Geräten notwendig, die Neutronen führen,<br />
ausblenden, abbremsen und bündeln. Durch Blenden und<br />
Strahlrohre führt man zunächst e<strong>in</strong>en Teil <strong>der</strong> Neutronen aus<br />
dem Reaktor heraus.<br />
Noch s<strong>in</strong>d diese Teilchen aber so schnell, daß sie das Untersuchungsobjekt<br />
<strong>in</strong> den meisten Fällen ungeh<strong>in</strong><strong>der</strong>t durchstrahlen<br />
würden, ohne irgende<strong>in</strong>e messbare Wirkung zu zeigen.<br />
Fazit: Man muss sie abbremsen.<br />
Am Höchstflussreaktor <strong>in</strong> Grenoble, <strong>der</strong> zur Zeit stärksten<br />
Neutronenquelle Europas, geschieht dies <strong>in</strong> zwei Schritten:<br />
Zunächst fliegen die Neutronen noch mit e<strong>in</strong>er Geschw<strong>in</strong>digkeit<br />
von durchschnittlich 2200 Metern pro Sekunde aus dem<br />
Reaktor heraus. Sie werden dann durch e<strong>in</strong> Gefäß mit flüssigem<br />
Deuterium, also schwerem Wasserstoff, geleitet, wo sie<br />
mit den sehr kalten Deuteriumkernen bei e<strong>in</strong>er Temperatur<br />
von m<strong>in</strong>us 248 Grad Celsius zusammenstoßen und dabei den<br />
größten Teil ihrer Energie verlieren. Sie verlassen den Tank mit<br />
e<strong>in</strong>er Durchschnittsgeschw<strong>in</strong>digkeit von nur noch 645 Metern<br />
pro Sekunde. Nun führt man sie zu e<strong>in</strong>er so genannten Neutronenturb<strong>in</strong>e,<br />
e<strong>in</strong>em Rad mit dem Radius von 85 Zentimetern,<br />
das sich <strong>in</strong> Richtung des Neutronenstrahls dreht. Wenn<br />
e<strong>in</strong> Neutron auf e<strong>in</strong>e Schaufel dieses Rades trifft, verliert es an<br />
Geschw<strong>in</strong>digkeit, weil die Schaufel während des Zusammenstoßes<br />
zurückweicht. So gel<strong>in</strong>gt es, e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>tensiven Strahl von<br />
Neutronen zu erzeugen, die nur noch 6,2 Meter pro Sekunde<br />
schnell s<strong>in</strong>d. Man bezeichnet sie als »ultrakalt«.<br />
Da Neutronen nicht durch elektrische und magnetische<br />
Fel<strong>der</strong> zu bee<strong>in</strong>flussen s<strong>in</strong>d, muss man an<strong>der</strong>e Maßnahmen ergreifen,<br />
um sie an die Stelle zu transportieren, wo man sie<br />
benötigt. Man macht sich dabei die Tatsache zunutze, daß sich<br />
Neutronen — wie alle Teilchen — gleichzeitig wie e<strong>in</strong> Partikel<br />
und e<strong>in</strong>e Welle verhalten.<br />
Unter bestimmten Bed<strong>in</strong>gungen lassen sich Neutronen wie<br />
Licht behandeln, sie können zum Beispiel reflektiert werden.<br />
Dazu benötigt man beson<strong>der</strong>e Kristalle, <strong>der</strong>en Gitterab-