Roethlein B. Das Innerste der Dinge.. Einfuehrung in - tiera.ru
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Eigenschaften von <strong>der</strong> Hülle, und daß beide Charakteristika im<br />
Periodensystem berücksichtigt wurden. Erst Jahrzehnte später<br />
gelang es bedeutenden Forschern, Licht <strong>in</strong> das Dunkel <strong>der</strong> atomaren<br />
Geheimnisse zu br<strong>in</strong>gen. Man muß sich die Situation<br />
vor Augen führen: Es war nur das e<strong>in</strong>e sicher, daß Atome so<br />
w<strong>in</strong>zig s<strong>in</strong>d, daß man sie nicht sehen kann. Wenn man sich also<br />
daranmachte, ihre Eigenschaften zu erforschen, war man<br />
gezwungen, die Materie gleichsam als »Black Box«, als<br />
schwarzen Kasten anzusehen, <strong>in</strong> dessen Innerem man Atome<br />
vermutete.<br />
Nähere E<strong>in</strong>zelheiten erfuhr man jedoch nur durch mehr<br />
o<strong>der</strong> weniger bl<strong>in</strong>des He<strong>ru</strong>mtasten <strong>in</strong> diesem schwarzen Kasten.<br />
So galt es, möglichst raff<strong>in</strong>ierte Versuchsanordnungen zu<br />
ers<strong>in</strong>nen, mit <strong>der</strong>en Hilfe man <strong>der</strong> Black Box namens Materie<br />
ihre Geheimnisse entlocken konnte.<br />
Zunächst aber kam die Natur den Forschern e<strong>in</strong> großes<br />
Stück entgegen: Gegen Ende des vergangenen Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />
wurden nämlich Phänomene entdeckt, die Kunde gaben aus<br />
dem <strong>Innerste</strong>n <strong>der</strong> Materie. Es handelte sich um verschiedene<br />
Arten von Strahlung, die von e<strong>in</strong>igen Stoffen ausg<strong>in</strong>g.<br />
Es begann mit e<strong>in</strong>er Zufallsentdeckung im Jahr 1895: Wilhelm<br />
Conrad Röntgen experimentierte <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Labor an <strong>der</strong><br />
Universität Würzburg mit verschiedenen Entladungsröhren,<br />
die er mit schwarzem Papier umgab. Nach dem E<strong>in</strong>schalten<br />
<strong>der</strong> Hochspannung bemerkte er e<strong>in</strong>en grünlichen Schimmer<br />
von e<strong>in</strong>em benachbarten Arbeitstisch. Dieses Leuchten verschwand<br />
jedoch wie<strong>der</strong>, wenn er die Elektronenröhre abschaltete.<br />
<strong>Das</strong> Verdienst Röntgens ist es, daß er <strong>der</strong> unerwarteten<br />
Ersche<strong>in</strong>ung und ihrer Ursache auf den G<strong>ru</strong>nd g<strong>in</strong>g. Schnell<br />
stellte er fest, daß das Leuchten von fluoreszierenden Kristallen<br />
ausg<strong>in</strong>g, die zufällig dort lagen. Möglicherweise, so vermutete<br />
er, hatten die so genannten Kanalstrahlen, die aus <strong>der</strong> Röhre<br />
kamen und auf die Kristalle auftrafen, das Leuchten<br />
ve<strong>ru</strong>rsacht.<br />
Als Röntgen nun jedoch versuchte, diese Strahlen abzuschirmen,<br />
<strong>in</strong>dem er e<strong>in</strong> Buch zwischen Röhre und Kristall<br />
hielt, musste er zu se<strong>in</strong>em Erstaunen feststellen, daß die Kristalle<br />
trotzdem wie<strong>der</strong> zu leuchten begannen. Es musste sich<br />
also um e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>sartige Strahlung handeln, denn die Elektronen<br />
aus <strong>der</strong> Röhre konnten e<strong>in</strong> Buch nicht durchdr<strong>in</strong>gen.<br />
Systematisch untersuchte Röntgen nun, welche Materialien<br />
diese neue Strahlung, die er X-Strahlung nannte,<br />
h<strong>in</strong>durchließen o<strong>der</strong> abschirmten.<br />
Die Strahlen durchdrangen Holz, Glas, Elfenbe<strong>in</strong>, Hartgummi<br />
und an<strong>der</strong>e leichtere Materialien. Lediglich Blei und<br />
Plat<strong>in</strong> vermochten sie aufzuhalten. Außerdem fand Röntgen,<br />
daß Fotoplatten von den Strahlen geschwärzt wurden. Er begann<br />
nun, alle möglichen Objekte zu bestrahlen und zu fotografieren,<br />
unter an<strong>der</strong>em die Hand se<strong>in</strong>er Ehefrau Bertha. <strong>Das</strong><br />
<strong>in</strong>zwischen weltberühmte Bild vom 22.12.1895 zeigt deutlich<br />
die Knochen und den Eher<strong>in</strong>g.<br />
In se<strong>in</strong>er Veröffentlichung vom 28.12.1895 schrieb <strong>der</strong><br />
Forscher: »Lässt man durch e<strong>in</strong>e Hittorfsche Vakuumröhre<br />
o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>en genügend evakuierten Lenardschen, Crookeschen<br />
o<strong>der</strong> ähnlichen Apparat die Entladung e<strong>in</strong>es größeren Ruhmkorffs<br />
gehen, bedeckt die Röhre mit e<strong>in</strong>em ziemlich enganliegenden<br />
Mantel aus dünnem schwarzen Karton, so sieht man <strong>in</strong><br />
dem vollständig verdunkelten Zimmer e<strong>in</strong>en <strong>in</strong> die Nähe des<br />
Apparats gebrachten, mit Bariumplat<strong>in</strong>cyanür angestrichenen<br />
Papierschirm bei je<strong>der</strong> Entladung hell aufleuchten, fluoreszieren,<br />
gleichgültig, ob die angestrichene o<strong>der</strong> die an<strong>der</strong>e<br />
Seite des Schirmes dem Entladungsapparat zugewendet ist.<br />
Die Fluoreszenz ist noch <strong>in</strong> zwei Meter Entfernung vom Apparat<br />
bemerkbar.«<br />
Wilhelm Conrad Röntgen selbst, <strong>der</strong> 1901 den ersten Nobelpreis<br />
für Physik erhielt, glaubte, es handle sich bei den von<br />
ihm entdeckten Strahlen um Ätherwellen. Heute wissen wir,<br />
daß die Röntgenstrahlen - wie sie anlässlich e<strong>in</strong>es öffentlichen