Roethlein B. Das Innerste der Dinge.. Einfuehrung in - tiera.ru
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Vom Nutzen und Schaden <strong>der</strong><br />
Radioaktivität<br />
Zu <strong>der</strong> Zeit, als Otto Hahn 1938 auf die Kernspaltung stieß,<br />
begannen die deutschen Vorbereitungen zum Krieg, marschierten<br />
deutsche T<strong>ru</strong>ppen bereits <strong>in</strong> Prag e<strong>in</strong>. Da <strong>in</strong>zwischen<br />
das Potential <strong>der</strong> Kernspaltung. nämlich die Freisetzung großer<br />
Energiemengen, bekannt war, befürchteten Wissenschaftler <strong>in</strong><br />
den USA, allen voran <strong>der</strong> Ungar Leo Szilard, aber auch Eugen<br />
Wigner, Edward Teller, <strong>der</strong> Österreicher Victor Weiss-kopf und<br />
Enrico Fermi, Hitler könne das Know-how <strong>der</strong> deutschen<br />
Forscher dazu nutzen, e<strong>in</strong>e Atombombe bauen zu lassen.<br />
Niemand ahnte damals, daß man die technischen Möglichkeiten<br />
<strong>der</strong> Deutschen weit überschätzte. In Wirklichkeit<br />
wäre man mit den dort vorhandenen Kenntnissen nicht <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Lage gewesen, e<strong>in</strong>e Atombombe zu bauen. Man experimentierte<br />
zwar bis zum Kriegsende im baden-württembergischen<br />
Haigerloch an e<strong>in</strong>er Anordnung mit Natur-Uran und schwerem<br />
Wasser, doch war man, wie sich nach dem Krieg zeigte, von<br />
e<strong>in</strong>er Kettenreaktion weit entfernt. Niels Bohr hatte die<br />
Kernspaltung durchgerechnet und dabei herausgefunden, daß es<br />
das Uranisotop 235 se<strong>in</strong> musste, das gespalten wurde, dies ist<br />
aber im natürlichen Uran nur <strong>in</strong> Spuren vorhanden, so daß es<br />
zum Bau e<strong>in</strong>er Bombe vorher angereichert hätte werden<br />
müssen. Trotzdem, aus Angst vor <strong>der</strong> Gefahr e<strong>in</strong>er deutschen<br />
Atombombe wurde e<strong>in</strong> Brief im März 1939 an Präsident<br />
Roosevelt übergeben. Es war Leo Szilard, <strong>der</strong> se<strong>in</strong>en guten<br />
Freund Albert E<strong>in</strong>ste<strong>in</strong> überzeugte, den von ihm entworfenen,<br />
berühmt gewordenen Brief an den Präsidenten zu schreiben, <strong>in</strong><br />
dem die Regie<strong>ru</strong>ng <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>igten Staaten dr<strong>in</strong>gend aufge-<br />
gefor<strong>der</strong>t wird, e<strong>in</strong> Sofortprogramm zur Entwicklung e<strong>in</strong>er<br />
Atombombe <strong>in</strong> die Wege zu leiten. Roosevelt erhielt den Brief<br />
1939, aber bis 1942 gab es ke<strong>in</strong>e ernstzunehmende Reaktion. Erst<br />
unter dem zunehmenden D<strong>ru</strong>ck von Szilard, Wigner und vor<br />
allem von Ernest O. Lawrence <strong>in</strong> Berkeley gewährte die<br />
Regie<strong>ru</strong>ng schließlich 1942 ihre volle Unterstützung für die<br />
Entwicklung e<strong>in</strong>er Atombombe und setzte e<strong>in</strong> Sofortprogramm<br />
unter General Leslie R. Groves <strong>in</strong> Gang.Bei diesem Programm,<br />
dem so genannten Manhattan-Projekt, das <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er möglichst<br />
abgelegenen Gegend bei Los Alamos im Bundesstaat New<br />
Mexico praktisch aus dem Boden gestampft wurde, galt es,<br />
vielfältige physikalische Probleme zu überw<strong>in</strong>den. Man musste<br />
entwe<strong>der</strong> das Uranisotop 235 von dem Isotop 238 trennen, was<br />
e<strong>in</strong>en ungeheuren technischen K Aufwand erfor<strong>der</strong>t, o<strong>der</strong><br />
Plutonium <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Reaktor erbrühten. Hierbei engagierte sich<br />
<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e Lawrence. Man musste ferner die physikalischen<br />
G<strong>ru</strong>ndlagen für die gesamte Kernphysik und die<br />
Waffentechnologie so genau erarbeiten, daß <strong>der</strong> Bau e<strong>in</strong>er<br />
Bombe überhaupt erst möglich wurde - und all dies unter e<strong>in</strong>em<br />
gewaltigen Zeitd<strong>ru</strong>ck.Der weltberühmte Theoretiker Richard<br />
Feynman, <strong>der</strong> später für an<strong>der</strong>e Arbeiten den Nobelpreis erhielt,<br />
war als ganz junger Mann ebenfalls am Manhattan-Projekt<br />
beteiligt. Er schrieb später darüber: »Die ganze Wissenschaft<br />
hörte während des Krieges auf, ausgenommen das, was <strong>in</strong> Los<br />
Alamos gemacht wurde. Und das war nicht viel Wissenschaft, es<br />
war zum größten Teil Technik.« Unter <strong>der</strong> wissenschaftlichen<br />
Leitung von Robert Oppenheimer arbeiteten damals praktisch<br />
alle bedeutenden Physiker und e<strong>in</strong>e Unzahl junger aufstreben<strong>der</strong><br />
Talente am Bau <strong>der</strong> Atombombe mit. Obwohl im<br />
G<strong>ru</strong>nde beliebige Geldmittel zur Verfügung standen, blieb <strong>der</strong><br />
f<strong>in</strong>anzielle Aufwand relativ bescheiden: In <strong>ru</strong>nden Zahlen beliefen<br />
sich die Kosten auf etwa drei Milliarden Dollar zum Kurs von<br />
1940.