Roethlein B. Das Innerste der Dinge.. Einfuehrung in - tiera.ru
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Da Atome nach außen h<strong>in</strong> neutral s<strong>in</strong>d, musste die Atomhülle<br />
zum Ausgleich <strong>der</strong> elektrischen Ladungen ebenso viele<br />
negativ geladene Elektronen enthalten wie <strong>der</strong> Kern positiv<br />
geladene Protonen. Wie die Planeten die Sonne - so glaubte<br />
man - umkreisten diese Elektronen den Kern.<br />
Elektronen und Protonen galten fortan als Elementarteilchen,<br />
aus denen man sich die Atome zusammengesetzt vorstellte.<br />
Die überschüssigen positiven Ladungen im Kern sollten<br />
durch Elektronen ausgeglichen werden, die zwischen ihnen<br />
saßen.<br />
Damit konnte man auch erklären, wa<strong>ru</strong>m Atome Beta-<br />
Strahlung, also Elektronen, aussenden konnten. Rutherford<br />
selbst war jedoch e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> ersten, die sich von dieser Vorstellung<br />
e<strong>in</strong>er Protonen-Elektronen-Welt lösten. Dies geschah<br />
aber erst knapp zwanzig Jahre später.<br />
<strong>Das</strong> Rutherfordsche Atommodell mit se<strong>in</strong>em positiv geladenen<br />
Kern, <strong>der</strong> von negativen Elektronen umkreist wird,<br />
krankte trotz se<strong>in</strong>er Brillanz von Anfang an daran, daß es nicht<br />
erklären konnte, wa<strong>ru</strong>m die Elektronen auf ihrem Weg um den<br />
Kern ke<strong>in</strong>e Energie abstrahlten. Denn e<strong>in</strong>es war seit <strong>der</strong><br />
Theorie des Elektromagnetismus, die <strong>der</strong> Brite James Clerk<br />
Maxwell <strong>in</strong> den sechziger Jahren des letzten Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />
entwickelt hatte, klar: E<strong>in</strong>e bewegte elektrische Ladung sendet<br />
e<strong>in</strong>e elektromagnetische Welle aus und verliert damit ständig<br />
an Energie. Wenn auch die Elektronen im Atom diesem<br />
Naturgesetz gehorchten, würden sie sehr schnell abgebremst<br />
werden und auf e<strong>in</strong>er Spiralbahn <strong>in</strong> den Kern h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>fallen.<br />
Nahm man aber an, daß Atome stabil s<strong>in</strong>d, musste man davon<br />
ausgehen, daß hier e<strong>in</strong> beson<strong>der</strong>er Mechanismus am Werk<br />
war, <strong>der</strong> die Energieabstrahlung durch die Elektronen<br />
verh<strong>in</strong><strong>der</strong>te.<br />
Der junge dänische Physiker Niels Bohr, <strong>der</strong> 1912 nach<br />
Manchester gekommen war, um im Labor des großen Rutherford<br />
zu arbeiten, nahm dieses Problem sehr ernst und versuch-<br />
te, e<strong>in</strong>e Lösung aus dem Dilemma zu f<strong>in</strong>den. Se<strong>in</strong>e Überlegungen<br />
g<strong>in</strong>gen von <strong>der</strong> seltsamen St<strong>ru</strong>ktur des Wasserstoffspekt<strong>ru</strong>ms<br />
aus: Wenn Wasserstoffgas zum Beispiel <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>er Flamme zum Leuchten gebracht wird, sendet es farbiges<br />
Licht aus, das durch e<strong>in</strong> Prisma <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelne L<strong>in</strong>ien aufgespalten<br />
wird. »Normales« weißes Licht wird durch e<strong>in</strong> Prisma <strong>in</strong> die<br />
Spektralfarben aufgefächert, nicht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelne L<strong>in</strong>ien. Der<br />
Schweizer Zahlenakrobatiker Johann Jakob Balmer hatte für<br />
die Abstände zwischen diesen so genannten Wasserstoffl<strong>in</strong>ien<br />
e<strong>in</strong>e bis dah<strong>in</strong> unerklärliche Formel gefunden.<br />
Niels Bohr hatte außerdem die Arbeiten des großen Neuerers<br />
Max Planck studiert, <strong>der</strong> die umstürzlerische Erkenntnis<br />
vertrat, daß Energie ke<strong>in</strong> Kont<strong>in</strong>uum sei, son<strong>der</strong>n <strong>in</strong> <strong>der</strong> Natur<br />
<strong>in</strong> Form w<strong>in</strong>ziger Pakete vorkam. Vor allem Atome e<strong>in</strong>es<br />
glühenden Körpers, so hatte <strong>der</strong> Gelehrte postuliert, können<br />
Licht nicht kont<strong>in</strong>uierliche, son<strong>der</strong>n nur <strong>in</strong> Form bestimmter<br />
Energiepakete ausstrahlen, die er Quanten nannte. Die Energie<br />
e<strong>in</strong>es Quants sollte mit <strong>der</strong> Frequenz des Lichts zunehmen,<br />
weiße Quanten müssten also energiereicher se<strong>in</strong> als gelbe o<strong>der</strong><br />
rote. Planck veröffentlichte diese Theorie am 14. Dezember<br />
1900.<br />
Bohr griff diese Idee auf, passte sie doch irgendwie zu <strong>der</strong><br />
Tatsache, daß es auch für Atome beson<strong>der</strong>e Energiezustände<br />
geben musste. Als Bohr Balmers Formel für die Spektrall<strong>in</strong>ien<br />
des Wasserstoffs analysierte, erkannte er, daß sie sich auf den<br />
Bau des Wasserstoffatoms anwenden ließ, wenn man ganz<br />
bestimmte E<strong>in</strong>schränkungen vornahm. Er formulierte sie <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>er Arbeit, die am 5. April 1913 im britischen >Philosophi-cal<br />
Magaz<strong>in</strong>e< veröffentlicht wurde.<br />
Bohr hielt dar<strong>in</strong> die g<strong>ru</strong>ndlegende Theorie, daß nämlich die<br />
Elektronen den Kern auf bestimmten Bahnen umkreisen,<br />
durchaus für richtig. Er stellte aber zusätzlich die Behauptung<br />
auf, daß diese Bahnen <strong>der</strong> Elektronen um den Atomkern zwar<br />
mit Hilfe <strong>der</strong> klassischen Physik beschrieben werden können,