Roethlein B. Das Innerste der Dinge.. Einfuehrung in - tiera.ru
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So wie e<strong>in</strong>st Mendelejew die bis dah<strong>in</strong> bekannten Elemente <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong> Schema geordnet hatte und damit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage war, neue<br />
Elemente und <strong>der</strong>en Eigenschaften vorherzusagen, so wurde<br />
durch die E<strong>in</strong>teilung <strong>der</strong> Elementarteilchen <strong>in</strong> Familien von<br />
Quarks und Leptonen e<strong>in</strong> Weg gefunden, weitere Elementarteilchen<br />
vorherzusagen. In <strong>der</strong> Tat konnte e<strong>in</strong>e ganze<br />
Reihe von ihnen später gefunden werden, e<strong>in</strong>e glänzende Bestätigung<br />
<strong>der</strong> Theorie.<br />
Auf e<strong>in</strong>en kurzen Nenner gebracht, stellt man sich seit den<br />
achtziger Jahren den Aufbau <strong>der</strong> Materie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Theorie folgen<strong>der</strong>maßen<br />
vor: Sowohl das Neutron als auch das Proton<br />
bestehen aus je drei Quarks. <strong>Das</strong> Elektron als Lepton h<strong>in</strong>gegen<br />
zeigte bisher ke<strong>in</strong>e St<strong>ru</strong>ktur, es gilt nach wie vor als elementar<br />
und punktförmig. Es gibt sechs verschiedene Arten von<br />
Quarks, ebenso wie es sechs verschiedene Arten von Leptonen<br />
gibt. Zum Aufbau <strong>der</strong> Materie, die uns im Alltag umgibt, tragen<br />
allerd<strong>in</strong>gs nur zwei Quarksorten bei, das u- und das d-Quark,<br />
ferner als e<strong>in</strong>ziges Lepton das Elektron. Die stabile Materie ist<br />
also nach heutigen Erkenntnissen aus diesen drei elementaren<br />
Bauste<strong>in</strong>en aufgebaut.<br />
Die übrigen Quarks und Leptonen haben aber bei <strong>der</strong> Entstehung<br />
<strong>der</strong> Materie e<strong>in</strong>e wichtige Rolle gespielt. Kurz nach<br />
dem Urknall waren sie massenhaft vorhanden und haben sich<br />
danach <strong>in</strong> Materie <strong>der</strong> jetzt üblichen Art umgewandelt. Heute<br />
tauchen sie nur noch <strong>in</strong> Ausnahmefällen auf, zum Beispiel <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Höhenstrahlung o<strong>der</strong> <strong>in</strong> den großen Teilchenbeschleunigern.<br />
S<strong>in</strong>d Leptonen und Quarks nun wirklich die letzten,<br />
nicht mehr teilbaren, »elementaren« Urbauste<strong>in</strong>e <strong>der</strong> Materie?<br />
Wieso s<strong>in</strong>d es gerade zwei mal sechs Bauste<strong>in</strong>e? Viele Physiker<br />
bezweifeln, daß man das Geheimnis <strong>der</strong> Materie aufgeklärt<br />
hat, solange für dieses Schema ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>leuchtende Erklä<strong>ru</strong>ng<br />
gefunden ist, und sie stellen die Frage, ob es nicht noch kle<strong>in</strong>ere,<br />
wirklich elementare Bauste<strong>in</strong>e gibt, aus denen sich die<br />
Quarks und Leptonen zusammensetzen.<br />
Zur Erforschung dieser und ähnlicher Fragen ist e<strong>in</strong>e Generation<br />
von Großbeschleunigern <strong>in</strong> Betrieb. Dazu gehört beispielsweise<br />
<strong>der</strong> Speicherr<strong>in</strong>g Hera (Hadron-Elektron-R<strong>in</strong>ganlage)<br />
am Deutschen Elektronen-Synchrotron <strong>in</strong> Hamburg.<br />
Dort werden hochbeschleunigte Elektronen und Protonen zur<br />
Kollision gebracht. In dem 6336 Meter langen R<strong>in</strong>gtunnel 25<br />
Meter unter <strong>der</strong> Erde laufen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Vakuumrohr, das von supraleitenden<br />
Magneten umgeben ist, zwei Teilchenstrahlen<br />
gegenläufig um. Der e<strong>in</strong>e besteht aus Protonen, also positiv<br />
geladenen Wasserstoffkernen, <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e aus den sehr viel<br />
leichteren, negativ geladenen Elektronen. An zwei Stellen des<br />
R<strong>in</strong>gs bef<strong>in</strong>den sich Messgeräte, so genannte Detektoren, <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong>en Zent<strong>ru</strong>m die Teilchenstrahlen sich jeweils überkreuzen,<br />
so daß die Protonen und Elektronen dort zusammenstoßen<br />
können.<br />
Sowohl Elektronen als auch Protonen rasen, gebündelt <strong>in</strong><br />
»Bunches« fast mit Lichtgeschw<strong>in</strong>digkeit durch den Beschleuniger.<br />
<strong>Das</strong> heißt, daß sie <strong>in</strong> je<strong>der</strong> Sekunde etwa 47 000<br />
Umläufe durch den R<strong>in</strong>g zurücklegen. Bei den extrem hohen<br />
Aufprallenergien werden bei jedem Zusammenstoß viele neue<br />
Teilchen erzeugt. Sie h<strong>in</strong>terlassen Spuren, die von den beiden<br />
zehn mal zehn mal zwanzig Meter großen Nachweisapparaturen<br />
»Hl« und »Zeus« elektronisch aufgezeichnet werden.<br />
Bei <strong>der</strong> Auswertung <strong>der</strong> Messdaten entstehen »Bil<strong>der</strong>«, aus<br />
denen die Physiker Erkenntnisse über Art und Eigenschaften<br />
<strong>der</strong> Bauste<strong>in</strong>e des Protons sowie über die zwischen ihnen stattf<strong>in</strong>denden<br />
Wechselwirkungen gew<strong>in</strong>nen. Der Teilchenbeschleuniger<br />
wirkt gleichsam wie e<strong>in</strong> Super-Elektronenmikroskop,<br />
mit dem das Innere <strong>der</strong> Protonen betrachtet werden<br />
kann.<br />
Wie man mittlerweile weiß, bestehen sie - wie schon erwähnt<br />
- aus je drei kle<strong>in</strong>eren Teilchen, den Quarks, die aber<br />
nicht frei existieren können. Wenn nun die hochbeschleunigten<br />
Elektronen auf die Protonen auftreffen, dr<strong>in</strong>gen sie <strong>in</strong> die-