Roethlein B. Das Innerste der Dinge.. Einfuehrung in - tiera.ru
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Iter zu klären, glauben die Befürworter, man könne vieles parallel<br />
zu den Planungsarbeiten erledigen, und das meiste sei<br />
sowieso erst dann fällig, wenn <strong>der</strong> physikalische Nachweis für<br />
die Realisie<strong>ru</strong>ng e<strong>in</strong>es Fusionsreaktors erbracht sei. Es wird also<br />
noch e<strong>in</strong>ige Zeit dauern, bis hier konkrete Ergebnisse zu erwarten<br />
s<strong>in</strong>d.<br />
Niemand kann am Beg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>er neuen Ära e<strong>in</strong>schätzen,<br />
wie die Entwicklung weitergehen wird. So war es auch, als das<br />
nukleare Zeitalter heraufzog, ausgelöst durch Entdeckungen<br />
wie die <strong>der</strong> Radioaktivität und <strong>der</strong> Kernspaltung. Zwar hatten<br />
e<strong>in</strong>ige geniale Geister wie E<strong>in</strong>ste<strong>in</strong>, Rutherford o<strong>der</strong> Heisenberg<br />
sich schon frühzeitig Gedanken gemacht über mögliche<br />
Folgen e<strong>in</strong>er Energiegew<strong>in</strong>nung aus dem Atomkern, aber ke<strong>in</strong>er<br />
hatte auch nur annähernd geahnt, wie gründlich die Radioaktivität<br />
die Welt verän<strong>der</strong>n würde.<br />
Da gab es auf <strong>der</strong> e<strong>in</strong>en Seite die Atombombe, die <strong>in</strong> Hiroshima<br />
und Nagasaki Hun<strong>der</strong>ttausende von Menschenleben<br />
auslöschte und später e<strong>in</strong>e ganze Epoche <strong>in</strong> Angst und<br />
Schrecken versetzte. Den nuklearen Vernichtungswaffen stand<br />
auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite die Option gegenüber, durch die friedliche<br />
Nutzung <strong>der</strong> Kernenergie Wohlstand für viele zu schaffen,<br />
ja durch den Schnellen Brüter und die Realisie<strong>ru</strong>ng <strong>der</strong><br />
Kernfusion sogar Energie im Überfluss zu erzeugen.<br />
Beides hat sich bisher als Schimäre erwiesen. Während die<br />
konventionellen Kernkraftwerke ununterbrochen strahlenden<br />
Müll erzeugen, <strong>der</strong> nicht nachhaltig entsorgt werden kann,<br />
wurde die Erprobung des Schnellen Brüters, e<strong>in</strong>es Kernreaktortyps,<br />
<strong>der</strong> durch se<strong>in</strong>e Auslegung mehr Brennstoff erzeugt<br />
als er verbraucht, weltweit zurückgefahren, ja e<strong>in</strong>gestellt. Nur<br />
wenige Län<strong>der</strong>, die noch an <strong>der</strong> Erbrütung von waffenfähigem<br />
Plutonium <strong>in</strong>teressiert s<strong>in</strong>d, halten weiterh<strong>in</strong> Brüterprogramme<br />
aufrecht.<br />
Mitte <strong>der</strong> neunziger Jahre trat Carlo Rubbia, Physiker, Nobelpreisträger<br />
und ehemaliger Chef des europäischen Teil-<br />
chenforschungszent<strong>ru</strong>ms CERN, an die Öffentlichkeit, um e<strong>in</strong>e neue<br />
Idee zu präsentieren. Er stellte e<strong>in</strong>en Kernreaktor vor, <strong>der</strong> nicht<br />
»durchgehen« kann und <strong>der</strong> möglicherweise sogar dazu geeignet<br />
se<strong>in</strong> könnte, nukleare Abfälle durch Neutronenbestrahlung<br />
unschädlich zu machen. Außerdem werde <strong>in</strong> diesem Reaktor zu<br />
wenig Plutonium erzeugt, als daß man daraus Kernwaffen herstellen<br />
könnte.<br />
<strong>Das</strong> Gerät besteht im Pr<strong>in</strong>zip aus e<strong>in</strong>em Kernreaktor, komb<strong>in</strong>iert<br />
mit e<strong>in</strong>er Neutronenquelle.Der Reaktor wird nicht mit Uran<br />
betrieben, wie das heute üblich ist, son<strong>der</strong>n mit Thorium, e<strong>in</strong>em<br />
radioaktiven Material, das etwa fünf Mal so häufig <strong>in</strong> <strong>der</strong> Erdk<strong>ru</strong>ste<br />
vorkommt wie Uran. Es hat e<strong>in</strong>e Halbwertszeit von 13,9 Milliarden<br />
Jahren und sendet bei se<strong>in</strong>em Zerfall Alphateilchen, also<br />
Heliumkerne, aus. Damit ist es relativ leicht zu verarbeiten und<br />
gut abzuschirmen.Die »Spallations-Neutronenquelle«, die mit<br />
diesem Reaktor komb<strong>in</strong>iert wird, funktioniert nach folgendem<br />
Pr<strong>in</strong>zip: Hochenergetische Protonen aus e<strong>in</strong>em<br />
Teilchenbeschleuniger treffen auf e<strong>in</strong> so genanntes Target, e<strong>in</strong><br />
Plättchen aus Thorium.Die Zusammenstöße zwischen den<br />
Protonen und den Thorium-Atomen produzieren e<strong>in</strong>en Strom von<br />
Neutronen, die <strong>in</strong> den Reaktor entlassen werden.Dort stoßen sie<br />
mit den Thorium-Atomen des Brennstoffs zusammen - es entsteht<br />
Uran 233 Dieses zerfallt schnell und setzt dabei Energie und<br />
weitere Neutronen frei, die zwar erneute Spaltungen ve<strong>ru</strong>rsachen,<br />
<strong>der</strong>en Anzahl aber nicht ausreicht, um e<strong>in</strong>e Kettenreaktion zu<br />
unterhalten. Werden ke<strong>in</strong>e weiteren Neutronen von außen<br />
zugeführt, bricht die Energieproduktion sofort ab. Mit an<strong>der</strong>en<br />
Worten: Der Reaktor steht still, sobald man den Beschleuniger<br />
ausschaltet.<br />
Neben dieser »<strong>in</strong>härenten Sicherheit« bietet, so Rubbia, <strong>der</strong><br />
»Energieverstärker«, wie er ihn nennt, den Vorteil, daß bei se<strong>in</strong>em<br />
Betrieb nur ger<strong>in</strong>gste Mengen von Plutonium entstehen.<br />
Gegensatz zu den konventionellen Reaktoren, <strong>in</strong> denen