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Roethlein B. Das Innerste der Dinge.. Einfuehrung in - tiera.ru

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dabei selbst, daß es eigentlich nicht <strong>in</strong> Barium zerplatzen kann<br />

… Falls Du irgend etwas vorschlagen könntest, was Du publizieren<br />

könntest, dann wäre es doch noch e<strong>in</strong>e Art Arbeit zu<br />

dreien.« Es war dann <strong>in</strong> <strong>der</strong> Tat Lise Meitner, die e<strong>in</strong>en Monat<br />

später die Deutung des Hahn-Straßmannschen Resultats als<br />

Aufspaltung des Urankerns vornahm und zusammen mit<br />

ihrem Neffen, dem Physiker Otto Robert Frisch, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zeitschrift<br />

>Nature< veröffentlichte. Sie erkannte, daß <strong>der</strong> Uran-<br />

Kern durch die Bestrahlung mit Neutronen <strong>in</strong> zwei etwa gleich<br />

große B<strong>ru</strong>chstücke zerfallen war, <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Barium-139- und e<strong>in</strong><br />

Krypton-92 Atom. Vorher waren bei Bestrahlungen immer<br />

nur Verwandlungen <strong>in</strong> Nachbaratome gefunden worden - das<br />

Zerfallen e<strong>in</strong>es Atoms <strong>in</strong> zwei völlig an<strong>der</strong>e Teile war vollkommen<br />

neu. Es gibt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geschichte <strong>der</strong> Naturwissenschaften<br />

nur wenige Entdeckungen von vergleichbarer Tragweite.<br />

Trotz ihrer richtigen Interpretation erhielt Lise Meitner die<br />

Auszeichnung durch den Nobelpreis nicht. Er wurde 1945 (für<br />

1944) alle<strong>in</strong> an Otto Hahn vergeben, e<strong>in</strong>e Kränkung für Lise<br />

Meitner, die sie nie verw<strong>in</strong>den konnte. Dennoch nahm sie an <strong>der</strong><br />

Verleihungsfeier teil - e<strong>in</strong> Zeichen ihrer menschlichen Größe.<br />

Wie die Uranspaltung abläuft, kann man sich an <strong>der</strong> Modellvorstellung<br />

des Atomkerns als Tröpfchen gut vorstellen:<br />

E<strong>in</strong> Urankern enthält beispielsweise 235 Nukleonen, davon 92<br />

Protonen. Die restlichen 143 Nukleonen s<strong>in</strong>d Neutronen, es<br />

besteht also e<strong>in</strong> gewisser Überschuss an Neutronen, <strong>der</strong> den<br />

Atomkern <strong>in</strong> die Nähe e<strong>in</strong>es <strong>in</strong>stabilen Zustands br<strong>in</strong>gt. Wenn<br />

nun e<strong>in</strong> zusätzliches langsames Neutron von außen auf den<br />

Kern auftrifft, kann es <strong>in</strong> ihm stecken bleiben. Der zunächst<br />

<strong>ru</strong>nde Kern gerät <strong>in</strong> Schw<strong>in</strong>gungen und verformt sich dabei<br />

länglich. Wenn diese Zigarrenform erreicht ist, hat sozusagen<br />

das letzte Neutron das Fass zum Überlaufen gebracht, <strong>der</strong><br />

Kern wird <strong>in</strong>stabil und zerplatzt <strong>in</strong> mehrere B<strong>ru</strong>chstücke,<br />

meist <strong>in</strong> zwei mittelschwere Kerne.<br />

<strong>Das</strong> Beson<strong>der</strong>e an <strong>der</strong> Spaltung des Urankerns war, daß dabei<br />

Energie frei wurde, und zwar fast e<strong>in</strong>e Milliarde Mal soviel wie<br />

bei e<strong>in</strong>er chemischen Reaktion. Diese Energie, die schon<br />

Heisenberg und im G<strong>ru</strong>nde auch Rutherford im Inneren des<br />

Atomkerns vermutet hatten, wurde also bei <strong>der</strong> Kernspaltung<br />

freigesetzt.. Der physikalische H<strong>in</strong>terg<strong>ru</strong>nd war bald erforscht:<br />

Die Masse des Ausgangskerns ist etwas größer als die Masse<br />

aller Spaltprodukte zusammengenommen. Diese verloren<br />

gegangene Masse, auch »Massendefekt« genannt, verwandelt<br />

sich nach E<strong>in</strong>ste<strong>in</strong>s Formel E = mc 2 <strong>in</strong> Energie. Da <strong>der</strong> Umwandlungsfaktor<br />

c 2 ungeheuer groß ist, ergibt bereits wenig<br />

Masse sehr hohe Energien. Hier lag also e<strong>in</strong> Prozess vor, mit<br />

dessen Hilfe man Energie »erzeugen« konnte. Endlich wurde<br />

auch verständlich, wa<strong>ru</strong>m sich strahlende Elemente nicht abkühlen,<br />

denn auch bei radioaktiven Zerfallen wandelt sich e<strong>in</strong><br />

w<strong>in</strong>ziger Prozentsatz <strong>der</strong> Materie <strong>in</strong> Energie um.<br />

Es gab noch e<strong>in</strong> weiteres Phänomen bei <strong>der</strong> Uranspaltung,<br />

das die Physiker auf <strong>der</strong> ganzen Welt <strong>in</strong> Erregung versetzte.<br />

Uran 235 besitzt 143 Neutronen. Die beiden B<strong>ru</strong>chstücke Barium<br />

139 (83 Neutronen) und Krypton 92 (56 Neutronen) besitzen<br />

aber zusammen nur 139 Neutronen. Also mussten weitere<br />

Neutronen als freie Teilchen entstanden se<strong>in</strong>. 1939 bewies<br />

Fre<strong>der</strong>ic Joliot-Curie, <strong>der</strong> Schwiegersohn Marie Curies, daß bei<br />

je<strong>der</strong> Uranspaltung im Mittel 2,5 weitere Neutronen frei wurden.<br />

Damit lag <strong>der</strong> Gedanke nahe, daß diese weitere Urankerne<br />

spalten könnten, die sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nachbarschaft bef<strong>in</strong>den. Wie<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Law<strong>in</strong>e könnte sich so die Anzahl <strong>der</strong> Spaltungen und<br />

damit auch die Energiefreisetzung vervielfachen.<br />

Genauere Untersuchungen zeigten, daß jedoch nicht alle<br />

2,5 Neutronen weitere Spaltungen auslösten, nur etwa die<br />

Hälfte <strong>der</strong> Neutronen, die von Urankernen absorbiert wurden,<br />

brachten diese zur Spaltung. Schließlich fand man heraus, daß<br />

nur das Uranisotop mit dem Atomgewicht 235 durch<br />

Neutronen spaltbar ist, das Isotop 238 jedoch nicht. Es fängt

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