ChefHeads-Club-Magazin#06

abgeholt“, für seinen Bruder sei die Metzgerei
nicht nur ein Ort für gutes Handwerk gewesen,
sondern sie war seine Ausdrucksform und
Statement, nur beste Produkte aus der Region
zu verwenden. „Noch heute mischen wir noch
seine speziellen Gewürzmischungen, Kräutersalze
und andere von Andreas etwas verfeinerten
Rezepte“, erzählt Hermann über die
Entstehung des Feinkostladens nebenan. Der
wird morgens als originelles Frühstücksbuffet
von den Hotelgästen besucht. Die Zutaten dafür
stammen von regionalen Bauern und Jägern
- ein Netzwerk aus befreundeten Wegbegleitern,
dass man sich über Jahre aufgebaut hat.
Hinzu kamen Produkte aus Österreich, Italien
und Frankreich. „Damit haben wie Pionierarbeit
geleistet, denn unsere Kund:innen entdeckten
Delikatessen gleich ums Eck, für die sie sonst
eine Reise hätten tun müssen“, so Hermann
dessen Vater früh verstarb. Mit nur 24 Jahren
übernahm er den Betrieb und entpuppte sich
als Gastwirt voller Ideen, die das Gasthaus
mit den Hürden der zeitlichen Umstände bis
KÖCHEPORTRAIT
Ein Blick zurück lässt ein ganzes Bild entstehen:
„Den Grundstein legten meine Eltern
Anton und Elise Döllerer mit der Übernahme
eines Wirtshauses mit - wie damals gängig
- angeschlossener Metzgerei und Selcherei
(Räuchern und Pökeln). Das spiegelt sich bis
heute in unserer heimatverbundenen, alpinen
Lebensart“, so Hermann, der mit seinem
Bruder Raimund (verstorben 2020) 50 Jahre
lang die Wirtshaus-Metzgerei mitführte. Die
Region wurde in den 50-er Jahren touristisch
erschlossen. Der damals blutjunge Anton
war der erste Österreicher, der – angefragt
von einem gewissen Dr. Degener (später
der Begründer der TUI) ein Tourismus-Programm
anbot. Das Prinzip: Sonderzüge für
Einkommensschwache Urlauber initiieren.
Eine erfolgsversprechende Zeit, die durch
den Zweiten Weltkrieg unterbrochen wurde.
„Zuerst hat er nur ein paar Tische und Betten
aufgestellt. Es gab einen Tanzsaal im zweiten
Stock und wir Jungs haben die Gäste mit
bunten Fähnchen in der Hand vom Bahnhof
Metzgerei Dölerer
Fotos: Anke Sademann