Kurzeitung_12-2023
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Gut zu wissen<br />
„Grundsätze müssen wieder gelten“<br />
Von Andreas Scheuer<br />
Die vergangenen zwölf Monate haben<br />
unser Land auf eine politische Achterbahnfahrt<br />
geschickt, die von globalen<br />
Krisen und nationalen Fehlentwicklungen<br />
bis hin zu lokalen Erfolgen reichte.<br />
Grundsätzlich gilt: Jede politische Entscheidung<br />
hat entweder sofort oder mit<br />
Verzögerung eine Auswirkung, die vor<br />
Ort, bei den Bürgern direkt ankommt.<br />
Drei Beispiele: Die Aggression Russlands<br />
gegen Ukraine hat weltweit Folgen<br />
für die Getreideversorgung. Zudem<br />
kam die Gasversorgung aus Russland<br />
für Deutschland wegen der Sanktionen<br />
zum Erliegen. Das spüren die Bürger und<br />
die Wirtschaft direkt an den Preisen. Die<br />
Greueltaten und der Terror der Hamas<br />
gegen Israel haben globale Auswirkungen,<br />
aber schaffen auch Diskussionen<br />
wegen Taten und Protestmärschen eines<br />
antisemitischen Mobs bei uns im Inland.<br />
Bis hin zu Einzelentscheidungen wie<br />
aktuell die GastroMehrwertsteuererhöhung<br />
der AmpelRegierung, die Folgen<br />
nicht nur für den Gast, sondern auch für<br />
eine gesamte Gesundheits und Urlaubsregion<br />
bei uns hat. Jedes Jahr an dieser<br />
Stelle stellt sich mir die Frage: Jahresbilanz<br />
oder Ausblick? Politisch oder eher<br />
unpolitisch am Ende des Jahres? In aller<br />
Offenheit: Die Lage ist leider dramatisch.<br />
„Bleibeperspektive können nur<br />
die haben, die unsere gesellschaftlichen<br />
Werte annehmen und das<br />
Existenzrecht Israels anerkennen.“<br />
Das Urteil des Bundesverfassungsgerichts<br />
lautet: Der Nachtragshaushalt von<br />
60 Milliarden Euro ist verfassungswidrig<br />
und nichtig. Die Bundesregierung und<br />
die AmpelKoalition sind damit stehend<br />
k.o.. Die Tricks von Bundeskanzler Scholz<br />
und Bundesfinanzminister Lindner<br />
Schulden einfach auszulagern, sind<br />
nicht aufgegangen. Wenn eine Regierung<br />
keinen Haushalt mehr aufstellen kann,<br />
dann ist diese handlungsunfähig. Begriffe<br />
wie Rezession, DeIndustrialisierung<br />
und Insolvenzen gab es in Deutschland<br />
lange nicht. Höher, weiter schneller garantierte<br />
unseren Wohlstand und unser<br />
Sozialsystem. Das Motto: „Sozial ist, was<br />
Arbeit schafft!“ muss wieder gelten. Das<br />
Bundestagsabgeordneter, Bundesminister a.D.<br />
Andreas Scheuer, CSU<br />
Bürgergeld behindert den Anreiz, zu arbeiten<br />
– und das bei einem Mangel an<br />
Fachkräften. Die massenhafte Migration<br />
ist ungelöst. Es kommen zu viele Menschen<br />
nach Deutschland über die europäische<br />
Außengrenze. Die meisten sind<br />
Wirtschaftsflüchtlinge. Sie haben keinen<br />
Schutzgrund und eine hohe Ablehnungsquote.<br />
Die Zahlen der Abschiebungen<br />
sind viel zu gering. Der Grundsatz muss<br />
gelten: „Wir brauchen die, die uns nutzen<br />
und nicht die, die uns ausnutzen.“<br />
Ich füge hinzu, Bleibeperspektive können<br />
nur die haben, die unsere gesellschaftlichen<br />
Werte annehmen und das<br />
Existenzrecht Israels anerkennen. Der<br />
Schutz von Schöpfung, Klima und Heimat<br />
ist ein ureigenes bürgerliches und<br />
konservatives Thema. Nur wenn wir die<br />
ökologischen Notwendigkeiten mit den<br />
sozialen und ökonomischen Anliegen<br />
in Einklang bringen, gelingt der gesellschaftliche<br />
Schulterschluss auf Basis von<br />
Anreizen und nicht mit Verboten. Grundsätze<br />
müssen wieder gelten und keine<br />
ZeitgeistDebatten, die die überwiegende<br />
Mehrheit in der Bevölkerung ablehnen.<br />
Gesunder Menschenverstand und Miteinander<br />
sind mehr denn je gefragt. Das<br />
beste Konzept gegen Protest und Verärgerung<br />
ist gute Politik. Bayern – meine<br />
Heimat, Deutschland – mein Vaterland,<br />
Europa – unsere Zukunft. Die Erfolgsgeschichte<br />
unseres Landes mit Wohlstand,<br />
Zusammenhalt und Solidarität muss auf<br />
eine neue Basis gestellt werden. International<br />
wartet keiner auf Deutschland und<br />
Europa. In vielen Teilen der Erde herrscht<br />
eine immense Dynamik. Die USA machen<br />
weiter eine Strategie von America fi rst.<br />
China ist zwar wichtigster Handelspartner,<br />
aber gleichzeitig Konkurrent und Supermacht.<br />
Als Präsident der Asienbrücke<br />
kenne ich die Entwicklung in ganz Asien<br />
sehr gut. Viele Länder machen sich auf,<br />
Deutschland in wichtigen Bereichen zu<br />
überholen. Deutsche Firmen investieren<br />
dort kräftig, ob in Vietnam, Malaysia, Indien<br />
oder Thailand. Warum? Weil die so<br />
genannten „deutschen Tugenden“, weniger<br />
Auflagen oder weniger Bürokratie solche<br />
Länder attraktiv machen. Wir müssen<br />
uns zurückbesinnen auf unsere Stärken.<br />
Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass<br />
Deutschland leistungsfähig und innovationsstark<br />
ist. Wir können vieles sehr gut.<br />
Wir haben eine tolle junge Generation.<br />
Das Vertrauen in die Schaffenskraft der<br />
62 KURZeitung<br />
Dezember <strong>2023</strong> / Januar 2024