Kurzeitung_12-2023
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Gut zu wissen<br />
„Wir werden uns nicht aus der Verantwortung ziehen!“<br />
Johannes Schätzl zu Migration und Demokratie<br />
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,<br />
das dritte Jahr in Folge darf ich als Bundestagsabgeordneter<br />
unserer gemeinsamen<br />
Heimat in einem Beitrag meine<br />
Gedanken mit Ihnen teilen. Wie in den<br />
zurückliegenden Jahren werden wir alle<br />
vor große Herausforderungen gestellt –<br />
national wie global.<br />
Ein Thema, das in Deutschland und<br />
unserer grenznahen Heimatregion besonders<br />
viele Menschen umtreibt, ist<br />
das der Migration. Deutschland hat seit<br />
dem furchtbaren russischen Angriff auf<br />
die Ukraine weit über eine Million Ukrainerinnen<br />
und Ukrainer aufgenommen.<br />
Dabei kehren auch viele Menschen wieder<br />
in die Ukraine zurück, es kommen<br />
monatlich aber immer weitere zu uns.<br />
Zudem gibt es leider auch anderswo<br />
„Ich denke, ein Stück Demut tut<br />
dieser Tage gut. Denn klar ist,<br />
wir dürfen und werden uns nicht aus<br />
der Verantwortung ziehen! Nicht nur<br />
im Bereich der Migration.“<br />
auf der Welt diverse Kriegs und Konfliktherde,<br />
aus denen Menschen auf<br />
der Suche nach Sicherheit fliehen. Wir<br />
stehen zu unserer humanitären Verantwortung<br />
und geben denjenigen Schutz,<br />
die Schutz bedürfen. Dafür sind wir der<br />
Genfer Flüchtlingskonvention beigetreten<br />
und haben das Recht auf Asyl im<br />
Grundgesetz normiert. Das ist gut so!<br />
Dennoch: Die große Zahl der ankommenden<br />
Menschen ist ein riesiger<br />
Kraftakt, der Bund, Länder und vor allem<br />
auch Kommunen vor immense Aufgaben<br />
stellt.Die momentane Lage in den<br />
Kommunen ist unbestritten schwierig,<br />
die vorhandene Infrastruktur oft nicht<br />
ausreichend. Wir müssen daher auch<br />
über Begrenzung der irregulären Migration<br />
sprechen und zudem zu einer besseren<br />
Verteilung von Geflüchteten auf alle<br />
europäischen Mitgliedstaaten kommen.<br />
Mit der historischen Einigung im Zuge<br />
des Gemeinsamen Europäischen Asylsystems<br />
(GEAS) ist unserer Innenministerin<br />
Nancy Faeser bereits ein wichtiger<br />
Schritt gelungen, der ihren Amtsvorgängern<br />
nicht gelang. Daran müssen wir anknüpfen<br />
und weiterarbeiten.<br />
Dabei ist klar, dass es nicht das eine<br />
„Wundermittel“ gibt, um die Frage der<br />
Migration zu beantworten. Migration<br />
Bundestagsabgeordneter Johannes Schätzl, SPD<br />
Foto: Max König<br />
findet statt und wird angesichts von<br />
Kriegen und Klimawandel zunehmen.<br />
Wer das nicht wahrhaben will, verschließt<br />
die Augen vor der Realität. Einfache<br />
Parolen und populistische Krachmacher<br />
bringen uns nicht weiter – im<br />
Gegenteil. Sie gefährden oftmals unseren<br />
demokratischen Konsens. Wir brauchen<br />
auf kurzfristige Problemstellungen<br />
langfristige Strategien – insbesondere<br />
Fluchtursachenbekämpfung gelingt nur<br />
auf lange Sicht.<br />
Ich persönlich möchte den Jahreswechsel<br />
auch dafür nutzen, um kritisch zu<br />
hinterfragen: Was hätten wir als Politik<br />
in der Vergangenheit besser machen<br />
können? An welchen Schrauben müssen<br />
wir drehen, um es ab sofort besser<br />
zu machen? Ich denke, ein Stück Demut<br />
tut dieser Tage gut. Denn klar ist, wir<br />
dürfen und werden uns nicht aus der<br />
Verantwortung ziehen! Nicht nur im Bereich<br />
der Migration.<br />
Mit Sorge betrachte ich dieser Tage eine<br />
zunehmend demokratiefeindliche Stimmung<br />
in Deutschland. Doch Demokratie<br />
ist mehr als nur ein politisches System;<br />
sie ist der lebendige Ausdruck von Freiheit<br />
und Gleichberechtigung. In einer<br />
demokratischen Gesellschaft haben<br />
Bürger die Macht, ihre Zukunft mitzugestalten.<br />
Durch Dialog und Kompromiss<br />
stärkt sie den sozialen Zusammenhalt.<br />
Trotz Herausforderungen ist Demokratie<br />
die Plattform für Wandel und Fortschritt.<br />
Lasst sie uns schützen, pflegen<br />
und verteidigen, denn sie bietet uns als<br />
einziges politisches System die Möglichkeit,<br />
eine gerechtere Welt zu schaffen.<br />
Ich bitte Sie dieser Tage deshalb auch<br />
darum: Machen Sie sich stark für unsere<br />
Demokratie und gegen extremistische<br />
Irrläufer, wann immer es nötig ist. Denn<br />
Demokratie ist das Fundament unseres<br />
Friedens, gesellschaftlichen Zusammenhalts<br />
und Wohlstands.<br />
Ich wünsche Ihnen ein besinnliches<br />
Weihnachtsfest im Kreise Ihrer Liebsten<br />
und einen guten Start sowie Glück<br />
und Gesundheit für das kommende Jahr<br />
2024!<br />
Herzlichst,<br />
Ihr Johannes Schätzl<br />
66 KURZeitung<br />
Dezember <strong>2023</strong> / Januar 2024