Kurzeitung_12-2023
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Aus Bad Füssing<br />
Maria und Josef standen an der Krippe<br />
und wachten, „einsam“ wie es im Lied<br />
heißt, aber im Frieden – ohne Angst,<br />
denn sie hatten erlebt, wie Gott ihnen<br />
nahe geworden ist – auch in diesem<br />
Kind, das ihnen vorhergesagt war – und<br />
das nun in der Krippe lag. Sie schauten<br />
den Heiland der Welt, den durch den<br />
Heiligen Geist geschenkten Retter. Ihre<br />
Einsamkeit war keine Verlassenheit,<br />
weil sie auf die menschgewordene Liebe<br />
blickten. Auf den, der der Einzige ist, der<br />
sie in tiefster Weise erkannt hat. Und sie<br />
sieht und nie allein lassen wird.<br />
Es gibt nichts in dieser Welt, das die tiefe<br />
Einsamkeit nimmt. Manche Dinge machen<br />
uns kurzzeitig glücklich, andere<br />
versuchen unsere Einsamkeit zu übertönen<br />
und zu verstecken. Doch es gibt<br />
einen, der die Einsamkeit nicht mehr so<br />
einsam macht, weil er in seiner Liebe zu<br />
uns kommt, als kleines Kind in der Krippe,<br />
als Heiland unter den Menschen, als<br />
Erlöser am Kreuz und als derjenige, der<br />
uns seinen Geist, den Tröster gesandt<br />
hat. Er kennt Sie im Innersten, er sieht<br />
Sie tagtäglich in Freude und Kummer, in<br />
all dem, was Sie tun, und in Ihrer Sehnsucht,<br />
von jemandem wirklich gesehen<br />
und verstanden zu werden. In der Stille.<br />
In Ihrer Einsamkeit.<br />
Ich lade Sie ein, sich in den Tagen vor<br />
Weihnachten einmal einen Ort der Stille<br />
zu suchen und die Erfahrung an sich heranzulassen<br />
und sich bewusst zu werden,<br />
dass Sie nicht allein sind. Vielmehr ist<br />
da jemand, der Ihr Leben trägt, der Sie<br />
sieht, kennt und vor allem liebt.<br />
Und vielleicht bitten Sie ihn ja auch, innerlich<br />
so bei Ihnen anzukommen, dass<br />
es wie eine Erneuerung wirkt, dass Sie<br />
seine Gegenwart voll Vertrauen annehmen<br />
und glauben können. So dass es<br />
wie eine neue Geburt wird – in Ihnen und<br />
für Sie. Wie damals für Maria und Josef<br />
in Bethlehem – denn er ist auch damals<br />
schon für Sie geboren – und er will auch<br />
heute noch durch Sie als Liebe zur Welt<br />
kommen.<br />
Ich wünsche Ihnen allen ein segensreiches<br />
Weihnachtsfest.<br />
Ihr<br />
Bischof Stefan Oster SDB<br />
In Jesus hat Gott die Saat für<br />
eine bessere Welt gesetzt<br />
Von Norbert Stapfer<br />
„Warten auf Godot“ – Mit diesem Bühnenstück<br />
wurde der irische Dramatiker<br />
Samuel Beckett 1953 über Nacht berühmt.<br />
Zwei Akte hindurch warten die<br />
beiden Vagabunden Wladimir und Estragon<br />
auf Godot. Sie warten, ohne dass<br />
sich etwas ändert.<br />
Im Stück bleibt offen, wer Godot ist: das<br />
Glück oder die Erfüllung des Lebens oder<br />
Erlösung? Obwohl es die beiden nicht<br />
wissen, warten sie. Die große Resonanz<br />
auf dieses Stück zeigt, dass Samuel<br />
Beckett das Lebensgefühl vieler Menschen<br />
zur Sprache gebracht hat. Wir<br />
warten! Worauf? Auf wen?<br />
In der Adventszeit wird uns bewusst,<br />
dass Warten zum Leben dazugehört.<br />
Kinder warten auf das Christkind. So war<br />
„Durch Jesus hat Gott uns darauf<br />
hingewiesen, wie er sich unser<br />
Miteinander vorstellt.“<br />
es jedenfalls, als ich klein war. Manche<br />
warten auf die Geschenke unterm Weihnachtsbaum.<br />
Viele warten darauf, dass<br />
es in dieser Welt endlich Frieden gibt.<br />
Andere warten auf etwas Liebe oder ein<br />
bisschen Glück. Und wie viele warten,<br />
dass die Gesundheit zurückkehrt. Dann<br />
gibt es welche, die wissen vielleicht gar<br />
nicht, dass sie warten. Sie leben einfach<br />
so dahin wie Wladimir und Estragon in<br />
„Warten auf Godot“.<br />
Wir Christen warten auf Gott. Wir warten,<br />
weil wir spüren, dass ohne Gott etwas in<br />
dieser Welt fehlt: Liebe – Frieden – Versöhnung<br />
– Gerechtigkeit – Wahrheit.<br />
Kirchenrat Norbert Stapfer: „Wir Christen warten auf<br />
Gott. Wir warten, weil wir spüren, dass ohne Gott etwas<br />
in dieser Welt fehlt: Liebe – Frieden – Versöhnung<br />
– Gerechtigkeit – Wahrheit.“<br />
Wenn wir auf Gott warten, geht es uns<br />
nicht wie Wladimir und Estragon. Wir<br />
wissen wer kommt. Denn Gott hat sich<br />
schon gezeigt. In diesem Jesuskind ist er<br />
auf uns Menschen zugekommen. Durch<br />
Jesus hat Gott uns darauf hingewiesen,<br />
wie er sich unser Miteinander vorstellt:<br />
friedlicher im Umgang miteinander und<br />
mit mehr Verständnis füreinander.<br />
In Jesus hat Gott die Saat für eine bessere<br />
Welt gesetzt. Wir müssen nur warten,<br />
dass diese Saat aufgeht.<br />
Wir warten also nicht auf etwas, das unbestimmt<br />
und unbekannt ist wie dieser<br />
Godot. Deshalb ist unser Warten ein zuversichtliches<br />
und tätiges Warten, denn<br />
wir können dazu helfen, dass diese Saat<br />
aufgeht und Frucht bringt.<br />
Ein gesegnetes Weihnachtsfest wünscht<br />
Kirchenrat Norbert Stapfer<br />
Evangelische Kurseelsorge Bad Füssing<br />
08 KURZeitung<br />
Dezember <strong>2023</strong> / Januar 2024