05.02.2024 Aufrufe

Diskurs 1/2024

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

den meisten Fällen handelt es sich um<br />

einen ischämischen Schlaganfall, um<br />

eine Minderdurchblutung des Gehirns<br />

durch ein verschlossenes Blutgefäß.<br />

Ein hämorrhagischer Schlaganfall, bei<br />

dem eine Hirnblutung ursächlich ist,<br />

kommt deutlich seltener vor. Beiden Varianten<br />

gemein ist jedoch, dass es sich<br />

stets um medizinische Notfälle handelt,<br />

die unverzüglich in einem geeigneten<br />

Krankenhaus versorgt werden sollten.<br />

Das „Stilling“ mit der angeschlossenen<br />

Hubschrauber-Luftrettung verfügt als<br />

das Notfallkrankenhaus in der Region<br />

über die nötige Infrastruktur, Schlaganfälle<br />

jeden Schweregrades rund um die<br />

Uhr zu behandeln. Mit der Stroke Unit<br />

und der Intensivstation sind sämtliche<br />

Voraussetzungen für eine optimale Notfallversorgung<br />

und Nachbehandlung<br />

der Patienten durch ein spezialisiertes<br />

Team aus Ärzten, Pflegekräften, Therapeuten<br />

und Sozialdienst gegeben.<br />

Sprachstörungen, Verwirrtheit, Schwindel<br />

oder halbseitigen Muskel- und Gesichtslähmungen.<br />

Aber auch starke<br />

Kopfschmerzen, die Wahrnehmung von<br />

Doppelbildern und verschwommenes<br />

Sehen können Anzeichen sein. Gerade<br />

weil das Beschwerdebild so unspezifisch<br />

daherkommt, ist es wichtig, dass<br />

Die Struktur einer Stroke Unit<br />

bietet den Patienten die bestmögliche<br />

Therapie.<br />

Prof. Dr. Christian Tanislav<br />

Ärztlicher Direktor Diakonie Klinikum<br />

umstehende Personen die Notsituation<br />

schnell erkennen und dass zügig die<br />

richtige Diagnose gestellt wird.<br />

Mithilfe von Laboruntersuchungen und<br />

bildgebender Verfahren wie Ultraschall,<br />

Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie<br />

(MRT) können<br />

selbst kleinste Durchblutungsstörungen<br />

erkannt werden. Je nach Befund<br />

können die Ärzte sodann eine gezielte<br />

Behandlung einleiten. In vielen Fällen<br />

lassen sich verschlossene Blutgefäße<br />

bereits durch Gabe spezieller Medikamente<br />

wieder öffnen: Bei der Thrombolyse<br />

(kurz auch einfach Lyse genannt)<br />

wird ein Medikament appliziert, das die<br />

Blutgerinnung beeinflusst und gezielt<br />

ein Gerinnsel aufgelöst.<br />

In bestimmten Fällen, so auch bei Friedel<br />

Kemper, gilt eine Thrombektomie<br />

heute als erstes Mittel der Wahl. Bei<br />

diesem Verfahren, das erst seit etwa<br />

zehn Jahren in Deutschland<br />

etabliert ist, wird das Blutgerinnsel<br />

mit einem Katheter-Eingriff durch die<br />

Leiste entfernt und die verschlossene<br />

Gehirnarterie wieder geöffnet. Zum<br />

Einsatz kommen dabei spezielle, flexible<br />

Drahtröhrchen, die sogenannten<br />

Stent-Retriever. Mit diesen kann über<br />

den Katheter das Blutgerinnsel gezielt<br />

aus dem Hirngefäß entfernt und somit<br />

die Durchblutung schnell wiederhergestellt<br />

werden. Beide Verfahren – die<br />

Lyse-Therapie wie auch die Thromektomie<br />

– sind allerdings nur in den ersten<br />

Stunden nach einem Schlaganfall möglich,<br />

sodass nur bei Patienten angewendet<br />

werden können, die zeitig in die Klinik<br />

kommen. Hieran lässt sich erneut<br />

erkennen, wie wichtig es ist, im Notfall<br />

sehr schnell und gezielt zu handeln.<br />

Fachabteilungen kooperieren<br />

Bei bestimmten Verläufen des Schlaganfalls<br />

kann es erforderlich sein, den<br />

Gehirndruck zu mindern und dazu die<br />

Schädeldecke zu öffnen. In solchen Fällen<br />

sind die Neurochirurgen gefragt,<br />

ebenso bei Patienten mit einer großen<br />

oder lebensbedrohlichen Hirnblutung.<br />

Auf die frühzeitige Behandlung krankhafter<br />

Aussackungen der Gehirnarterien<br />

(Hirnarterienaneurysmen), die zu<br />

solchen schweren Blutungen führen<br />

können, ist man im Diakonie Klinikum<br />

ebenfalls spezialisiert. Auf diesem Gebiet<br />

besteht nun eine enge Kooperation<br />

der noch jungen Fachabteilung für<br />

Neuroradiologie unter der Leitung von<br />

Dr. Gregor Richter mit der Klinik für<br />

Neurochirurgie von Chefarzt Prof. Dr.<br />

Veit Braun. Mehr dazu lesen Sie auf der<br />

nächsten Seite.<br />

Daniel Weber<br />

Symptome können stark variieren<br />

Kommt es zu einem Schlaganfall, zählt<br />

wirklich jede Minute. Problem: Nicht<br />

immer ist die Situation so eindeutig<br />

wie im Fall von Friedel Kemper. Die<br />

Symptome können, je nachdem welches<br />

Gehirnareal betroffen ist, stark variieren.<br />

Häufig kommt es bei den Patienten<br />

zum Ausfall von Sinneseindrücken, zu<br />

Gefäßdarstellung der Hirnarterien in der Katheteruntersuchung: Der rote Pfeil im linken Bild zeigt<br />

das verschlossene Gefäß. Rechts das Ergebnis nach erfolgreicher Behandlung; die Hirndurchblutung<br />

ist wiederhergestellt.<br />

29

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!