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Diskurs 1/2024

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sie Forschungsprozesse nachvollziehen<br />

und verstehen können“, erklärt Manuela<br />

Völkel. Konkret eignen sich die Auszubildenden<br />

dabei pflegetheoretische<br />

Grundlagen und Begrifflichkeiten an<br />

und sie lernen, medizinische Leitlinien<br />

zu bewerten und zu klassifizieren.<br />

Was ist Pflegewissenschaft<br />

und welche Ziele verfolgt sie?<br />

Pflegewissenschaft beschäftigt sich<br />

mit empirischen, handlungs- und<br />

wissensbasierten Fragen, die die<br />

Gesundheits-, Kranken-, Kinderkranken-<br />

und Altenpflege betreffen. In der<br />

Pflegewissenschaft werden Erfahrungswissen,<br />

theoretische Kenntnisse und<br />

Forschungsergebnisse kombiniert. Ziel<br />

ist es, wissenschaftliche Erkenntnisse<br />

für die Pflegepraxis zu liefern und auf<br />

diese Weise die Qualität in der Pflege<br />

stetig zu verbessern.<br />

Berufliche Möglichkeiten<br />

nach dem Studium<br />

Das Studium der Pflegewissenschaft ist<br />

in den meisten Fällen so gestaltet, dass<br />

es berufsbegleitend absolviert werden<br />

kann. Leider sind derzeit nur etwa ein<br />

bis zwei Prozent aller Pflegekräfte im<br />

Feld dieser Wissenschaft ausgebildet.<br />

Der Sachverständigenrat Gesundheit<br />

und Pflege hat jedoch bereits 2018 bestätigt,<br />

dass mindestens zehn Prozent<br />

aller Pflegekräfte über einen solchen<br />

akademischen Abschluss verfügen<br />

sollten und entsprechend in der Praxis<br />

einzusetzen sind – gemäß dem Motto<br />

Spitzenmedizin braucht auch Spitzenpflege.<br />

Nach dem Studium können<br />

Absolventen unter anderem in der<br />

Pflegeleitung, im Pflegemanagement,<br />

in der Plfegeberatung oder auch in der<br />

Pflegepädagogik tätig werden. Eine<br />

Übersicht zu berufsbegleitenden oder<br />

verkürzten Pflegestudiengängen in<br />

Deutschland sind im Internet zu finden<br />

unter www.pflegestudium.de. Nähere<br />

Infos zu Zulassungsbedingungen und<br />

zur Finanzierung erhalten Interessierte<br />

in der Studienberatung an den jeweiligen<br />

Hochschulen. Berufserfahrung<br />

oder Abitur sind in der Regel keine<br />

zwingenden Voraussetzungen.<br />

Mit im Fokus steht, die einzelnen Forschungsschritte<br />

zu verstehen, unterschiedliche<br />

quantitative und qualitative<br />

Pflegeforschungsstudien zu lesen<br />

und zu beurteilen sowie eigenständig<br />

mit Forschungsmethoden zu experimentieren.<br />

Manuela Völkel: „Es ist uns<br />

wichtig, das Interesse fürs praktische<br />

Forschen zu wecken.“<br />

In diesem Zuge haben beispielsweise<br />

jüngst zwei Ausbildungskurse in Kleingruppenarbeit<br />

zu der Fragestellung<br />

geforscht: „Was wären die idealen Bedingungen<br />

für eine ganzheitlich auf Gesundheit<br />

ausgerichtete Pflegeschule?“<br />

Dazu wurden sowohl leitfadengestützte<br />

Interviews durchgeführt, als auch ein<br />

Fragebogen mit 15 teils offenen Fragen<br />

entwickelt. Befragt wurden einzelne<br />

Lehrende, Auszubildende und Weiterbildungsteilnehmende<br />

des Pflegebildungszentrums.<br />

Ob bereitgestelltes<br />

Bio-Obst, ein Wasserspender oder ein<br />

gemütlich eingerichteter Pausenraum<br />

– „Auffallend dabei war, dass sich die<br />

Antworten ziemlich ähnelten und die<br />

Lehrenden in etwa gleicher Meinung<br />

waren“, stellt Auszubildender Tobias<br />

Müller fest. Eine besonders kreative<br />

Gruppe traute sich in dem Projekt unter<br />

Anleitung an die sogenannte Forschungsmethode<br />

Photovoice. Dabei<br />

werden visuelle Eindrücke in Bezug auf<br />

die Forschungsfrage per Handykamera<br />

festgehalten und anschließend im<br />

Plenum strukturiert reflektiert<br />

und ausgewertet. „Diese partizipative<br />

und zugleich kreative<br />

Methode eröffnet den<br />

Manuela Völkel,<br />

Lehrerin für Pflegeberufe<br />

und Pflegeexpertin am<br />

Siegener Pflegebildungszentrum<br />

Horizont für neue Erkenntnisse<br />

um ein Vielfaches, ähnlich wie bei<br />

einem Brainstorming“, sagt Manuela<br />

Völkel.<br />

Forschungsvorhaben wie diese werden<br />

in den Ausbildungskursen am Siegener<br />

Pflegebildungszentrum als Übung oder<br />

auch als Experiment gewertet. Manuela<br />

Völkel macht deutlich, dass das nicht<br />

den Anspruch einer wissenschaftlich<br />

korrekten Vorgehensweise erhebt. Eher<br />

geht es darum, bei den Auszubildenden<br />

zum einen den Forschergeist für das eigene<br />

Umfeld zu wecken und zum anderen<br />

einen Gewinn für die Pflegebildung<br />

zu bieten.<br />

Blazenka Sokolova<br />

Pflegebildungs-<br />

PBZ zentrum Siegen<br />

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