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Diskurs 1/2024

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und kleiner Finger von der Erkrankung<br />

betroffen. „Es können aber auch der<br />

Daumen, die Hohlhand und alle anderen<br />

Finger erkranken“, erläutert Dr.<br />

Pausch. Eine Verklumpung (Fibrosierung)<br />

der Sehnenplatte in der Handinnenfläche<br />

(Palmaraponeurose), die sich<br />

verkürzt, führt zu einer Knoten- und<br />

Strangbildung, verdeutlicht der Experte.<br />

„Dieses mechanische Hindernis,<br />

welches die betroffenen Finger in eine<br />

Krümmung zwingt, verhindert deren<br />

komplette Streckung.“<br />

Mit zunehmendem Alter steigt die<br />

Wahrscheinlichkeit an Morbus Dupuytren<br />

zu erkranken. „Männer sind<br />

„Zu 80 % sind die Ursachen<br />

genetisch bedingt. Männer sind<br />

häufiger betroffen als Frauen.“<br />

drei bis fünf Mal häufiger betroffen als<br />

Frauen“, so Dr. Pausch. Zu 80 Prozent<br />

sind die Ursachen genetisch bedingt,<br />

also erblich. Man vermutet Zusammenhänge<br />

mit Diabetesleiden und medikamentöser<br />

Therapie der Epilepsie. Die<br />

genauen Ursachen und Auslöser sind<br />

bis heute nicht bekannt.<br />

Patienten gehen oft erst spät zum Arzt<br />

Der Morbus Dupuytren verläuft in Stadien<br />

und kann sich sehr aggressiv mit<br />

einer schnell zunehmenden Krümmung<br />

der Finger entwickeln. Genauso kann es<br />

zu einem Stillstand kommen. Betroffene<br />

sind meist schmerzfrei. Was erst einmal<br />

positiv klingt, ist zugleich ein Problem,<br />

so Dr. Pausch: „Durch das häufig langsame<br />

Fortschreiten der Erkrankung<br />

gewöhnen und arrangieren sich viele<br />

Patienten mit der eingeschränkten<br />

Handfunktion und stellen sich erst im<br />

fortgeschrittenen Stadium ärztlich vor.“<br />

In schweren Fällen kann es zur kompletten<br />

Einsteifung der Finger in einer<br />

Beugestellung im Grund- und Mittelgelenk<br />

sowie zu einer Überstreckung im<br />

Fingerendgelenk kommen. Greifen ist<br />

dann nicht mehr möglich, die Funktionalität<br />

der Hand zu großen Teilen aufgehoben.<br />

Daher lautet die Empfehlung,<br />

spätestens wenn sich die Hand nicht<br />

mehr flach auf den Tisch legen lässt<br />

oder man Schwierigkeiten hat sie in<br />

die Hosentasche zu stecken oder Handschuhe<br />

anzuziehen, bei einem Handchirurgen<br />

vorstellig zu werden.<br />

Morbus Dupuytren ist nicht heilbar.<br />

Trotzdem gibt es verschiedene Therapieansätze,<br />

die eine Verbesserung der<br />

Handfunktion und eine Reduzierung der<br />

Schmerzsymptomatik als Ziel haben.<br />

So sind im Anfangsstadium ergotherapeutische<br />

und krankengymnastische<br />

Übungsbehandlungen möglich. Zudem<br />

kann das Tragen von Lagerungsschienen<br />

helfen. Im Frühstadium findet die<br />

Strahlentherapie mit weicher Röntgenstrahlung<br />

Anwendung. Bis sich ein Effekt<br />

zeigt, sind in der Regel mehrere Sitzungen<br />

notwendig. Dabei geht es nicht<br />

um das Verbessern der Handfunktion,<br />

sondern eher darum, ein Fortschreiten<br />

der Erkrankung zu verhindern. Weiterhin<br />

gibt es die Möglichkeit, die derben<br />

Stränge in lokaler Betäubung mit einer<br />

scharfen Nadel zu durchtrennen (Needling).<br />

„Leider sind die Langzeitergebnisse<br />

nicht zufriedenstellend“, so Pausch.<br />

„In bis zu 85 Prozent der Fälle kommt<br />

es binnen fünf Jahren zu einem Wiederauftreten<br />

der Krankheit, sodass die Betroffenen<br />

nicht zufrieden werden.“<br />

Operation erfolgt zumeist ambulant<br />

Zur Wiedererlangung der Fingerstreckung<br />

und damit Wiederherstellung<br />

einer guten Handfunktion bleibt meist<br />

nur die Möglichkeit einer Operation.<br />

Sie gehört in die Hand eines Spezialisten,<br />

eines Handchirurgen. Unter Zuhilfenahme<br />

einer Lupenbrille mit entsprechender<br />

Vergrößerung werden die<br />

Hohlhand und die betroffenen Finger<br />

durch einen Zick-Zack-förmigen Schnitt<br />

MVZ Jung-Stilling Siegen<br />

Tel.: 0271 / 31 47 10<br />

E-Mail: mvz-chirurgie@<br />

diakonie-sw.de<br />

MVZ Betzdorf-Kirchen<br />

Tel.: 02741 / 93 72 80<br />

E-Mail: mvz-betzdorf@<br />

diakonie-sw.de<br />

www.mvz-diakonie.de<br />

in lokaler Betäubung oder in<br />

Narkose eröffnet und das erkrankte<br />

Fasziengewebe entfernt. Dabei müssen<br />

sowohl die feinen Gefäß- und Nervenbahnen,<br />

welche häufig von dem verklumpten<br />

Gewebe um- und eingemauert<br />

werden, als auch die Beugesehnen<br />

und die Handmuskulatur geschont werden.<br />

Manchmal ist es notwendig, kleine<br />

Verschiebelappen der Haut zu bilden,<br />

um einen spannungsfreien Verschluss<br />

der Hautweichteile herbeizuführen. In<br />

der Regel können diese Eingriffe unter<br />

ambulanten Bedingungen durchgeführt<br />

werden.<br />

Zeitig zum Handchirurgen<br />

Je nach Ausmaß schließt sich häufig<br />

eine ergo- oder physiotherapeutische<br />

Behandlung bei einem speziell ausgebildeten<br />

Handtherapeuten an. Auch<br />

Bei 21 %<br />

der operierten Patienten<br />

... kommt es innerhalb von fünf Jahren<br />

zum Wiederkehren der Erkrankung<br />

das Tragen von Lagerungs- oder Quengelschienen<br />

nach der Operation ist je<br />

nach Behandlungsfortschritt sinnvoll.<br />

Problematisch wird es, wenn es zu einer<br />

längeren Beugestellung in den Fingergelenken<br />

gekommen ist, verdeutlicht<br />

Dr. Pausch: „Durch Schrumpfen der Gelenkkapsel<br />

steifen die Gelenke ein. Dann<br />

kann eine operative Mobilisation der<br />

Gelenke notwendig werden, um wieder<br />

eine gute Beweglichkeit zu erreichen.“<br />

Trotz optimalem operativen Vorgehen<br />

kommt es indes bei etwa 21 Prozent der<br />

Patienten nach einer Operation binnen<br />

fünf Jahren zu einem Wiederkehren der<br />

Erkrankung. Dann kann eine erneute<br />

Operation notwendig werden.<br />

„In den meisten Fällen erreicht man<br />

nach operativer Entfernung des erkrankten<br />

Gewebes und bei adäquater<br />

Nachbehandlung mit intensivem Training<br />

eine gute Handfunktion“, so Dr.<br />

Pausch. Je länger die Finger in einer<br />

Beugestellung „gefesselt“ sind, umso<br />

komplexer seien die operativen Maßnahmen<br />

und umso schlechter die Langzeitergebnisse.<br />

Sein Rat lautet daher:<br />

„Den Befund frühzeitig beim Handchirurgen<br />

abklären lassen!“ Daniel Weber<br />

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