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Diskurs 1/2024

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und – um diese zu lösen – die Bewegung<br />

rückwärtslaufen lässt.Neben den<br />

„Motomeds“ zählen unter anderem der<br />

„Twister“, eine Art Drehscheibe, auf<br />

dem sich die Beweglichkeit der Hüfte<br />

trainieren lässt, ein Pedalo-Fußtrainer<br />

sowie eine Vibrationsplatte, die Durchblutung,<br />

Muskelaufbau und Entspannung<br />

fördert, zu den Fitnessgeräten im<br />

Freudenberger Altenzentrum. Beim Bewegungsparcours<br />

wird jedes Gerät 15<br />

Minuten lang benutzt, dann geht‘s weiter<br />

zum nächsten. Am Ende soll jeder<br />

Teilnehmer mindestens einmal an jeder<br />

Station gewesen sein, damit möglichst<br />

alle Muskelgruppen trainiert werden.<br />

Der Großteil der Geräte konnte dank<br />

großzügiger Unterstützung des Fördervereins<br />

angeschafft werden. Speziell für<br />

ältere Menschen entwickelt wurde keines<br />

von ihnen, sagt Ulrike Marquardt.<br />

Manche kommen aus dem Reha- und<br />

Fitness-Bereich, wieder andere wurden<br />

für die Therapie bei Menschen mit Behinderungen<br />

konzipiert. „Als Ergotherapeutin<br />

habe ich gesehen, wie jüngere<br />

Menschen die Geräte benutzt haben<br />

und mich gefragt, warum sie nicht auch<br />

in der Altenpflege einen Platz finden<br />

können. Manche Geräte werden etwas<br />

anders benutzt, vor allem bei Senioren,<br />

die Balanceschwierigkeiten oder Probleme<br />

beim Stehen haben, aber das Ergebnis<br />

des Trainings ist das gleiche.“<br />

Apropos Schwätzchen: Eine<br />

weitere Komponente des Bewegungsangebots<br />

im Freudenberger Altenzentrum<br />

ist der sogenannte Plaudertisch. Dieser<br />

verfügt einerseits an jeder seiner vier<br />

Seiten über ein Übungsgerät, um Kraft,<br />

Ausdauer, Beweglichkeit und Balance<br />

zu trainieren, und bietet andererseits<br />

Beweglich bleiben in der Hüfte – mit dem Twister.<br />

Hier übt Bewohner Frank Ruffani unter Anleitung<br />

von Ulrike Marquardt.<br />

Neben Ulrike Marquardt helfen in der<br />

Regel zwei weitere Mitarbeiter der Einrichtung<br />

beim Training, stellen die Geräte<br />

richtig ein und koordinieren die<br />

Gruppe, sodass die Senioren stets gut<br />

betreut sind. Trotzdem ist es wichtig,<br />

dass die Ergotherapeutin den Überblick<br />

behält. „Es ist sehr wichtig, die Diagnosen<br />

der Teilnehmer zu kennen, damit<br />

das Training sicher ist. Nicht alle<br />

Geräte können zum Beispiel mit einem<br />

Herzschrittmacher benutzt<br />

werden.“ Aber auch wenn<br />

manche Bewohner nicht<br />

alle Übungen mitmachen<br />

können, ist die Bewegungstherapie<br />

doch<br />

für fast jeden hilfreich.<br />

„Das Schöne am Parcours<br />

ist, dass auch Menschen mit einer<br />

schweren Demenz ohne Probleme<br />

trainieren können. Vielen von ihnen<br />

macht das auch großen Spaß“, sagt<br />

die Ergotherapeutin. „Es gibt Geräte,<br />

die Bewohnern mit Demenz Angst<br />

bereiten können, aber das merkt man<br />

schnell und kann das Training dann<br />

individuell anpassen.“ Möchte ein<br />

Teilnehmer zwischendrin aufhören<br />

oder ein Gerät nicht benutzen, ist das<br />

kein Problem. „Das Training kann nur<br />

funktionieren, wenn sich alle wohlfühlen<br />

und Spaß haben“, betont Ulrike<br />

Marquardt. Die Bewohner können<br />

selbst entscheiden, ob und wie oft<br />

sie mitmachen möchten, weshalb<br />

die Gruppengröße variiert.<br />

Mal kommen 20 Senioren<br />

zusammen, mal sind<br />

es auch nur acht. Die Stimmung<br />

ist meist ausgelassen<br />

– oft wird dabei gesungen<br />

oder Schwätzchen gehalten.<br />

Das „Motomed“ ermöglicht Arm- und Beintraining<br />

im Sitzen. Kornelia Jungbluth zeigt<br />

Bewohnerin Christa Weber, wie es geht.<br />

die Möglichkeit, beim Gegenübersitzen<br />

in geselliger Runde Kopf und Geist anzuregen.<br />

Die Übungsgeräte nennen sich<br />

unter anderem Drehorgel, Rasenmäher<br />

oder Kaffeemühle und sollen mit alltäglichen<br />

Bewegungsabläufen auch Menschen<br />

mit Demenz einen intuitiven Zugang<br />

ermöglichen. Wie der Name schon<br />

sagt, ist der Plaudertisch jedoch kein<br />

reines Fitnessgerät für Muskeln, Herz<br />

und Kreislauf, sondern dient zugleich<br />

der Kommunikation und eignet sich<br />

auch für Gedächtnistrainings.<br />

Die Bewegungsangebote werden im<br />

Haus sehr gut angenommen. Dazu gehören<br />

auch die Kurse „Kraft und Balance“<br />

(findet zweimal in der Woche<br />

statt) und „Senior Fit“ (vierteljährlich<br />

oder nach Bedarf). Über die angeleiteten<br />

Kurse hinaus haben die Bewohner<br />

zudem die Möglichkeit, manche Geräte<br />

selbständig zu benutzen. Dafür steht<br />

zum Beispiel eines der „Motomeds“<br />

im Eingangsfoyer bereit. Dort befindet<br />

sich auch ein Massagesessel zur Entspannung,<br />

welcher bei den Bewohnern<br />

gleichfalls viel Anklang findet.<br />

Neben den sportlichen Angeboten wird<br />

im Alltag viel dafür getan, dass die<br />

Senioren auch im Kopf fit bleiben. Bei<br />

einer Runde Riesen-Vier-Gewinnt oder<br />

gemeinsamen Kegelabenden beispielsweise<br />

wird die Konzentration der Bewohner<br />

auf eine Weise gefordert und<br />

gefördert, die ebenfalls sehr viel Spaß<br />

macht und zugleich das Gemeinschaftsgefühl<br />

stärkt.<br />

Zoe Schmidt<br />

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