2014-01
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ABENTEUER ALTER(S)GARTEN<br />
ABENTEUER ALTER(S)GARTEN<br />
Wir, ein Ehepaar im Alter von 64 Jahren, geboren<br />
und gelebt in Hamburg, wohnen seit knapp zwei Jahren<br />
auf dem Birkenhof in Wilnsdorf im Alter(s)garten.<br />
Zuvor lebten wir 16 Jahre in Bonn und lernten dort<br />
den rheinischen Frohsinn und Karneval kennen. Aber<br />
warum jetzt das Siegerland und der Birkenhof?<br />
Seit einigen Jahren machten wir uns schon Gedanken<br />
über eine selbstbestimmte, altersgerechte und lebendige<br />
Wohnform für den letzten Teil des Lebens. Im<br />
Familien- und Bekanntenkreis gab es viele negative Beispiele,<br />
die mit Isolation und Vereinsamung einhergingen.<br />
Wir wollten es anders machen.<br />
Durch die Zeitschrift „SCHROT und KORN“ erfuhren<br />
wir von dem Projekt Alter(s)garten und wurden neugierig.<br />
Es sollte ein Niedrigenergiehaus mit acht Wohnungen und<br />
einem Gemeinschaftsraum entstehen. Nach einem ersten<br />
Besuch auf dem Bauernhof – die Bagger hoben schon die<br />
Baugrube aus – war unser Interesse geweckt und die nächsten<br />
Wochen standen fast ausschließlich im Zeichen der<br />
Auseinandersetzung mit dem Projekt Birkenhof. Nach weiteren<br />
Besuchen und Überlegungs- und Vorbereitungszeit<br />
entschlossen wir uns für das Abenteuer Alter(s)garten.<br />
Nach einem knappen Jahr zogen wir dann in ein Haus,<br />
in das die Handwerker noch monatelang ein- und ausgingen.<br />
Nach und nach zogen die weiteren neun Bewohner<br />
ein. Vorerst waren wir alle damit beschäftigt, die Räume<br />
wohnlich zu gestalten. Es war nicht einfach, denn alle hatten<br />
sich verkleinert und viele Dinge fanden keinen Platz.<br />
Es war also notwendig, sich von liebgewordenen Dingen zu<br />
trennen. Dankbare Abnehmer fanden sich auf dem großen<br />
Bauernhof und das gab uns ein gutes Gefühl, dass unsere<br />
Dinge noch gebraucht wurden.<br />
Nach dem Einwohnen ging es los mit der Gemeinsamkeit<br />
und dem Gruppenleben. Es war schon spannend, elf<br />
sich fremde Menschen unter einen Hut zu bekommen. Die<br />
Fragen: wie wollen wir unseren Alltag gestalten, möchte<br />
ich viel Nähe, bleibe ich lieber für mich, welche Farbe bekommt<br />
das Treppenhaus und die Außenfassade, wie soll<br />
dieAußenanlage gestaltet werden, haben viele gemeinsame<br />
Abende in Anspruch genommen. Unterstützt wurden wir in<br />
vielen Entscheidungen von der Hofgemeinschaft, die immer<br />
ein offenes Ohr und eine helfende Hand hatte.<br />
Nach dieser Zeit stellt sich nun die Frage, ob unsere Entscheidung<br />
richtig war und die Erwartungen erfüllt wurden.<br />
Ja, so kann es weitergehen. Jeder hat inzwischen seinen<br />
Rhythmus gefunden. Projekte werden gemeinsam geplant,<br />
beschlossen und ausgeführt. Der Hofladen ist vor der Tür,<br />
dort bekommen wir die Dinge fürs tägliche Leben. Interessante<br />
Veranstaltungen finden monatlich statt und wir als<br />
„Städter“ lernen so allmählich das Landleben und die Landwirtschaft<br />
kennen. Freitags gibt es im Gemeinschaftsraum<br />
eine „Kneipe“, die auch von den Hofbewohnern, Praktikanten<br />
und Lehrlingen gerne besucht wird. Es werden Spiele<br />
gemacht, oder man klönt ganz einfach und lernt sich dadurch<br />
immer besser kennen. Wenn es mal zu Querelen kommt, werden<br />
diese kurzfristig ausdiskutiert und behoben.<br />
Kurz und gut: Wir lernen immer noch den Umgang miteinander<br />
und erarbeiten uns eine gute Gesprächskultur. Das<br />
Leben auf dem Bauernhof mit den vielen verschiedenen Menschen,<br />
die hier leben und denen, die den Hof besuchen, bereichert<br />
unser Leben und weckt die Neugier auf jeden neuen Tag.<br />
So hatten wir es uns vorgestellt: Leben in der Natur und<br />
mit den Tieren, Zusammenleben mit Menschen, welche die<br />
gleiche Vorstellung vom Altwerden haben, Hilfen im Arbeitsablauf<br />
des Hofes erbringen und natürlich gemeinsam<br />
fröhlich sein und Feste feiern.<br />
Anke Luckfiel<br />
Foto: Anke Luckfiel<br />
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