2014-01
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verabschiedeten sich und mit einem Liedchen auf den Lippen<br />
trabte Michel fröhlich seinen Lebensweg weiter. Er war zwar<br />
immer noch beglückt über den guten Tausch, doch als er<br />
einige Monde später auf einen Händler traf, der verlockende<br />
Waren zu bieten hatte, beklagte er sich: „Ach, dir geht es<br />
gut. Ich trage nur diese blank-schimmernden Euros mit mir,<br />
doch du kannst dich an den herrlichsten Dingen erfreuen.“<br />
Der pfiffige Händler zögerte nicht lange und bot Michel ein<br />
Geschäft an. „Wenn du mir für hundert Euro Waren abkaufst,<br />
für die du früher hundert Mark bezahlt hast, dann verspreche<br />
ich dir, dass die Last nur noch halb so schwer für dich ist.“<br />
Dem Michel war schon ein wenig schummerig zumute und<br />
er verstand den Handel nicht gleich, aber da er sich bei all<br />
den vorangegangenen Tauschereien hinterher stets glücklicher<br />
gefühlt hatte, spürte er auch dieses Mal eine kleine<br />
Erleichterung im Herzen.<br />
Doch langsam schrumpften des Michels Eurobestände<br />
und auch die Waren wurden stetig teurer. Eines Tages kreuzte<br />
durch eine wundersame Fügung ein Investment-Ritter des<br />
Michels Weg. Bei ihm beklagte er seine Nöte und das langsame<br />
Dahinschmelzen seiner Euronen. „Nun“, lachte der<br />
Geldmann, „dem kann man doch abhelfen! Auch du kannst<br />
am Wohlstand teilhaben.“ Rasch erklärte er dem Michel die<br />
Möglichkeiten der wundersamen Geldvermehrung durch<br />
Anlagen, Aktien, Derivate, Rentenfonds und was es sonst<br />
noch alles an Mauscheleien gibt. Wie gut es mir doch gehen<br />
könnte, dachte leutselig der Michel. Vor ihm lagen Papiere,<br />
bunt bedruckt und voller Geheimnisse, die ihm ein sorgenfreies<br />
Alter garantieren würden. Er könne gut leben, sich an<br />
den schönsten Dingen erfreuen, während er diese nutzlosen<br />
belasteten Euros mit sich herumschleppe, beteuerte der<br />
großzügige Gönner. Michel strahlte in einer nicht erahnten<br />
Glückseligkeit und übergab dem ihm freundlich zunickenden<br />
Manne seine letzten verbliebenen Euroreserven.<br />
Nun ja, als später die Voraussagen immer schlüpfriger<br />
und schleierhafter wurden und auch diese Werte schrumpften,<br />
war bei Michel immer noch eine Erleichterung zu spüren.<br />
Alle Glücksritter, die dem Michel wohlwollend helfen<br />
wollten, hatten sich auf leisen Socken davon gemacht. Es<br />
stimmte ihn auch nicht arg traurig, dass diese Glücksgönner<br />
zuerst an sich selbst dachten. Leider blieb des Michels Glück<br />
dabei auf der Strecke. Die Versprechungen verklangen und<br />
die Banken gingen Pleite und somit schmolz das ganze restliche<br />
Vermögen des Michel wie Butter in der Sonne dahin...!<br />
Etwas sehr betröppelt saß nun der Michel inmitten der<br />
schattenspendenden, üppig gewachsenen Hochbauten vor<br />
seiner kleinen Kate, als sich eines Tages doch noch eine<br />
freundliche Fee des Unglücklichen annahm. Auch sie hatte<br />
sehr viele Worte des Trostes und ein Päckchen dabei und statt<br />
des einst versprochenen Vermögens schenkte sie dem Michel<br />
einen Schirm. „Das ist ein Rettungsschirm, der alle Glücklosen<br />
auffängt“, beteuerte sie, „damit kann man weich auf der<br />
Wiese der Gestrauchelten landen, wenn man in große Not<br />
gerate.“ Leider vergaß aber die engelhafte Fee zu sagen, dass<br />
der Kreis der zu Rettenden stark eingeschränkt sei und Michel<br />
wahrscheinlich nicht dazugehören würde. Michel blieb trotzdem<br />
froh und dankbar über diesen leicht zu handhabenden<br />
Schirm, auch wenn er fast nutzlos geworden war. Selbst als<br />
<br />
<br />
HEILPRAKTIKERPRAXIS<br />
Sven Thomas Langer<br />
man ihm fortan den Arbeitslohn halbierte und die Arbeitszeit<br />
verlängerte, nur noch befristete Verträge oder Teilzeittätigkeiten<br />
für ihn hatte, blieb er unbekümmert. Soziale Almosen<br />
nahm er dankbar und treuherzig an. Er glaubte einfach stets<br />
fest daran, nie aus der Bahn geworfen zu werden. Michel<br />
war und bleibt eben ein Michel wie er sein muss! Geduldig,<br />
Rechtsanwaltskanzlei<br />
Dr. Buß & Coll.<br />
Dr. jur. Annette Buß<br />
Tätigkeitsschwerpunkt<br />
- Erbrecht<br />
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schweigsam, loyal, niemals aufmuckend und stets still. Michel<br />
war einfach immer mit wenig zufrieden und das wissen<br />
halt diejenigen, die auch heute noch auf purem Gold gebettet<br />
leben. Und da er nicht zu sterben scheint …<br />
Eva-Maria Herrmann<br />
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