11.04.2024 Aufrufe

2014-01

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

verabschiedeten sich und mit einem Liedchen auf den Lippen<br />

trabte Michel fröhlich seinen Lebensweg weiter. Er war zwar<br />

immer noch beglückt über den guten Tausch, doch als er<br />

einige Monde später auf einen Händler traf, der verlockende<br />

Waren zu bieten hatte, beklagte er sich: „Ach, dir geht es<br />

gut. Ich trage nur diese blank-schimmernden Euros mit mir,<br />

doch du kannst dich an den herrlichsten Dingen erfreuen.“<br />

Der pfiffige Händler zögerte nicht lange und bot Michel ein<br />

Geschäft an. „Wenn du mir für hundert Euro Waren abkaufst,<br />

für die du früher hundert Mark bezahlt hast, dann verspreche<br />

ich dir, dass die Last nur noch halb so schwer für dich ist.“<br />

Dem Michel war schon ein wenig schummerig zumute und<br />

er verstand den Handel nicht gleich, aber da er sich bei all<br />

den vorangegangenen Tauschereien hinterher stets glücklicher<br />

gefühlt hatte, spürte er auch dieses Mal eine kleine<br />

Erleichterung im Herzen.<br />

Doch langsam schrumpften des Michels Eurobestände<br />

und auch die Waren wurden stetig teurer. Eines Tages kreuzte<br />

durch eine wundersame Fügung ein Investment-Ritter des<br />

Michels Weg. Bei ihm beklagte er seine Nöte und das langsame<br />

Dahinschmelzen seiner Euronen. „Nun“, lachte der<br />

Geldmann, „dem kann man doch abhelfen! Auch du kannst<br />

am Wohlstand teilhaben.“ Rasch erklärte er dem Michel die<br />

Möglichkeiten der wundersamen Geldvermehrung durch<br />

Anlagen, Aktien, Derivate, Rentenfonds und was es sonst<br />

noch alles an Mauscheleien gibt. Wie gut es mir doch gehen<br />

könnte, dachte leutselig der Michel. Vor ihm lagen Papiere,<br />

bunt bedruckt und voller Geheimnisse, die ihm ein sorgenfreies<br />

Alter garantieren würden. Er könne gut leben, sich an<br />

den schönsten Dingen erfreuen, während er diese nutzlosen<br />

belasteten Euros mit sich herumschleppe, beteuerte der<br />

großzügige Gönner. Michel strahlte in einer nicht erahnten<br />

Glückseligkeit und übergab dem ihm freundlich zunickenden<br />

Manne seine letzten verbliebenen Euroreserven.<br />

Nun ja, als später die Voraussagen immer schlüpfriger<br />

und schleierhafter wurden und auch diese Werte schrumpften,<br />

war bei Michel immer noch eine Erleichterung zu spüren.<br />

Alle Glücksritter, die dem Michel wohlwollend helfen<br />

wollten, hatten sich auf leisen Socken davon gemacht. Es<br />

stimmte ihn auch nicht arg traurig, dass diese Glücksgönner<br />

zuerst an sich selbst dachten. Leider blieb des Michels Glück<br />

dabei auf der Strecke. Die Versprechungen verklangen und<br />

die Banken gingen Pleite und somit schmolz das ganze restliche<br />

Vermögen des Michel wie Butter in der Sonne dahin...!<br />

Etwas sehr betröppelt saß nun der Michel inmitten der<br />

schattenspendenden, üppig gewachsenen Hochbauten vor<br />

seiner kleinen Kate, als sich eines Tages doch noch eine<br />

freundliche Fee des Unglücklichen annahm. Auch sie hatte<br />

sehr viele Worte des Trostes und ein Päckchen dabei und statt<br />

des einst versprochenen Vermögens schenkte sie dem Michel<br />

einen Schirm. „Das ist ein Rettungsschirm, der alle Glücklosen<br />

auffängt“, beteuerte sie, „damit kann man weich auf der<br />

Wiese der Gestrauchelten landen, wenn man in große Not<br />

gerate.“ Leider vergaß aber die engelhafte Fee zu sagen, dass<br />

der Kreis der zu Rettenden stark eingeschränkt sei und Michel<br />

wahrscheinlich nicht dazugehören würde. Michel blieb trotzdem<br />

froh und dankbar über diesen leicht zu handhabenden<br />

Schirm, auch wenn er fast nutzlos geworden war. Selbst als<br />

<br />

<br />

HEILPRAKTIKERPRAXIS<br />

Sven Thomas Langer<br />

man ihm fortan den Arbeitslohn halbierte und die Arbeitszeit<br />

verlängerte, nur noch befristete Verträge oder Teilzeittätigkeiten<br />

für ihn hatte, blieb er unbekümmert. Soziale Almosen<br />

nahm er dankbar und treuherzig an. Er glaubte einfach stets<br />

fest daran, nie aus der Bahn geworfen zu werden. Michel<br />

war und bleibt eben ein Michel wie er sein muss! Geduldig,<br />

Rechtsanwaltskanzlei<br />

Dr. Buß & Coll.<br />

Dr. jur. Annette Buß<br />

Tätigkeitsschwerpunkt<br />

- Erbrecht<br />

- Familienrecht<br />

- Erstellung von<br />

Patientenverfügungen<br />

Chiropraktik -<br />

Osteopathie<br />

Homöopathie<br />

Akupunktur<br />

Medizinische Hypnose<br />

57250 Netphen-Dreis-Tiefenbach Kreuztaler Str. 35<br />

0271-3875829 www.gesundheitszentrum-langer.de<br />

Marienborner Str. 104 www.dr-buss.de<br />

0271 / 3 13 06 62<br />

schweigsam, loyal, niemals aufmuckend und stets still. Michel<br />

war einfach immer mit wenig zufrieden und das wissen<br />

halt diejenigen, die auch heute noch auf purem Gold gebettet<br />

leben. Und da er nicht zu sterben scheint …<br />

Eva-Maria Herrmann<br />

1/<strong>2<strong>01</strong>4</strong> durchblick 47

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!