2014-01
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Kultur<br />
ZWISCHEN ALLTAG UND GLAMOUR<br />
Mode, Modemacher und Modemarkt<br />
Wie wollen wir sein? Was ziehen wir Frauen an?<br />
Mögen wir es unauffällig und dezent? Oder<br />
wollen wir den großen Auftritt: Schaut alle her!<br />
Wem wollen wir gefallen? Wen provozieren? Oder wollen<br />
wir nur spielen? Alles geht. Die Designer geben uns<br />
Inspiration. Je nach Priorität, Geschmack und Geldbeutel<br />
können wir diese ganz individuell umsetzen. Ob vom<br />
SecondhandShop oder aus der Boutique, überall finden wir<br />
Lieblingsstücke, die zu uns passen. In der Mischung liegt<br />
wie meist im Leben die Lösung. Kreative Köpfe geben uns<br />
Vorschläge.<br />
Ein Diktat oder eine Kleiderordnung gibt es nicht mehr.<br />
Hippie, Lady oder Vintage-Queen? Frau muss sich nur<br />
Abendkleid von Hanae Mori, 1979<br />
wohlfühlen. Egal in welchem Alter. Mode ist ein Spagat<br />
zwischen Individualismus und Mainstream. Die moderne<br />
Frau zeigt im 21. Jahrhundert ihre sportliche Figur in engen<br />
Hosen, Minikleid, High Heels und trägt Push-Up, um mit<br />
dem Dekolletee zu punkten. Langbeinig und sexy kommen<br />
heute die jungen Frauen daher. Selbstbewusst und provokant.<br />
Bequem und edel:<br />
Leger, lässig, urban oder bequem für Arbeit und Sport:<br />
So wollte schon Gabrielle Chanel, genannt Coco, die<br />
Frauen Anfang des 20. Jahrhunderts anziehen. Weg vom<br />
Korsett und unbequemen, voluminösen, bodenlangen<br />
Kleidern. Bei ihrem Liebhaber „Boy“ lernte sie<br />
die englische Herrenmode im Detail, vor allem die<br />
Sportswear kennen. Hier wurden Jersey, Trikotagen<br />
oder wasserfeste Stoffe verwendet, die dem<br />
Körper beim Reiten, Polo und anderen Sportarten<br />
immer Freiheit der Bewegung und Schutz gegen<br />
Kälte und Regen garantierten. Und die Männer<br />
hatten die Hosen an, was Chanel dann auch für<br />
Frauen übernahm. Der Damensitz auf dem Reitpferd<br />
war hiermit Geschichte. Ein Skandal zu ihrer<br />
Zeit. Ihre Karriere begann sie als Modistin mit<br />
einem Hutatelier um 1910, gesponsert von ihrem<br />
Geliebten. Schnell besaß sie einen eigenen Modesalon<br />
in Paris und eine Boutique im Seebad Deauville.<br />
Von der Küste übernahm sie auch die bequemen<br />
Streifenshirts der bretonischen Fischer für<br />
die Frauenmode. Sie erfand das „kleine Schwarze“<br />
mit Modeschmuck, die berühmte Kastenjacke aus<br />
Bouclé, die „Chaneljacke“ , gestrickte Badeanzüge,<br />
Röcke, die knapp unterhalb des Knies endeten,<br />
schon wieder ein Skandal. Sie verzichtete auf die<br />
bisher üblichen Verzierungen und setzte auf klare<br />
Linien, schwarz-weiß und Naturtöne. Viele ihrer<br />
Klassiker haben bis ins 21. Jahrhundert überlebt<br />
und treffen noch heute den Zeitgeist. Der Look von<br />
Chanel gehört noch immer zu den meistkopiertesten<br />
der Welt. Spannend ist auch Gabrielle Chanels<br />
Privatleben. Ihr Aufstieg vom Waisenkind aus<br />
der Provinz, wo sie zur Näherin ausgebildet wurde,<br />
zur Modekönigin von Paris. Viele Affären mit<br />
Industriellen, Politikern, einem russischen Großfürsten<br />
und Künstlern (etwa mit Igor Strawinsky)<br />
werden ihr nachgesagt. Hatte sie eine Liaison mit<br />
einem Deutschen während der Besatzungszeit?<br />
Doch Mademoiselle Chanel hat während einer<br />
Exilzeit in der Schweiz an ihrem Comeback in<br />
Paris gearbeitet. Mit Erfolg. Denn Christian Dior<br />
Foto: Hartmut Reeh<br />
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