2014-01
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Essay<br />
… EINE SEELE VON MENSCH !<br />
Gedanken und Fragen über die Anatomie und Existenz einer Seele<br />
Mancher Mensch hat ein großes Feuer in seiner Seele,<br />
aber niemand kommt, um sich daran zu wärmen<br />
(Vincent van Gogh)<br />
Zur Einstimmung<br />
In diesem Beitrag geht es um den Versuch, dem so<br />
vielfältig belastenden Begriff „Seele“ ein wenig nachzuspüren.<br />
Er ist der (längst überfällige) Teil 2 meines<br />
Beitrages in der durchblick Ausgabe (<strong>01</strong>/12) „Angst essen<br />
Seele auf“, in dem es überwiegend um die Angst ging. Um<br />
nun wieder ein wenig ins Thema zu finden, zunächst einmal<br />
eine kurze Passage aus dem 1. Teil.<br />
„... was genau bedeutet der Begriff „Angst“, ein Zustand,<br />
der tief im Innern von uns Menschen so stark werden kann,<br />
dass er unser Seelenleben zerstört und zweitens, was verstehen<br />
wir Menschen eigentlich unter „Seele“, ein Begriff<br />
vielfältiger Bedeutungen, je nachdem, aus welcher Tradition<br />
heraus sie verstanden wird, mythisch-religiös, metaphysisch-philosophisch<br />
oder geistig-psychologisch. Bevor<br />
ich mich aber auf die Suche nach möglichen Antworten auf<br />
meine beiden Fragen mache, noch der Hinweis, dass ich diesen<br />
Beitrag als eine Verlängerung meines Beitrages in der<br />
durchblick-Ausgabe 03/11 „Hallo ICH, wer bist Du?“ verstehe,<br />
denn beide, sowohl die Angst, als auch die Seele, werden<br />
nur unmittelbar durch die Existenz unseres ICH begreiflich.<br />
Das ICH ist es, welches die Angst bei uns Menschen<br />
in ihren vielfältigen Ursachen und Ausprägungen verspürt,<br />
und die Seele braucht unbedingt das ICH, um in ihm Personenhaft<br />
begründet zu sein. Beide sind mit dem ICH untrennbar<br />
verwoben und durch die Beschäftigung mit ihnen wird<br />
die im vorigen Beitrag angesprochene ICH-Komplexität<br />
erneut deutlich sichtbar. Wenn es zwei Dinge gibt, die das<br />
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Jeder Lebensweg ist individuell.<br />
So sollte auch der Abschied sein. Wir sind für Sie da!<br />
Otto Henrik Giesler Bestattermeister<br />
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Dasein von uns Menschen und die Farbe unseres Lebens,<br />
von schwarz/grau bis rosa/rot, maßgeblich mitbestimmen,<br />
dann ist es der Umgang mit unseren vielfältigen Ängsten und<br />
damit eng verknüpft, die Befindlichkeit unserer Seele.“<br />
Soweit der kurze Rückblick. Vielleicht sollte ich diesen<br />
Beitrag ja mit der weisen Aussage des griechischen Philosophen<br />
Sokrates: „Ich weiß, dass ich nichts weiß“ beginnen<br />
lassen, um damit deutlich zu machen, dass ich mir<br />
der Schwierigkeit, über den Begriff Seele etwas (Aussagefähiges?)<br />
zu schreiben, durchaus bewusst bin. Oder sollte<br />
ich lieber einen humorvollen und dennoch tiefsinnigen Einstieg<br />
wählen mit einem Gedicht von Eugen Roth:<br />
Ein Mensch missachtet die Befehle.<br />
Des bessern Ich, der zarten Seele –<br />
Bis die beschließt, gekränkt zu schwer:<br />
Mit dem verkehre ich nicht mehr.<br />
Sie lebt seitdem, verbockt und stumm,<br />
Ganz teilnahmslos in ihm herum.<br />
Wie dem auch sei, die Gedanken sind ja bekanntlich frei<br />
und neugierige Fragen bei der Suche nach Erkenntnissen<br />
sind grundsätzlich immer erlaubt, auch zu einer so komplexen<br />
und letztlich unbeantwortbaren Frage nach der Seele.<br />
Haben oder Sein? – eine grundsätzliche Frage<br />
Wir Menschen haben eine unsterbliche Seele. Das zumindest<br />
glauben (und hoffen) über 90% aller Menschen auf<br />
dieser Erde, unabhängig davon, in welchem Kulturkreis sie<br />
leben und welcher Religion sie angehören. Dabei sind die<br />
Vorstellungen über ein Weiterleben der Seele nach dem Tod<br />
sehr unterschiedlich. So spannend und interessant es auch<br />
sein mag, den mannigfaltigen metaphysischen Vorstellungen<br />
in den Weisheitslehren der Völker über das Seelenleben nachzuspüren,<br />
hier möchte ich mein Augenmerk einmal auf das<br />
Wort haben lenken. Wir Menschen, die wir uns als ein ICH<br />
verstehen, erleben und wahrnehmen, glauben, eine Seele zu<br />
haben, so wie wir ein Auto oder ein Haus haben. Wir sind der<br />
Eigentümer einer Seele. Mit dieser Denkweise vergegenständlichen<br />
wir die Seele zu einem Ding, zu etwas sprichwörtlich<br />
„Eigentümlichen“. Das ICH sieht sich als den Besitzer einer<br />
unsterblichen Seele. Gut zu erkennen an dem alten und bekannten<br />
Sinnspruch: „Er hat seine Seele verkauft“. Ich kann<br />
nur das verkaufen, wovon ich glaube, dass ich es besitze.<br />
Aber, so sei gefragt, ist dieses HABEN-Denken eigentlich<br />
korrekt? Ist hier nicht eine gedankliche Korrektur notwendig?<br />
Die Frage nach der Beschaffenheit und Existenz einer<br />
Seele bekommt für mich einen völlig anderen Stellenwert,<br />
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